INNEN-DEKORATION
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STUCKRELIEF. ENTWURF: ED. PFEIFFER MODELLIERT VON PROF. JOS. WACKERLE
ÜBER DIE ZIELE DER KUNST....
VON DR. WALTER GEORGI-BERLIN
Eine Welt voll stolzer Hoffnungen und Idealen liegt
hinter uns in Trümmern. Manchen hat in dieser Zeit
eine Wirrnis ergriffen wie die Menschheit an jenem Tage,
da der Turm zu Babel zusammenfiel und die einzelnen
einander nicht mehr verstanden. Während die einen noch
uuter dem Eindruck der Ereignisse wie gelähmt keine
Hand zu rühren vermögen, erheben andere ihre Stim-
men und fordern oft mit den seltsamsten Mitteln den
schleunigen Wiederaufbau des politischen und kulturel-
len Gemeinwesens.
Aber es ist leichter, in das Chaos hinein diese Forde-
rung zu rufen, als sofort die geeigneten Baumeister zu
finden. Mag auch der Aufbau des politischen Gemein-
wesens vielleicht ohne allzu große Schwierigkeiten ge-
lingen, so bedeutet er vorerst doch nicht viel mehr als
eine notdürftige Baracke, in der das Volk vor den Stür-
men, die den Kontinent erschüttern, Schutz findet.
Schwieriger, weit schwieriger wird sich für das Volk
sicherlich die Aufgabe gestalten, die wertvollsten Kräfte
seines innersten Lebens wieder zusammenzufassen, um
jenem unsichtbaren Bau Halt und Stütze zu geben, in
dem sein gesamtes geistiges Streben in einer hoch-
entwickelten Kultur gipfelt.
Zahlreiche Kräfte, die in dem Wesen des Volkes
verankert sind, werden sich um jene Aufgabe scharen.
Der aufrichtige Wille des Gelehrten, des Kaufmanns, des
Arbeiters wie des Bürgers werden wie einst die Bau-
steine herbeitragen, die in das Werk eingefügt werden
sollen. Der erhabene Geist aber, der das Material sichtet
und dem Bau die bestimmenden Maße und Linien geben
wird, wird aus der Seele des Volkes erstehen müssen,
wo er, vom Niederschlag der Kultur aller Zeiten um-
geben, schlummert und nur des Erweckers harrt, um auf
den Plan zu treten.
Wer diese Rolle als Erlöser übernehmen will, muß
selbst mit seinem Innersten im tiefsten Wesen des Volkes
wurzeln, er muß verstehen, sich selbst zu überwinden,
um sich und andere erlösen zu können. Nur die wahr-
hafte, künstlerische Natur, die sich im einzelnen offen-
bart, aber in innigster Gemeinschaft mit dem geistigen
Urgrund des Volkes steht, wird im Stande sein, sich die-
ser Aufgabe zu unterziehen.
Allezeit ist der Künstler Wegbereiter der Kultur ge-
wesen. Sein geschärftes Auge, sein auf die feinsten
Schwingungen eingestelltes Ohr, sein mit den verbor-
gensten Stimmungswellen fibrierendes Gefühl, befähigen
und berufen ihn dazu, die wertvollen Kräfte des Volkes
zu entdecken und durch die eigene Kraft des künstle-
rischen Gestaltens ans Licht zu bringen. Er erkennt den
Geist, der jeglichem Werden innewohnt. Sein Können
führt ihm die Hand, diesen Geist der Allgemeinheit sicht-
bar zu machen. Aus diesen von ihm manifestier-
ten Gesetzen heraus wird er zum Leiter und
Lehrer der geistigen und künstlerischen Kultur
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STUCKRELIEF. ENTWURF: ED. PFEIFFER MODELLIERT VON PROF. JOS. WACKERLE
ÜBER DIE ZIELE DER KUNST....
VON DR. WALTER GEORGI-BERLIN
Eine Welt voll stolzer Hoffnungen und Idealen liegt
hinter uns in Trümmern. Manchen hat in dieser Zeit
eine Wirrnis ergriffen wie die Menschheit an jenem Tage,
da der Turm zu Babel zusammenfiel und die einzelnen
einander nicht mehr verstanden. Während die einen noch
uuter dem Eindruck der Ereignisse wie gelähmt keine
Hand zu rühren vermögen, erheben andere ihre Stim-
men und fordern oft mit den seltsamsten Mitteln den
schleunigen Wiederaufbau des politischen und kulturel-
len Gemeinwesens.
Aber es ist leichter, in das Chaos hinein diese Forde-
rung zu rufen, als sofort die geeigneten Baumeister zu
finden. Mag auch der Aufbau des politischen Gemein-
wesens vielleicht ohne allzu große Schwierigkeiten ge-
lingen, so bedeutet er vorerst doch nicht viel mehr als
eine notdürftige Baracke, in der das Volk vor den Stür-
men, die den Kontinent erschüttern, Schutz findet.
Schwieriger, weit schwieriger wird sich für das Volk
sicherlich die Aufgabe gestalten, die wertvollsten Kräfte
seines innersten Lebens wieder zusammenzufassen, um
jenem unsichtbaren Bau Halt und Stütze zu geben, in
dem sein gesamtes geistiges Streben in einer hoch-
entwickelten Kultur gipfelt.
Zahlreiche Kräfte, die in dem Wesen des Volkes
verankert sind, werden sich um jene Aufgabe scharen.
Der aufrichtige Wille des Gelehrten, des Kaufmanns, des
Arbeiters wie des Bürgers werden wie einst die Bau-
steine herbeitragen, die in das Werk eingefügt werden
sollen. Der erhabene Geist aber, der das Material sichtet
und dem Bau die bestimmenden Maße und Linien geben
wird, wird aus der Seele des Volkes erstehen müssen,
wo er, vom Niederschlag der Kultur aller Zeiten um-
geben, schlummert und nur des Erweckers harrt, um auf
den Plan zu treten.
Wer diese Rolle als Erlöser übernehmen will, muß
selbst mit seinem Innersten im tiefsten Wesen des Volkes
wurzeln, er muß verstehen, sich selbst zu überwinden,
um sich und andere erlösen zu können. Nur die wahr-
hafte, künstlerische Natur, die sich im einzelnen offen-
bart, aber in innigster Gemeinschaft mit dem geistigen
Urgrund des Volkes steht, wird im Stande sein, sich die-
ser Aufgabe zu unterziehen.
Allezeit ist der Künstler Wegbereiter der Kultur ge-
wesen. Sein geschärftes Auge, sein auf die feinsten
Schwingungen eingestelltes Ohr, sein mit den verbor-
gensten Stimmungswellen fibrierendes Gefühl, befähigen
und berufen ihn dazu, die wertvollen Kräfte des Volkes
zu entdecken und durch die eigene Kraft des künstle-
rischen Gestaltens ans Licht zu bringen. Er erkennt den
Geist, der jeglichem Werden innewohnt. Sein Können
führt ihm die Hand, diesen Geist der Allgemeinheit sicht-
bar zu machen. Aus diesen von ihm manifestier-
ten Gesetzen heraus wird er zum Leiter und
Lehrer der geistigen und künstlerischen Kultur