Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

DOI Artikel:
Eisenlohr, August: Die Photographie, das wichtigste Hilfsmittel der Alterthumskunde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0200

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
170

Die Photographie, das wichtigste Hilfsmittel etc.

mir unvergessliche Chabas durch seine Schriften und Briefe
förderte, so dass ich mich im Jahre 1869 in diesem Fache
als Docent habilitiren und für den folgenden Winter eine
wissenschaftliche Reise nach Egypten planen konnte. Für
diese Reise wollte ich die Hilfe der Photographie in Anspruch
nehmen. Der mir bekannte A. Lorent, welcher die prächtigen
Aufnahmen von Venedig, Algier Spanien und Egypten in grossem
Formate auf Wachspapier machte, gab mir die nöthigen Winke
über Objective, Camera, Zelt und dergl. und mit der Hilfe
eines Heidelberger Photographen frischte ich die früher er-
worbenen Kenntnisse auf, wozu mir die Schlossruine reichen
Stoff gewährte. Mein wohl sieben Centn er schweres Gepäck
schickte ich nach Alexandrien voraus, eine Kiste mit einer
vortrefflichen Camera von Meagher, Cassetten, den Objectiven
(Dalmeyer’s Rectilinear und Steinhill’s Aplanat) u s. w., ein
englisches Zelt von Roueh & Co., eine Kiste mit Chemikalien,
abgetheilt und die Gefache mit Filz ausgekleidet, eine Kiste
mit zwei grossen und einem kleinen Platten kästen, alle Gläser
sorgfältig geputzt, Kasten für Stative u. s. w. Nachdem ich
den Festlichkeiten der Eröffnung des Suezcanales als Gast des
Khedive beigewohnt, begann ich meine Versuche auf dem
damals in der Umgestaltung begriffenen Platz der Esbekieh,
musste aber zu meinem Leidwesen wahrnehmen, dass die vor-
trefflichen Recepte des nassen Collodium-Verfahrens (ein
anderes wandte ich damals nicht an) für das trockene und
heisse egyptische Klima nicht passten. Erst Gaston Braun
aus Dörnach, dessen Bekanntschaft einer meiner in Cairo an-
wesenden Collegen vermittelte, brachte mich auf die rechte
Spur. Er hatte die nämliche Erfahrung wie ich gemacht und
sich nur durch Verdünnung der Lösungen und Zusatz von
Salpetersäure im Silberbad geholfen Seiner freundlichen An-
leitung habe ich es zu danken, wenn meine photographischen
Arbeiten in Egypten nicht erfolglos waren. Auf einer drei
Monate dauernden Nilfahrt nahm ich zahlreiche Platten von
fast allen egyptischen Tempeln und wichtigen Inschriften, bis
zum zweiten Katarakte, namentlich aber in Edfu und Medinet-
Abu auf in der Grösse von 8 zu !0 englischen Zoll, also bei-
läufig 20 zu 25 cm. Durchschnittlich exponirte ich zu lang,
etwa 45 Secunden, so dass manche der Bilder einen flauen
Charakter bekamen. Auch gelangen die am Wasser gelegenen
Orte viel besser, als die einige Kilometer davon entfernten.
Gleichzeitig mit mir reiste ein italienischer, in Luqsor an-
sässigen sehr geschickter Photograph, Namens Beato, welcher
schon damals viel grössere Bilder auf trockenem Wege auf-
 
Annotationen