Ueber die Eigenschaften verschiedenfarbigen Lichtes.
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Ueber die Eigenschaften verschiedenfarbigen Lichtes.
Von Dr. 0. Lohse.
Es ist bekannt, dass das rothe Ende des Speetrums einer
Lichtquelle, z. B. der Sonne, in photographischer Beziehung
charakteristische Verschiedenheiten von dem blauen Ende zeigt.
Die blauen, stärker brechbaren Lichtstrahlen besitzen im All-
gemeinen eine grössere Kraft, chemische Veränderungen her-
vorzurufen, als die rothen und wenn es auch in der Neuzeit
gelungen ist, durch geeignete Präparationen die Wirkung des
rothen Lichtes zu erhöhen, so bleiben dies immerhin Aus-
nahmen von der Regel. Wenn somit das rothe Licht weniger
actinische Kraft besitzt, so vermag es auf der andern Seite
die Körper viel besser zu durchdringen als das blaue Licht.
Analysiren wir z. B. das Licht einer Lampe, welches durch
ein starkes Platt Papier hindurch gegangen ist, mit Hilfe eines
Speetroscops, so finden wir, dass fast alles blaue Licht absor-
birt wurde und nur rothes und gelbes Licht übrig geblieben
ist. Bei grösserer Dicke der absorbirenden Schicht bleibt nur
noch rothes Licht übrig, dieses vermag aber sogar noch ziem-
lich dickes Carton-Papier zu durchdringen. Was hier von
festen absorbirenden Körpern gesagt wurde, gilt auch für
Gase und Dämpfe, z. B. für unsere Atmosphäre. Hierfür
bietet die Rothfärbung der Gestirne, insbesondere der Sonne,
wenn sie sich dem Horizont nähern, also wenn das Licht der-
selben, um in’s Auge des Beobachters zu gelangen, dickere
absorbirende Schichten zu durchdringen hat, ein schlagendes
Beispiel.
Es scheint fast, als wenn es keinen Stoff gäbe, der rothe
Strahlen vollkommen absorbirt, und dabei blauen den Durch-
gang gestattet, denn selbst die Absorptionsspeetren blauer
Gläser oder Flüssigkeiten, lassen rothes Licht erkennen. Das
rothe Lieht mit seinen längeren Wellen und seiner schwächeren
Brechbarkeit vermag also im Allgemeinen die Zwischenräume
zwischen den Molecülen besser zu passiren, als das blaue.
Je stärker brechbar das Lieht ist, um so leichter wird es von
absorbirenden Mitteln verschluckt. Vielleicht steht hiermit
folgende Thatsaehe in Verbindung, die ich bei Aufnahmen der
Sonne zu beobachten Gelegenheit hatte, wenn dieselben bei
Einschaltung eines farbigen Mittels erfolgten. Um die Farben-
fehler des Objectivs möglichst zu verlöschen, wurden eines-
theils die Sonnenstrahlen durch eine Lösung von doppelt-
chromsaurem Kali, anderntheils durch eine solche von über-
mangansaurem Kali geschickt, bevor sie die empfindliche
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Ueber die Eigenschaften verschiedenfarbigen Lichtes.
Von Dr. 0. Lohse.
Es ist bekannt, dass das rothe Ende des Speetrums einer
Lichtquelle, z. B. der Sonne, in photographischer Beziehung
charakteristische Verschiedenheiten von dem blauen Ende zeigt.
Die blauen, stärker brechbaren Lichtstrahlen besitzen im All-
gemeinen eine grössere Kraft, chemische Veränderungen her-
vorzurufen, als die rothen und wenn es auch in der Neuzeit
gelungen ist, durch geeignete Präparationen die Wirkung des
rothen Lichtes zu erhöhen, so bleiben dies immerhin Aus-
nahmen von der Regel. Wenn somit das rothe Licht weniger
actinische Kraft besitzt, so vermag es auf der andern Seite
die Körper viel besser zu durchdringen als das blaue Licht.
Analysiren wir z. B. das Licht einer Lampe, welches durch
ein starkes Platt Papier hindurch gegangen ist, mit Hilfe eines
Speetroscops, so finden wir, dass fast alles blaue Licht absor-
birt wurde und nur rothes und gelbes Licht übrig geblieben
ist. Bei grösserer Dicke der absorbirenden Schicht bleibt nur
noch rothes Licht übrig, dieses vermag aber sogar noch ziem-
lich dickes Carton-Papier zu durchdringen. Was hier von
festen absorbirenden Körpern gesagt wurde, gilt auch für
Gase und Dämpfe, z. B. für unsere Atmosphäre. Hierfür
bietet die Rothfärbung der Gestirne, insbesondere der Sonne,
wenn sie sich dem Horizont nähern, also wenn das Licht der-
selben, um in’s Auge des Beobachters zu gelangen, dickere
absorbirende Schichten zu durchdringen hat, ein schlagendes
Beispiel.
Es scheint fast, als wenn es keinen Stoff gäbe, der rothe
Strahlen vollkommen absorbirt, und dabei blauen den Durch-
gang gestattet, denn selbst die Absorptionsspeetren blauer
Gläser oder Flüssigkeiten, lassen rothes Licht erkennen. Das
rothe Lieht mit seinen längeren Wellen und seiner schwächeren
Brechbarkeit vermag also im Allgemeinen die Zwischenräume
zwischen den Molecülen besser zu passiren, als das blaue.
Je stärker brechbar das Lieht ist, um so leichter wird es von
absorbirenden Mitteln verschluckt. Vielleicht steht hiermit
folgende Thatsaehe in Verbindung, die ich bei Aufnahmen der
Sonne zu beobachten Gelegenheit hatte, wenn dieselben bei
Einschaltung eines farbigen Mittels erfolgten. Um die Farben-
fehler des Objectivs möglichst zu verlöschen, wurden eines-
theils die Sonnenstrahlen durch eine Lösung von doppelt-
chromsaurem Kali, anderntheils durch eine solche von über-
mangansaurem Kali geschickt, bevor sie die empfindliche
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