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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Ostini, Fritz von: Das Haus Bernheimer in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0042

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INNEN-DEKORATION

L. BERNHEIMER—MÜNCHEN. »LANDHAUSDIELE«

ENTWURF: ARCHITEKT WILLIBALD FERBER

ner Japanware! — geliefert werderTkonnten. —
Ursprünglich hatte der Begründer der Firma,
der im Mai des Jahres 1918 hochbetagt verstor-
bene Geh. Kommerzienrat Lehmann Bern-
heimer, ein kleines Geschäft für Modewaren
aufgemacht. Als Einundzwanzigjähriger war er
dazu aus seiner Heimat Württemberg nach Mün-
chen gekommen. Seine Lust am Schönen, am
künstlerisch Wertvollen, ließ ihn aber in diesem
Betriebe keine rechte Befriedigung finden und er
verlegte allmählich den Schwerpunkt seines Han-
dels auf orientalische Dinge, auf Kunstgegenstände,
Teppiche und andere Textilwaren des nahen und
fernen Ostens. Bis dahin waren diese Dinge bei
uns in Deutschland noch nicht nach ihrem vollen
Schönheitswert geschätzt worden, wenigstens nicht
von der breiten Allgemeinheit. Dann aber begann
ein mächtiges Interesse für die Farbenpracht chi-
nesischer und japanischer Stoffe und Stickereien,
türkischer und persischer Teppiche, asiatischer
Kunstsachen aus Metall, Holz und Porzellan und
hundert anderer Kunstwerke sich zu verbreiten,
wie sie der Orient zu uns senden konnte. Die
Künstlerateliers füllten sich mit diesen Schätzen,
die damals gegen heutige Verhältnisse so billig

waren, Privathäuser folgten, schließlich gab es
wohl kaum mehr einen Haushalt, dem nicht der
eine oder der andere Gegenstand aus jenem Kreise
als Schmuck gedient hätte. L. Bernheimer griff
zur rechten Stunde zu, gewann Liebe und wach-
sendes Verständnis für jene Objekte, reiste viel
nach London und Paris und brachte von dort
immer neue schöne Gegenstände mit. Sein ur-
sprüngliches Geschäft am »Schönen Turm«, in dem
nun längst verschwundenen Engpaß, der von der
Kaufinger- in die Neuhauser Straße führte, war
gefüllt mit Schätzen aus Tausend und Eine Nacht
und die größten Münchener Maler wallfahrten zu
Bernheimer, wenn sie Schönes sehen wollten, oder
für ihre Arbeit brauchten. Lenbach, Gedon, Fritz
Aug. v. Kaulbach, Piglheim, Stuck — waren im Lager
Bernheimers wohl zu Hause. Eine Zeit lang waren
unsere dekorativen Künste, oder besser, war un-
sere Dekorationskunst stark beeinflußt durch diese
Vorliebe für die Wunder des Ostens und eigent-
lich ist solche Vorliebe ja auch nie geschwunden.

Bernheimer war der Erste, oder doch sicher
einer der Ersten in Deutschland, der orientalische
Teppiche, und zwar zunächst nur antike Samm-
lungsstücke, einführte und hatte vor dem Kriege
 
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