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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Huber, Anton: Eine einfache Wohnungs-Einrichtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0080

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62

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT ANTON HUBER-FLENSBURG

WOHNZIMMER, KIEFERNHOLZ. PREIS 850 M.

mehr kosten, als man früher gewohnt war für sie auszu-
geben, hier drückt sich die Not der Zeit ebenso aus.
Materialpreise und Löhne sind gestiegen und bei der
Herstellung selbst zeigen sich noch weitere Schwierig-
keiten. Solche Faktoren sind von Einfluß auf die Rech-
nung, und selbst der Fachmann mußte sich zuerst an die
durch Berechnung sich ergebenden Summen gewöhnen,
sich vollkommen umstellen, wenn er merkte, daß ein Stuhl,
der früher 15 Mark kostete, heute nicht unter 40 Mark
geliefert werden kann. Unter solchen Gesichtspunkten
sind auch schlechte Massenmöbel heute verhältnismäßig
teuer. So können denn für die gemeinnützige Herstel-
lung nur reine Gebrauchsmöbel für die notwendigsten
Bedürfnisse in Frage kommen; und es müssen beim Ein-
kauf des Materials, bei der Herstellung und dem Verkauf
alle verteuernden Einflüsse ausgeschaltet werden. Trotz-
dem soll die Arbeit einwandfrei sein und es sollen
bessere und ansprechendere Formen gefunden werden,
als sie bisher bei dem einfachen Hausrat üblich waren.
Die Möbel dürfen außerdem nicht teurer sein, als das,
was sonst noch, wenn auch schlecht, auf dem Markte sich
befindet. Die bessere Herstellung und gutes Material
sind nicht schwer zu erreichen, auch die Preisfrage ist
befriedigend zu lösen, weil eine wirtschaftlich gut auf-
gebaute Organisation einen Wettbewerb bei mäßigem
Gewinn ermöglicht. Die Gebrauchsform steht fest, aber

sie ist meines Erachtens nur eine vorläufige Form, so wie
die ganze Art unseres Wohnens sich noch weiter ent-
wickeln wird. Für den Arbeiter ist die neue Wohnform
auf dem Wege, für den Mittelstand werden sich erst in
weiter Ferne Zeiten erschließen, die einem bessern
Wohnen günstiger sind. Es sind also für gemeinnützige
Möbel, wie sie jetzt allerorts geschaffen werden, wohl
Anhaltspunkte da, wenn man die heute in Deutschland
allgemein übliche Mietswohnung als Grundlage für die
Bedürfnisse annimmt. Die 2-3 und 3-4 Zimmerwohnung
soll ausmöbliert werden. Sie ergibt alle die Gebrauchs-
Möbel, die wir heute in der deutschen Wohnung vorfinden.
Es sind Möbel, welche zum größten Teil dazu dienen
müssen, die vollkommene Rückständigkeit dieser Wohn-
stätten in Bezug auf praktische Wohnung und auf Ge-
mütswerte zu verringern. Wer solche Wohnung bezieht,
steht vor nüchternen leeren Räumen und muß daher alles
mit sich bringen, was er zum Wohnen braucht. Er würde
darin so wenig leben können, wie ein Mensch ohne Klei-
dung. Selbst seinen Ofen muß er in einigen Städten
Deutschlands mitbringen. Um zu sehen, wie die Wohn-
form zurückgegangen ist, stelle man sich als Gegensatz
eine Bauernstube vor, deren Möblierung oft aus nichts
besteht als einer Bank an den Fensterwänden, einem
Tisch, Stühlen, Wandschränken und Fenstern mit wenig
Vorhängen. Die Mietswohnung kommt in nichts dem
 
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