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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

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Lohse, Oswald: Ueber die Eigenschaften verschiedenfarbigen Lichtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0411

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Ueber die Eigenschaften verschiedenfarbigen Lichtes.

Platte erreichten, die in dem ersten Falle durch Behandlung
mit geeigneter Farbstofflösung für Gelb empfindlich gemacht
worden war. Das Bild der gelben Sonnenscheibe war ausser-
ordentlich scharf, aber fast ganz ohne Oontraste, so dass die
vorhandenen Sonnenfleeken sieh nur wenig, andere Details der
Sonnenoberfläche sieh gar nicht abhoben, das violette Bild
dagegen zeigte eine reiche Abwechselung von Tönen und die
Structur der Sonne hob sich sehr contrastreich ab. Mit Hilfe
von blauem oder violettem Lichte lassen sich geringere Licht-
unterschiede noch sichtbar machen, als bei Anwendung rothen
Lichtes, mit anderen Worten, zwei verschieden helle Gegen-
stände erfordern bei rothem Lichte einen viel grösseren Unter-
schied in der Belichtungszeit als bei blauem Lichte zur Er-
zielung desselben chemischen Effectes.
Ich glaube, dass man aus den vorstehenden Betrach-
tungen gar manchen practischen Nutzen zu ziehen vermag, da
es sowohl Erforderniss sein kann, möglichst weiche, als mög-
lichst harte Negative zu erzeugen. So ist es Thatsache, dass
die Gelatineplatten zur Reproduetiou von Strichzeichnungen
wenig geeignet sind, da hierbei ein besonders grosser Contrast
verlangt wird, der früher durch ein geeignetes Collodion und
kräftige Nachschwärzung erreicht wurde, welche letztere noch
dazu bei Gelatineplatten nur in beschränktem Masse ausführbar
ist. Die Papierfläche wird nicht dunkel und die Striche der
Zeichnung nicht hell genug und es blieb bisher nichts übrig,
als für diese Zwecke Silberbad und Collodion beizuhalten.
Gemäss den obigen Darlegungen wird aber der Contrast
erhöht, wenn man die Photographie mittels blauen Lichtes
vornimmt, was einfach durch Einschaltung eines blauen Glases
geschehen kan. Ich liess ein planparalleles blaues Glas
schleifen und brachte dasselbe innerhalb eines Reproduetions-
Aplanaten von Steinheil in der Weise an, dass ich es auf
die Oentralblende aufkittete. Von einem bedruckten Blatte
erhielt ich auf diese Weise bei geeigneter Exposition ein
Negativ, auf welchem die Buchstaben glasklar erschienen, und
der Grund hinreichend dicht war, so dass ich dies Verfahren
Denjenigen empfehlen möchte, welche sieh mit Reproduetions-
arbeiten beschäftigen. Aehnlieh wie im vorliegenden Falle
wird noch bei vielen anderen Gelegenheiten aus der Ver-
schiedenheit der Wirkung farbigen Lichtes Vortheil für die
practische Photographie gezogen werden können, worauf hin-
zuweisen Zweck dieser Zeilen ist.
 
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