INNEN-DEKORATION
429
MODELLIERT VON PROF. MICHAEL POWOLNY-WIEN. GARTENPLASTIKEN IN KERAMIK. »HERBST« UND »WINTER«
man ihr Platz gönnt in der Halle, im Musiksaal, im
Wintergarten, in halboffenen Räumen, selbstver-
ständlich auch im Garten, den sieimmer auf bedeutende
Weise schmückt. Sie braucht Raum, um sich auszu-
schwingen. Besonders gut verträgt sie sich räumlich mit
der verwandten Kunst der Töne. Es ist erstaunlich, wie
eine gute Rundplastik Leben gewinnt unterm Anhauch
der Musik. Töne scheinen sie erst endgültig zu ent-
schleiern, sie wird durch sie gleichsam neu geboren, auf
eine geheimnisvolle, suggestive Weise interpretiert. Musik
erfühlt den Sinn aller Skulptur. Deshalb sollen sich beide
im Innenraum zu wechselseitiger Förderung begegnen.
Anders steht es mit der Kleinplastik. Diese ist
nicht etwa eine verkleinerte Ausgabe der Monumental-
plastik. Sie hat einen ganz anderen Geist, sie steht unter
durchaus abweichenden Gesetzen. Sie ist viel leichter
im Geblüt als ihre große Schwester, privater und schmieg-
samer, verhält sich zu ihr wie etwa die Graphik zur
großen Malerei. Sie stellt viel weniger Ansprüche an
die Umgebung. Ja, man kann sagen, daß sie von Natur
eine Art Rahmen um sich hat: sie organisiert gerade so-
viel Raum, als sie nötig hat, um darin zu wohnen und zu
wirken. Auf Schreibtisch, Kaminsims, in der
Vitrine mag sie leicht und gefällig mit Mensch und
Möbel wohnen. Als Bildnis-Relief schmückt sie die
Wand, als Plakette die Vitrine oder den Schreibtisch.
*
Erfreulicherweise hat sich in den letzten Jahren die Ver-
wendung der Holzplastik im Innenraum sehr ge-
mehrt: solche Arbeit und Kostbarkeit, im Möbel fest
investiert, ist doch immer noch die vornehmste Art der
Repräsentation. Als geschnitzte Möbelfüllung, als
liebevolle Ausgestaltung architektonischer Glie-
der (wie Türrahmen, Supraporte, Pfeiler von Sitznischen
usw.) gibt sie dem Raum betonte Punkte, die sich viel
tiefer als bloßer Wandschmuck mit ihm verbinden und
das, was man seine ästhetische Quantität nennen könnte,
auf nachdrückliche Weise erhöhen......willy frank.
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MODELLIERT VON PROF. MICHAEL POWOLNY-WIEN. GARTENPLASTIKEN IN KERAMIK. »HERBST« UND »WINTER«
man ihr Platz gönnt in der Halle, im Musiksaal, im
Wintergarten, in halboffenen Räumen, selbstver-
ständlich auch im Garten, den sieimmer auf bedeutende
Weise schmückt. Sie braucht Raum, um sich auszu-
schwingen. Besonders gut verträgt sie sich räumlich mit
der verwandten Kunst der Töne. Es ist erstaunlich, wie
eine gute Rundplastik Leben gewinnt unterm Anhauch
der Musik. Töne scheinen sie erst endgültig zu ent-
schleiern, sie wird durch sie gleichsam neu geboren, auf
eine geheimnisvolle, suggestive Weise interpretiert. Musik
erfühlt den Sinn aller Skulptur. Deshalb sollen sich beide
im Innenraum zu wechselseitiger Förderung begegnen.
Anders steht es mit der Kleinplastik. Diese ist
nicht etwa eine verkleinerte Ausgabe der Monumental-
plastik. Sie hat einen ganz anderen Geist, sie steht unter
durchaus abweichenden Gesetzen. Sie ist viel leichter
im Geblüt als ihre große Schwester, privater und schmieg-
samer, verhält sich zu ihr wie etwa die Graphik zur
großen Malerei. Sie stellt viel weniger Ansprüche an
die Umgebung. Ja, man kann sagen, daß sie von Natur
eine Art Rahmen um sich hat: sie organisiert gerade so-
viel Raum, als sie nötig hat, um darin zu wohnen und zu
wirken. Auf Schreibtisch, Kaminsims, in der
Vitrine mag sie leicht und gefällig mit Mensch und
Möbel wohnen. Als Bildnis-Relief schmückt sie die
Wand, als Plakette die Vitrine oder den Schreibtisch.
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Erfreulicherweise hat sich in den letzten Jahren die Ver-
wendung der Holzplastik im Innenraum sehr ge-
mehrt: solche Arbeit und Kostbarkeit, im Möbel fest
investiert, ist doch immer noch die vornehmste Art der
Repräsentation. Als geschnitzte Möbelfüllung, als
liebevolle Ausgestaltung architektonischer Glie-
der (wie Türrahmen, Supraporte, Pfeiler von Sitznischen
usw.) gibt sie dem Raum betonte Punkte, die sich viel
tiefer als bloßer Wandschmuck mit ihm verbinden und
das, was man seine ästhetische Quantität nennen könnte,
auf nachdrückliche Weise erhöhen......willy frank.