Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

DOI Artikel:
Braungart, Richard: Arbeiten des Architekten Ferdinand Götz - München
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0179

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION 159

ferdinand ootz—mönchen

lichkeit ist, mit der Götz alte und neue Dinge und
Stilelemente der Vergangenheit und Gegenwart zu
einem neuen, charaktervollen Ganzen zu vereinen
weiß. — Das Schönste aber zuletzt: Das Schlaf-
zimmer nämlich, das Götz für seine Frau ent-
worfen und gebaut hat. Man erkennt an jeder
Kleinigkeit die Liebe, mit der dieser wahrhaft ent-
zückende Raum geschaffen ist, ein Raum, der mehr
wie alle andern die oben erwähnte besondere Eig-
nung des Architekten Götz für Damenzimmer be-
weist. Man müßte allerdings Gelegenheit gehabt
haben, dieses Zimmer im »Original« zu sehen, an
einem sonnigen Wintertag z. B., wie der Schreiber
dieser Zeilen. Dann empfände man erst, was ja
auch die Abbildungen gut erkennen lassen: wie
dieser Raum ganz auf Helligkeit und Freudigkeit
gestimmt ist. Der Strom von Licht und Sonne, der
ihn durchflutete, als ich ihn betrat, umfloß weich

1919. v. 2.

gartenzimmer im hause h.-münchen

und schmeichelnd die Möbel und die reizvollen
Stiche an der Wand, die ein vielstimmiges Lob-
lied auf die Frauen sind. Und von einer saftig-
grünen Zimmerlinde, über der ein Vogel in luftig-
schwebendem Bauer fröhlich zwitscherte, ging die
Ahnung nahen Frühlings und Sommers aus. Ich
mußte an Zolas allerdings etwas anders gemeintes
Wort vom »Paradies der Frauen« denken, und ich
beneidete fast ein wenig — die Bewohnerin dieses
Zimmers, meinen Sie? Eigentlich nicht, sondern
den Architekten, der das ersinnen und verwirk-
lichen konnte. Denn künstlerische Werte schaffen
ist noch höherer Genuß als sie besitzen. In diesem
Falle freilich bleibt uns am Ende nur das Mittel-
ding zwischen beiden: uns an ihrem Abbild zu
erfreuen. Es ist ein Beweis für den Wert dieser
schönen Dinge, daß man auch daran schon sein
Genügen finden kann.............. r. b,
 
Annotationen