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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 30.1919

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Landsberg, Max: Sparsame Baustoffe in ihrer künstlerischen Bedeutung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10021#0188

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INNEN-DEKORATION

GEH.-RAT HERMANN MUTHES1US-BERLIN ARBEITER-DOPPELHAUS. 1BUS-MASSIV- U. SPERRHOLZ-BAU

Wechsel; ist nach außen wetterbeständig, nach innen warm
und nagelbar. Diese Wand konnte man an den durch
Decke und Dach belasteten Stellen zu Pfeilern oder
Wandvorlagen verstärken und erhielt so das historisch
gewordene Architekturgerüst, dessen Relief sich der
künstlerischen Behandlung darbot.

In der Ausstellung »Sparsame Baustoffe« werden aus
verschiedenen Materialien zusammengesetzte Baukörper
vorgeführt. Jedes einzelne verwendete Material besitzt
nur eine der notwendigen wertvollen Eigenschaften, aber
so weitgehend, daß es in geringeren Massen und Gewichten
als gebrannter Ton verwendet werden kann. Es sind
Ersatzstoffe und doch keine unechten Stoffe. Für die
raumumschließenden Flächen sollen ungebrannte gegos-
sene, gestampfte, gepreßte, großzellige Einzelkörper
fabrikmäßig hergestellt werden. Diese Fertigfabrikate als
Teilstücke können dann von ungelernten Arbeitern nach
einfachem Schema, vielleicht sogar im Zwangsverband,
zusammengebaut werden. Als Material wird für die
äußeren Platten meist Kiesbeton, Schlackenbeton,
Schwemmstein oder Lehm vorgeschlagen, während innen
auch Gips, Torfoleum und Sperrholz zur Verwendung
kommen. Die äußeren Platten zeigen eine Stärke von
etwa 8 cm, die inneren eine solche von 6 cm. Zwischen
beiden wird eine einheitliche oder mehrfach unterteilte
ruhende Luftschicht von 10—12 cm als beste Isolierung
gegen Temperaturwechsel angeordnet. Der Thermosstein

der Herren Frank & Pohlmann, Hamburg verfolgt das
Prinzip der Kochkiste und erzielt bei einer Mauerstärke
von 29 cm, in der eine siebenfache mit Pappe und Schilf
unterteilte Luftschicht eingeschlossen ist, eine Wärme-
haltung, die einer 98 cm starken Ziegelmauer gleichkommt.

Für die Tragegerüste werden Holz, Eisenblech und
Eisenbetonkonstruktionen vorgeschlagen. Diese Kon-
struktionen verschwinden bei den Kleinhäusern in den
Hohlräumen der Wände. Das erleichtert den Aufbau,
spart besondere Schalung für den Beton und besonderen
Raum für das Konstruktionsgerüst, da es den vorhandenen
Hohlraum ausnutzt. So wird der Bau aus großen Flächen
zum Körper zusammengebaut. In dem Verhältnis der
Flächen zueinander, zu dem Dach, zu den Durchbrechungen,
den Türen und Fenstern, und in den Farben liegen die
hauptsächlichsten künstlerischsten Möglichkeiten.

Ein kleines in der Ibus-Bauweise durch die Firma
J. Brüning & Sohn A.G. errichtetes Arbeiterdoppelhaus
zeigt die Vorzüge dieser neuen sparsamen Materialien.
Geheimrat Muthesius hat daraus ein praktisches, behag-
liches und garnicht sparsam anmutendes Haus geschaffen.

Der Unterzeichnete hat bereits auf der vorjährigen
Versammlung der »Deutschen Gartenstadtgesellschaft«
darauf hingewiesen, daß bei dem Planen der kleinsten
Räume jedes Möbel in seinem geringsten Ausmaß und
möglichst ohne Schmuck angefertigt und genau dem vorher
bestimmten Platz angepaßt werden muß. Die Freiflächen
 
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