220 INNEN-DEKORATION
PROFESSOR EDUARD PFEIFFER—MQNCHEN
SCHRANK MIT SCHNITZEREI IN DER DIELE
Rede gewesen. Es hat Elemente in sich aus
der Kunst und dem Geist aller Zeiten und Zonen
und ist doch ein Einheitliches, ein Neues. Es
ist oft voll bizarrer Launen und Einfälle und wirkt
doch immer ruhig, sinn- und stilgemäß an seinem
Ort. Es setzt das Romantische, Märchenhafte,
Phantastische neben das Primitivste und Ein-
fachste — es ist Ausdruck einer reichen und
eigenkräftigen, naiven und dabei in allem Schönen
der Vergangenheit wohlbewanderten Künstler-
schaft. Pfeiffer fürchtet den Vorwurf, daß er
archaisiere, ebensowenig, als er ihn verdient.
Er hat sich wohl längst zu der Erkenntnis durch-
gerungen, daß es absolut in ihrem Wesen neue
Zierformen nicht mehr gibt, daß es vielleicht
heute mit diesen Formen ist, wie mit den Wörtern
einer Sprache: auch sie lassen sich nicht mehr
willkürlich verändern, aber man kann immer wieder
Neues mit ihnen sagen!
Den ganzen aufgesammelten Schatz seines
Könnens und seiner künstlerischen Erfahrungen
hat Eduard Pfeiffer nun an die Ausschmückung
eines Hauses an der Münchener Königinstraße
gewendet, aus dem dieses Heft der Innen-Deko-
ration zahlreiche Ausschnitte wiedergibt. Das
Haus selbst war gegeben, ein schlicht-vornehmer
moderner Bau von gewissermaßen neutralen
Formen, der dem Ausschmücker der Innenräume
in keiner Weise die Hände band. Die An-
schmiegsamkeit von Pfeiffers Raumkunst wußte
denn auch mit dem Gegebenen in genialer Weise
fertig zu werden. Wenn der Eintretende die
Klinke der geschmackvollen und dabei ganz an-
spruchslosen Haustüre berührt hat, befindet er
sich auch schon im Banne jener Kunst. Er tritt
in einen verhältnismäßig niederen Vorraum, der
durch die ganze Tiefe des Hauses geht und keine
Wohndiele, sondern eben eine Eintrittshalle ist.
Ihren Hauptschmuck bildet eine schwere Eichen-
treppe — sie führt zum ersten Stockwerk empor,
massiv und wuchtig, eine Konstruktion, die sich
selber trägt, in ihrem statischen Wesen beim
ersten Anblick klar ist und deren Konstruktions-
teile durch bildnerischen Schmuck in glücklichster
Weise betont werden. Der reich skulptierte untere
Eckpfosten trägt die Figur eines aufrecht sitzenden
Löwen mit symbolischem Hausmodell — keine
Heraldik, zeitlose Stilisierung. An Konsolen und
Trägern schwere, geschnitzte Figuren, auf dem
mächtigen Eichenblock, der im ersten Stockwerk
PROFESSOR EDUARD PFEIFFER—MQNCHEN
SCHRANK MIT SCHNITZEREI IN DER DIELE
Rede gewesen. Es hat Elemente in sich aus
der Kunst und dem Geist aller Zeiten und Zonen
und ist doch ein Einheitliches, ein Neues. Es
ist oft voll bizarrer Launen und Einfälle und wirkt
doch immer ruhig, sinn- und stilgemäß an seinem
Ort. Es setzt das Romantische, Märchenhafte,
Phantastische neben das Primitivste und Ein-
fachste — es ist Ausdruck einer reichen und
eigenkräftigen, naiven und dabei in allem Schönen
der Vergangenheit wohlbewanderten Künstler-
schaft. Pfeiffer fürchtet den Vorwurf, daß er
archaisiere, ebensowenig, als er ihn verdient.
Er hat sich wohl längst zu der Erkenntnis durch-
gerungen, daß es absolut in ihrem Wesen neue
Zierformen nicht mehr gibt, daß es vielleicht
heute mit diesen Formen ist, wie mit den Wörtern
einer Sprache: auch sie lassen sich nicht mehr
willkürlich verändern, aber man kann immer wieder
Neues mit ihnen sagen!
Den ganzen aufgesammelten Schatz seines
Könnens und seiner künstlerischen Erfahrungen
hat Eduard Pfeiffer nun an die Ausschmückung
eines Hauses an der Münchener Königinstraße
gewendet, aus dem dieses Heft der Innen-Deko-
ration zahlreiche Ausschnitte wiedergibt. Das
Haus selbst war gegeben, ein schlicht-vornehmer
moderner Bau von gewissermaßen neutralen
Formen, der dem Ausschmücker der Innenräume
in keiner Weise die Hände band. Die An-
schmiegsamkeit von Pfeiffers Raumkunst wußte
denn auch mit dem Gegebenen in genialer Weise
fertig zu werden. Wenn der Eintretende die
Klinke der geschmackvollen und dabei ganz an-
spruchslosen Haustüre berührt hat, befindet er
sich auch schon im Banne jener Kunst. Er tritt
in einen verhältnismäßig niederen Vorraum, der
durch die ganze Tiefe des Hauses geht und keine
Wohndiele, sondern eben eine Eintrittshalle ist.
Ihren Hauptschmuck bildet eine schwere Eichen-
treppe — sie führt zum ersten Stockwerk empor,
massiv und wuchtig, eine Konstruktion, die sich
selber trägt, in ihrem statischen Wesen beim
ersten Anblick klar ist und deren Konstruktions-
teile durch bildnerischen Schmuck in glücklichster
Weise betont werden. Der reich skulptierte untere
Eckpfosten trägt die Figur eines aufrecht sitzenden
Löwen mit symbolischem Hausmodell — keine
Heraldik, zeitlose Stilisierung. An Konsolen und
Trägern schwere, geschnitzte Figuren, auf dem
mächtigen Eichenblock, der im ersten Stockwerk