In dieser in ihrem zweiten Teil sehr tiefführenden Analyse konnte
ich feststellen, daß die Angst, die eine Zeitlang sehr hohe Grade an-
nahm — nachdem ein gewisser Höhepunkt überschritten war, immer
schwächer werdend —, den Gang der Analyse so begleitete, daß sie
als Anzeichen der bevorstehenden Auflösung von Hemmungen auf-
trat. Die Auflösung der Angst bedeutete dann immer einen sehr großen
Fortschritt in der Analyse, und ich kann vergleichsweise mit anderen
Analysen feststellen, daß die Behebung der Hemmungen um so voll-
ständiger gelingt (in dem Sinne, daß sie nicht nur als solche ver-
mindert oder behoben, sondern daß der Analyse das Wiedereinsetzen
der primären Lust möglich wird), je deutlicher die Angst als solche*
hervortritt und aulgelöst werden kann. Das ist zweifellos erreichbarer
in der Kinderanalyse und um so eher, je jünger das Kind ist, da der
Rückweg dort weniger lang und kompliziert ist. Bei Fritz ging diesem
Rückweg über die Angst zum Teil auch das Auftreten passagerer"
Symptome voraus, — deren Auflösung vorwiegend auch über die
Angst führte. Daß wir aber diese Hemmungen und Symptome den
Rückweg über die Angst nehmen sehen, zeigt wohl, daß sie von ihr
ausgehen.
Wir wissen, daß die Angst einer der primärsten Affekte ist. „Ich
sagte, die Verwandlung in Angst, besser: die Abfuhr in der Form von
Angst sei das nächste Schicksal der von der Verdrängung betroffenen
Libido" (Freud, Vorlsg. S. 477). Das Ich wiederholt bei dieser Reak-
tion mit Angst den bei der Geburt präformierten Affekt und ver-
wendet ihn dann als „die allgemein gangbare Münze, gegen welche
alle Affektregungen eingetauscht werden oder werden können —"
1) Bei Fritz trat sie, was mir sehr bedeutungsvoll erscheint, mit dem ganzen ihr eigenen
Affekt intensiv auf, während dies in den anderen Analysen nicht immer so der Fall war. Bei
Felix z. B., einem dreizehnjährigen Knaben, auf dessen Analyse ich im Verlauf dieser Arbeit
auch wiederholt zurückkomme, wurde die Angst wohl häufig als solche erkannt, aber nicht
so affektiv durchlebt. In seiner Arbeit „Kastrationskomplex und Charakter" (Zeitschrift VIII,
Heft 2) weist Dr. Alexander darauf hin, wie bedeutungsvoll dieses affektive Durchleben sei,
— etwas, was ja die Psychoanalyse schon in ihren Anfängen als das „Abreagieren" forderte.
2) Siehe Dr. S. Ferenczi: Über passagere Symptombildungen während der Analyse.
Zentralblatt für Psychoanalyse, 2. Jahrg., Heft 10/11.
ich feststellen, daß die Angst, die eine Zeitlang sehr hohe Grade an-
nahm — nachdem ein gewisser Höhepunkt überschritten war, immer
schwächer werdend —, den Gang der Analyse so begleitete, daß sie
als Anzeichen der bevorstehenden Auflösung von Hemmungen auf-
trat. Die Auflösung der Angst bedeutete dann immer einen sehr großen
Fortschritt in der Analyse, und ich kann vergleichsweise mit anderen
Analysen feststellen, daß die Behebung der Hemmungen um so voll-
ständiger gelingt (in dem Sinne, daß sie nicht nur als solche ver-
mindert oder behoben, sondern daß der Analyse das Wiedereinsetzen
der primären Lust möglich wird), je deutlicher die Angst als solche*
hervortritt und aulgelöst werden kann. Das ist zweifellos erreichbarer
in der Kinderanalyse und um so eher, je jünger das Kind ist, da der
Rückweg dort weniger lang und kompliziert ist. Bei Fritz ging diesem
Rückweg über die Angst zum Teil auch das Auftreten passagerer"
Symptome voraus, — deren Auflösung vorwiegend auch über die
Angst führte. Daß wir aber diese Hemmungen und Symptome den
Rückweg über die Angst nehmen sehen, zeigt wohl, daß sie von ihr
ausgehen.
Wir wissen, daß die Angst einer der primärsten Affekte ist. „Ich
sagte, die Verwandlung in Angst, besser: die Abfuhr in der Form von
Angst sei das nächste Schicksal der von der Verdrängung betroffenen
Libido" (Freud, Vorlsg. S. 477). Das Ich wiederholt bei dieser Reak-
tion mit Angst den bei der Geburt präformierten Affekt und ver-
wendet ihn dann als „die allgemein gangbare Münze, gegen welche
alle Affektregungen eingetauscht werden oder werden können —"
1) Bei Fritz trat sie, was mir sehr bedeutungsvoll erscheint, mit dem ganzen ihr eigenen
Affekt intensiv auf, während dies in den anderen Analysen nicht immer so der Fall war. Bei
Felix z. B., einem dreizehnjährigen Knaben, auf dessen Analyse ich im Verlauf dieser Arbeit
auch wiederholt zurückkomme, wurde die Angst wohl häufig als solche erkannt, aber nicht
so affektiv durchlebt. In seiner Arbeit „Kastrationskomplex und Charakter" (Zeitschrift VIII,
Heft 2) weist Dr. Alexander darauf hin, wie bedeutungsvoll dieses affektive Durchleben sei,
— etwas, was ja die Psychoanalyse schon in ihren Anfängen als das „Abreagieren" forderte.
2) Siehe Dr. S. Ferenczi: Über passagere Symptombildungen während der Analyse.
Zentralblatt für Psychoanalyse, 2. Jahrg., Heft 10/11.