jdo C.
drängungen, wie schon erwähnt, im Falle eines „Erinnertwerden"
an die unterdrückten Tendenzen, einen gemeinsamen Schutz für
die Individuen bieten, wird durch die Gruppenbildung auch die Häu-
figkeit dieses Erinnertwerdens bedeutend herabgedrückt, da ja die
Individuen, zwischen ihresgleichen lebend, viel weniger der Gelegen-
heit bloßgestellt sind, sich in jenen unangenehmen Spiegeln der An-
dersdifferenzierten erblicken zu müssen. Dadurch wird aber offenbar
wieder ein weiterer Betrag an Unterstützung für das Fortschreiten der
Differenzierung in ihrer ursprünglichen Richtung erhalten und da
ein jeder solcher Fortschritt wiederum eine neue Summe von Unlust,
welche verdrängt gehalten werden muß, mit sich bringt und so die
Gleichdifferenzierten noch stärker sich abzusondern zwingt usf.,—
so erkennt man deutlich, wie Gruppenbildung, Unlustumwand-
lung und Antagonismus unzertrennlich miteinander ver-
knüpft und einesteils als Folge, anderseits als dienstbare Mittel einer
allgemeinen Differenzierungstendenz aufzufassen sind/ —
Wir kehren nun zu den Ursachen des leichteren Bewußtwerdens
der Differenzierungsunlust beim Neid zurück. Daß das Vorkommen
des Neides an kleinere Differenziertheiten geknüpft ist, ist aus dem
Vorhergehenden ohne Weiteres verständlich, da ja die Bewußtseins-
fähigkeit der Unlust mit dem Größerwerden der Unlust abnimmt.
Weniger einfach ist es, die Grenze der Bewußtseinsfähigkeit allge-
mein anzugeben $ sie wird, da sie von einer Differenz bedingt wird,
von der relativen Stellung des Individuums in seiner Gruppengemein-
schaft, d. h. von dem Verhältnis seiner Gesamtenergie und seiner
Energieverteilung zu den entsprechenden Gruppendurchschnitts-
1) Gleichzeitig bemerkt man, daß durch den geschilderten Vorgang die Individuen
einer Gruppe immer mehr aufeinander angewiesen und gewissermaßen aneinanderge-
schmiedet werden; da aber anderseits innerhalb der Gruppe durch den nämlichen Vor-
gang gleichzeitig neue Differenziertheiten mit neuen Antagonismen hervorgebracht wer-
den, so muß innerhalb einer größeren Gruppengemeinschaft dauernd ein eigenartiger
Spannungszustand herschen; wir werden später zeigen, daß der schwer zu charakteri-
sierende Unterschied, welcher zwischen den Gruppenantagonismen innerhalb einer
Gruppengemeinschaft und dem der Gruppengemeinschaften untereinander besteht, hier-
auf zurückgeführt werden kann.
drängungen, wie schon erwähnt, im Falle eines „Erinnertwerden"
an die unterdrückten Tendenzen, einen gemeinsamen Schutz für
die Individuen bieten, wird durch die Gruppenbildung auch die Häu-
figkeit dieses Erinnertwerdens bedeutend herabgedrückt, da ja die
Individuen, zwischen ihresgleichen lebend, viel weniger der Gelegen-
heit bloßgestellt sind, sich in jenen unangenehmen Spiegeln der An-
dersdifferenzierten erblicken zu müssen. Dadurch wird aber offenbar
wieder ein weiterer Betrag an Unterstützung für das Fortschreiten der
Differenzierung in ihrer ursprünglichen Richtung erhalten und da
ein jeder solcher Fortschritt wiederum eine neue Summe von Unlust,
welche verdrängt gehalten werden muß, mit sich bringt und so die
Gleichdifferenzierten noch stärker sich abzusondern zwingt usf.,—
so erkennt man deutlich, wie Gruppenbildung, Unlustumwand-
lung und Antagonismus unzertrennlich miteinander ver-
knüpft und einesteils als Folge, anderseits als dienstbare Mittel einer
allgemeinen Differenzierungstendenz aufzufassen sind/ —
Wir kehren nun zu den Ursachen des leichteren Bewußtwerdens
der Differenzierungsunlust beim Neid zurück. Daß das Vorkommen
des Neides an kleinere Differenziertheiten geknüpft ist, ist aus dem
Vorhergehenden ohne Weiteres verständlich, da ja die Bewußtseins-
fähigkeit der Unlust mit dem Größerwerden der Unlust abnimmt.
Weniger einfach ist es, die Grenze der Bewußtseinsfähigkeit allge-
mein anzugeben $ sie wird, da sie von einer Differenz bedingt wird,
von der relativen Stellung des Individuums in seiner Gruppengemein-
schaft, d. h. von dem Verhältnis seiner Gesamtenergie und seiner
Energieverteilung zu den entsprechenden Gruppendurchschnitts-
1) Gleichzeitig bemerkt man, daß durch den geschilderten Vorgang die Individuen
einer Gruppe immer mehr aufeinander angewiesen und gewissermaßen aneinanderge-
schmiedet werden; da aber anderseits innerhalb der Gruppe durch den nämlichen Vor-
gang gleichzeitig neue Differenziertheiten mit neuen Antagonismen hervorgebracht wer-
den, so muß innerhalb einer größeren Gruppengemeinschaft dauernd ein eigenartiger
Spannungszustand herschen; wir werden später zeigen, daß der schwer zu charakteri-
sierende Unterschied, welcher zwischen den Gruppenantagonismen innerhalb einer
Gruppengemeinschaft und dem der Gruppengemeinschaften untereinander besteht, hier-
auf zurückgeführt werden kann.