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INNEN-DEKORATION
gartenarchitekt fr. gildemeister
vorgarten am landhaus d.—hamburg
Wohnhäuser von ländlichem oder halbländlichem Charakter
in Betracht. In der Stadt selbst sind es nur die Hinter-
gärten, wo ein Haus noch in glücklicher Lage ist, einen
solchen aufzuweisen. — Jedenfalls wird sich das Zu-
kunftsbild des deutschen Hausgartens wesentlich im
Sinn des Nutzgartens umgestalten. Neue Wege der
künstlerischen Stilentwicklung wird die Behandlung des
Gartens damit nicht zu gehen haben. Jene Beispiele
alter Stiltradition, die auf die Ausbildung der modernen
Gartenkunst bisher einen so großen Einfluß ausgeübt
haben, wie der Biedermeiergarten und der Bauerngarten,
werden auch weiterhin vorbildlich bleiben. Sie sind ja
von Haus aus Nutz- und keine Luxusgärten.
Das Rabattensystem, diese Urform aller Garten-
kunst, bekommt durch die praktische Ausnützung des
Gartengeländes wieder seine natürliche Bedeutung. Von
dem Pflanzenmaterial aber werden die Nutzpflanzen, denen
die Zierpflanzen den Platz räumen müssen, von selbst auch
den künstlerischen Charakter des Gartens bestimmen. Die
immergrünen Sträucher wie der Buchs und Taxus werden
damit allerdings zum Teil ausfallen. Dafür bietet das
Spalierobst ein nicht minder stilvolles Element der
Gartenarchitektur. Auch als Dekoration der Hauswand, für
die Pergola usw. wird man vielfach statt der reinen
Ziergewächse wie der Glyzinien, des wilden Weins usw.
richtige Nutzpflanzen, Hausreben, Pfirsich, Aprikosen
u. dergl. ziehen. Auf die Blumen wird man in keinem
Falle verzichten; sie fehlen ja im Garten des ärmsten
Bauernhauses nicht. Und hier finden wir auch die beste
Auswahl dessen, was in den Rahmen eines einfachen
Hausgartens paßt: nicht die exotischen Prachtstücke kost-
barer Luxusgärtnerei, sondern die typischen, altbekannten
Blumen des heimischen Gartens: Goldlack, Nelken,
Schlüsselblumen, Stiefmütterchen, Reseden usw. Selbst-
verständlich auch die Rose, die Königin unserer Gärten.
Von blühenden Bäumen und Sträuchern vor allem die
Syringe und der Hollunderstrauch, dessen ornamentale
Blüte außerdem der Hausfrau einen vielgeschätzten Beitrag
in die Küche liefert. Aber auch mancher Gartenstraucb,
den man lediglich wegen seiner Früchte pflanzt, kann
als Zierstrauch betrachtet werden, so z. B. der Johannis-
beerstrauch, wenn er seine roten Beeren trägt. So wie
ja auch ein schlichtes Salatbeet dekorativ wirken kann
und erfreulich wie ein Blumenbeet.
Auch der anspruchslose Hausgarten hat seine
charakteristische Schönheit. Sein künstlerischer Wert
braucht dadurch nicht Not zu leiden, daß er auf die
praktische Nutzbarkeit angelegt wird. Im Gegenteil!
Eine sachlichere Auffassung vom Zweck und Wesen
des Gartens kann nur helfen, den Geschmack zu läutern
und das gesunde Stilgefühl zu stärken. Manche Unwahr-
heiten der Landschaftsgärtnerei werden aus dem Haus-
garten verschwinden, wenn er wieder seiner einfachen
praktischen Urbestimmung zurückgegeben wird. Der
Zwang zur Sparsamkeit war noch immer eine gute Schule
des Geschmacks......prof. karl widmer-karlsruhe.
INNEN-DEKORATION
gartenarchitekt fr. gildemeister
vorgarten am landhaus d.—hamburg
Wohnhäuser von ländlichem oder halbländlichem Charakter
in Betracht. In der Stadt selbst sind es nur die Hinter-
gärten, wo ein Haus noch in glücklicher Lage ist, einen
solchen aufzuweisen. — Jedenfalls wird sich das Zu-
kunftsbild des deutschen Hausgartens wesentlich im
Sinn des Nutzgartens umgestalten. Neue Wege der
künstlerischen Stilentwicklung wird die Behandlung des
Gartens damit nicht zu gehen haben. Jene Beispiele
alter Stiltradition, die auf die Ausbildung der modernen
Gartenkunst bisher einen so großen Einfluß ausgeübt
haben, wie der Biedermeiergarten und der Bauerngarten,
werden auch weiterhin vorbildlich bleiben. Sie sind ja
von Haus aus Nutz- und keine Luxusgärten.
Das Rabattensystem, diese Urform aller Garten-
kunst, bekommt durch die praktische Ausnützung des
Gartengeländes wieder seine natürliche Bedeutung. Von
dem Pflanzenmaterial aber werden die Nutzpflanzen, denen
die Zierpflanzen den Platz räumen müssen, von selbst auch
den künstlerischen Charakter des Gartens bestimmen. Die
immergrünen Sträucher wie der Buchs und Taxus werden
damit allerdings zum Teil ausfallen. Dafür bietet das
Spalierobst ein nicht minder stilvolles Element der
Gartenarchitektur. Auch als Dekoration der Hauswand, für
die Pergola usw. wird man vielfach statt der reinen
Ziergewächse wie der Glyzinien, des wilden Weins usw.
richtige Nutzpflanzen, Hausreben, Pfirsich, Aprikosen
u. dergl. ziehen. Auf die Blumen wird man in keinem
Falle verzichten; sie fehlen ja im Garten des ärmsten
Bauernhauses nicht. Und hier finden wir auch die beste
Auswahl dessen, was in den Rahmen eines einfachen
Hausgartens paßt: nicht die exotischen Prachtstücke kost-
barer Luxusgärtnerei, sondern die typischen, altbekannten
Blumen des heimischen Gartens: Goldlack, Nelken,
Schlüsselblumen, Stiefmütterchen, Reseden usw. Selbst-
verständlich auch die Rose, die Königin unserer Gärten.
Von blühenden Bäumen und Sträuchern vor allem die
Syringe und der Hollunderstrauch, dessen ornamentale
Blüte außerdem der Hausfrau einen vielgeschätzten Beitrag
in die Küche liefert. Aber auch mancher Gartenstraucb,
den man lediglich wegen seiner Früchte pflanzt, kann
als Zierstrauch betrachtet werden, so z. B. der Johannis-
beerstrauch, wenn er seine roten Beeren trägt. So wie
ja auch ein schlichtes Salatbeet dekorativ wirken kann
und erfreulich wie ein Blumenbeet.
Auch der anspruchslose Hausgarten hat seine
charakteristische Schönheit. Sein künstlerischer Wert
braucht dadurch nicht Not zu leiden, daß er auf die
praktische Nutzbarkeit angelegt wird. Im Gegenteil!
Eine sachlichere Auffassung vom Zweck und Wesen
des Gartens kann nur helfen, den Geschmack zu läutern
und das gesunde Stilgefühl zu stärken. Manche Unwahr-
heiten der Landschaftsgärtnerei werden aus dem Haus-
garten verschwinden, wenn er wieder seiner einfachen
praktischen Urbestimmung zurückgegeben wird. Der
Zwang zur Sparsamkeit war noch immer eine gute Schule
des Geschmacks......prof. karl widmer-karlsruhe.