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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 11.1900

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Bredt, Ernst Wilhelm: Emanuel Seidl und sein Wohn-Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6712#0231

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November-Heft.

Illustr.

kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 175.

die ja noch heute viele deutsche Städte, welche von Italiens
alter Kultur und Kunst frühzeitig beeinflusst wurden, geniessen,
noch nicht gewürdigt hat, dem werden sie durch Seidl's
Bauten auch für uns sehr geeignet erscheinen.

Seidl rechnet bei seinen Bauten immer sehr sorgfältig
mit Zweck und Lage. Das grosse Schloss des Freiherrn
von Stumm, dessen eine Fassade von seinem Bruder Gabriel
geschaffen wurde, nimmt in Folge dessen schon eine ganz
gesonderte Stelle ein. Mit seinen vielen Giebeln, seinen
Thürmen, Terrassen, Baikonen und Erkern, seinen hohen an
französische Renaissance-Bauten erinnernden Kaminen, erhebt
es sich stolz und prächtig weit über das Land.

Ganz anders sind die vielen Landhäuser Seidl's gestaltet,
die er da und dort in deutschen Landen erbaut hat. Auch
diese sind immer einigermassen dem Karakter der Landschaft
angepasst, in der sie stehen. Die Villa des Freiherrn v. Faber
in Tegernsee, das bescheidene Landhaus des bayerischen
Finanzministers von Riedel passen sich dem Bau-Karakter
und der Landschaft Oberbayerns ebenso ungezwungen an,
wie das Landhaus des Grafen August Bismarck dem nordischen
Wesen. Die Villa des Herrn Dr. Willy Merck aber in Darm-
stadt, deren Fassade nach der Strasse zu besonders schlicht
und edel durch die Vertheilung der Flächen und die reichen
Verhältnisse der einzelnen Bauglieder zu einander wirkt,
spricht dagegen klar ihren städtischen Karakter aus.

Leider ist hier nicht der Ort, auf all die verschiedenen
Bauten Emanuel Seidl's einzugehen. Ganz besonders aus-
führlich wäre dann jedenfalls der »Augustiner-Ausschank«
in München zu besprechen. Wer aber einmal all die in
Raum und Schmuck so überaus behaglich gestalteten Restau-

rations-Säle besucht hat, dem wird auch die Kunst des Archi-
tekten, immer neue innen-architektonische Wirkungen zu
erzielen, offenbar. Einen solch reizvollen, einladenden Hof
eines Rokoko - Schlosses mit Terrassen und Pavillons und
Lauben, der ringsherum von hohen, steilen Wänden umgeben
ist, wie ihn Seidl bei diesem Hause geschaffen, werden nicht
viele andere Architekten nachzubilden wissen.

»Labore, arte, constantia« steht in goldenen Lettern als
Wahlspruch an seinem Hause. Seine Werke sind thatsächlich
Zeugen tüchtiger, deutscher Kunst und angestrengten geistigen
Schaffens, dem auch ferner immer der Erfolg sicher sein möge!

BERICHTIGUNG. In Folge der uns gewordenen nicht
ganz vollständigen Angaben, ist es zu unserem Bedauern
übersehen worden, die bei dem von Prof. Olbrich für die Welt-
Ausstellung geschaffenen österreichischen Interieur (»Salon für
eine Lust-Yacht«) betheiligten Wiener Firmen vollzählig an-
zugeben. Dieses, übrigens mit dem »Grand prix« ausgezeich-
nete Interieur, welches wir im September-Hefte vorführten,
ist eine Kollektiv-Arbeit mehrerer erster Wiener Häuser, und
zwar wurde der Divan mit Vitrinen nebst Tisch und zuge-
hörigen Fauteuils und Stühlen (Beilage I des Septbr.-Heftes)
ausgeführt von dem K. u. K. //of-Kunstmö'bcl-Rabrihant Johann
Klopfer, während der auf Seite 149 des genannten Heftes
wiedergegebene Schrank von der Möbelfabrik und Kunst-
Tischlerei Richard Ludwig (nicht B. Ludwig) in Wien her-
gestellt wurde. — Ferner berichtigen wir, dassder auf Seite 126
des August-Heftes reproduzirte Notcn-Schrank nicht von Prof.
Josef Hoffmann, sondern von Herrn Anton Pospischiljun.
in Wien entworfen wurde. die Redaktion.
 
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