Etwas über das lieliographische Aetzverfahren.
363
Etwas über das lieliographische Aetzverfahren.
Von Oscar Pustet in Wien.
Jedermann, welcher sich schon mit der Heliogravüre be-
schäftigt hat, weiss, weshalb die Kupferplatten mit einem Harz-
oder Asphaltkorn versehen werden müssen und ich erachte es
daher als überflüssig, mich weiter über den Zweck des Kornes
einzulassen. Sicher ist jedoch, dass Anfänger auf die Wesenheit
des Kornes viel zu wenig Gewicht legen und werden schlecht
gelungene Aetzungen nicht einem zuweilen unrichtig beschaffenen
Korn zugeschrieben, so dass viel Kummer über ein oft schon
zum wiederholten und wiederholten Male geätztes Bild erspart
werden könnte.
Je nachdem man nach dem Aufwirbeln des Harzstaubes
im Staubbasten die Platte früher oder später, kürzer oder länger
in denselben legt, so kann man, wie bekannt, ein feines und
weites, ein feines und enges, ein grobes und weites und ein
grobes und enges Korn auf der Platte hersteilen, doch ist auch
durch ein stärkeres oder schwächeres Anschmelzen des Harz-
staubes dasselbe gröber oder feiner herzustellen.
Will jemand viele gute Resultate haben, so muss er es
in der Gewalt haben mit Sicherheit ein beliebiges Korn her-
zustellen und das Einstauben und Anschmelzen des Kornes
darf nicht nach einer Schablone vorgenommen werden, sondern
jedes Bild soll separat studirt und die hierzu bestimmte
Platte mit einem eigens dafür passenden Korn versehen
werden. Selbstverständlich muss auch bei der Aetzung dem
Korne Rechnung getragen werden, indem im Verhältniss zur
Dicke des Pigment-Reliefs, die Aetzung weder zu kalt noch
zu warm vorgenommen wird. Als Norm hierbei ist anzu-
nehmen, dass kleine Bilder, Landschaften mit vielen Bäumen,
Bilder, welche überhaupt wenige Tiefe gebrauchen und schon,
damit die feinen Details nicht zerrissen werden', ein feines
Korn verlangen, während grosse Platten, besonders Portraits
und grosse Köpfe, welche in der Tiefe eine beträchtliche
Schwärze beanspruchen, ein grobes Korn benöthigen, da einer
so tiefen, lange andauernden Aetzung, ein feines Korn nicht
Wiederstand leisten würde.
Eine richtige geätzte Kupferplatte soll wie bekannt so
aussehen, dass selbst in den tiefsten Schatten die Kornpunkte
zwar bedeutend kleiner, jedoch nicht weggeätzt sind, sondern
sich an ihrer glänzenden Oberfläche gerade noch erkennen
lassen. Auf gewöhnliche Weise und wenn auch die Temperatur
der Aetzflüssigkeit und die Grösse des Kornes immer gleich
23*
363
Etwas über das lieliographische Aetzverfahren.
Von Oscar Pustet in Wien.
Jedermann, welcher sich schon mit der Heliogravüre be-
schäftigt hat, weiss, weshalb die Kupferplatten mit einem Harz-
oder Asphaltkorn versehen werden müssen und ich erachte es
daher als überflüssig, mich weiter über den Zweck des Kornes
einzulassen. Sicher ist jedoch, dass Anfänger auf die Wesenheit
des Kornes viel zu wenig Gewicht legen und werden schlecht
gelungene Aetzungen nicht einem zuweilen unrichtig beschaffenen
Korn zugeschrieben, so dass viel Kummer über ein oft schon
zum wiederholten und wiederholten Male geätztes Bild erspart
werden könnte.
Je nachdem man nach dem Aufwirbeln des Harzstaubes
im Staubbasten die Platte früher oder später, kürzer oder länger
in denselben legt, so kann man, wie bekannt, ein feines und
weites, ein feines und enges, ein grobes und weites und ein
grobes und enges Korn auf der Platte hersteilen, doch ist auch
durch ein stärkeres oder schwächeres Anschmelzen des Harz-
staubes dasselbe gröber oder feiner herzustellen.
Will jemand viele gute Resultate haben, so muss er es
in der Gewalt haben mit Sicherheit ein beliebiges Korn her-
zustellen und das Einstauben und Anschmelzen des Kornes
darf nicht nach einer Schablone vorgenommen werden, sondern
jedes Bild soll separat studirt und die hierzu bestimmte
Platte mit einem eigens dafür passenden Korn versehen
werden. Selbstverständlich muss auch bei der Aetzung dem
Korne Rechnung getragen werden, indem im Verhältniss zur
Dicke des Pigment-Reliefs, die Aetzung weder zu kalt noch
zu warm vorgenommen wird. Als Norm hierbei ist anzu-
nehmen, dass kleine Bilder, Landschaften mit vielen Bäumen,
Bilder, welche überhaupt wenige Tiefe gebrauchen und schon,
damit die feinen Details nicht zerrissen werden', ein feines
Korn verlangen, während grosse Platten, besonders Portraits
und grosse Köpfe, welche in der Tiefe eine beträchtliche
Schwärze beanspruchen, ein grobes Korn benöthigen, da einer
so tiefen, lange andauernden Aetzung, ein feines Korn nicht
Wiederstand leisten würde.
Eine richtige geätzte Kupferplatte soll wie bekannt so
aussehen, dass selbst in den tiefsten Schatten die Kornpunkte
zwar bedeutend kleiner, jedoch nicht weggeätzt sind, sondern
sich an ihrer glänzenden Oberfläche gerade noch erkennen
lassen. Auf gewöhnliche Weise und wenn auch die Temperatur
der Aetzflüssigkeit und die Grösse des Kornes immer gleich
23*