Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

DOI Artikel:
Fritz, G.: Das Wesen der Zurichtung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0232

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Wesen der Zurichtung.

199

alle Striche und Linien in ihrer richtigen Kraft und Stärke
und auch nicht ausgerissen kommen. Beide Umstände würden
dem Bilde ein unreines, unruhiges Aussehen geben.
Am öftersten bemerkt man bei Reproduktionen nach
Federzeichnungen eine schlechte Perspective, was in den
meisten Fällen seinen Grund darin haben mag, dass der
Zeichner den Hintergrund in etwas lichterem Tone, die Striche
jedoch nicht feiner hält, wie die der vorderen Partien. Hier-
durch erscheint die Zeichnung selbst wohl in gutem perspec-
tiven Aussehen, da aber in der Reproduetion die lichten und
dunklen Striche gleich stark kommen und der Drucker nur
eine Farbe zur Wiedergabe anwenden kann, so kommt dann
der Hintergrund in der Regel zu kräftig.
Diesem lässt sich wohl etwas abhelfen, wenn die im
Vordergründe stehenden Partien stärker unterlegt werden, als
dies gerade nothwendig wäre, aber immerhin bleibt dies nur
ein nothdiirftiger Behelf und hat seine Grenze, über die man
nicht mehr hinauskann.
Die Zurichtung und der Druck von Autotypien ist als am
schwierigsten zu bezeichnen. Die autotypische Reproduetion
weist gegen den Holzschnitt und jede andere Reproduetions-
Manier, in ihren Platten nicht nur einen sehr grossen Ton-
reichthum auf, es sind die Töne meist auch zarter und ge-
schlossener, daher bei Zurichtung und Druck eine subtilere
Behandlung erfolgen muss.
Durch die grosse Treue in der Wiedergabe jedes geringsten
Details einer Zeichnung, eines Gemäldes oder einer photo-
graphischen Aufnahme bei der Phototypie, in seinem wahren
Tonwerthe, die zahlreichen Töne vom zartesten bis zum
kräftigsten, macht nothwendigerweise die Zurichtung kom-
plizirter und man wird daher mehr Abstufungen in den Aus-
schnitten anwenden müssen, um zu einem vollkommen befrie-
digenden Resultat zu gelangen.
Wenn nun auch die Zurichtung der Autotypie nach den-
selben Prinzipien, wie sie in Fig. 9 und 10 ausgedrückt sind,
erfolgt, so ist sie doch difficiler, als mehr Kenntniss für
Zeichnung und Tonwirkung, sowie eine sehr gut durch-
gebildete Technik des Druckers erforderlich ist.
Die Zartheit der Töne verlangt aber auch die Verwendung
gut satinirten weichen Papieres und sehr fein geriebener,
leicht zu vertheilender Druckfarbe.
Die Zuricht-Methoden sind mit der Papier-Zurichtung
nicht erschöpft.
 
Annotationen