Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

DOI Artikel:
Belitski, Ludwig: Bemerkungen über die Herstellung und das Trocknen von Bromsilbergelatineplatten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0250

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bemerkungen über die Herstellung und das Trocknen etc. 223

Umständen befindet. Aber Noth lehrt beten oder besser nach-
denken und erfinden und so war es auch hier. Mein alleiniger
Gedanke in dieser traurigen Zeit bei Tag und Nacht waren
nur die Trockenränder und hauptsächlich deren Ursache in
den letzten Fällen aufzufinden.
Ein zu Eath gezogenes Klinkerfues’sches oder Lambrecht-
sches Hygrometer (zu beziehen vom Mechaniker Lambrecht in
Göttingen) zeigte eine ungewöhnliche Trockenheit der Luft an,
nur 20% relativen Feuchtigkeitsgehalt, d. h also, die Luft
enthielt nur % so viel an Wasserdampf als sie bei der jewei-
ligen Temperatur enthalten konnte.
Nun war die Sache klar und die Ursache gefunden.
Wenn in dem gut ventilirten Trockenraume, dessen Luft nicht
viel mehr Feuchtigkeit enthielt als die Aussenluft, also auch
sehr trockene, die feuchten Gelatineplatten in Menge auf-
gestellt wurden, so trockneten dieselben Anfangs sehr schnell,
bis sieh durch die Verdunstung von der grossen Fläche einiger
hundert Platten die Luft bedeutend mit Wasserdampf beladen
hatte; in dieser nun sehr bedeutend feuchteren Luft musste
natürlich das Trocknen viel langsamer vor sich gehen als zu
Anfang und die Folge davon waren ränderige Platten.
Seitdem wird vor Aufstellung der feuchten Platten die
Luft meines Trockenraumes mit Thermometer und Hygrometer
geprüft und die Platten erst hingestellt, wenn die Temperatur
auf 15 bis höchstens 20° E. und der Feuchtigkeitsgehalt
der Luft auf mindestens 60% gebracht worden ist. Das
Letztere, die Vermehrung der Luftfeuchtigkeit, geschieht durch
Aufhängen von nassen Tüchern, Hinstellen von Wasser auf
den Ofen, Einblasung von Wasserdampf und dergl., je nach
der Lokalität und Einrichtung derselben. Die relative Luft-
feuchtigkeit darf bis zu 80% steigen, denn ein langsameres
Trocknen zu Anfang schadet nicht das Geringste, die Venti-
lation regelt nachher Alles von selbst und entführt die zu
grosse Menge von Wasserdampf.
Es ist wohl selbstverständlich, dass hierbei die Lokalität
und Eigenthümlichkeit der Trockenräume eine grosse Eolle
spielen, so dass z. B. in sehr geräumigen Lokalen oder in
solchen, welche mit sehr kräftiger Ventilation versehen sind,
die Hygrometerbeobachtungen weniger nöthig sein mögen; ich
halte sie aber doch immerhin für sehr wichtig, denn so wie
ich seitdem keine ränderigen Platten mehr bekommen habe,
also von einer sehr grossen Sorge und vielen Verlusten und
Verlegenheiten befreit worden bin, so glaube ich fest, dass
ich durch diese Mittheilung Vielen einen Dienst erweise und
 
Annotationen