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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

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Mach, Ernst: Bemerkungen über wissenschaftliche Anwendungen der Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0320

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Bemerkungen über wissenscli. Anwendungen d. Photographie. 285

methoden werden in der Physik, in der Technik, in der
Physiologie, in der Meteorologie, ja fast in allen Natur-
wissenschaften angewandt und vielfach findet die Photographie
hierbei ihre Verwerthung. Wie viel insbesondere Marey
zur Entwicklung der Registrirmethoden beigetragen hat, ist
allgemein bekannt.
Selbst in Fällen, in welchen die unmittelbare sinnliche
Anschauung gar nichts zu leisten vermag, können für dieselbe
und für die graphischen Künste durch entsprechende Mittel
neue Gebiete eröffnet werden. Das Microscop und seine
Leistungen, welche wesentlich auf dem Princip der Rauru-
vergrösserung beruhen, werden allgemein bewundert. Sel-
tener denkt man daran, wie wichtig auch das entgegengesetzte
Princip ist, das der Raumverkleinerung. Zu einer klaren
Vorstellung der Vertheilung von Land und Meer auf unserer
Erde würden wir wohl durch unmittelbare sinnliche An-
schauung, durch die weitesten Reisen niemals gelangen, ein-
fach weil das Object für unser Gesichtsfeld zu gross, stets eine
nur schwerfällige iutellectuelle Zusammenfassung der einzelnen
Theile zu einem Ganzen zulässt. Die Karte drängt das Bild
der ganzen Erde in unser Gesichtsfeld zusammen. Was ist
die geographische BesehreibungLybiens durch einen Augen-
zeugen, durch Herodot, gegen die Vorstellung eines Schul-
knaben, der die Karte von Afrika gegenwärtig hat!
Die einzelnen Phasen einer Bewegung, die für unsere
unmittelbare Anschauung zu rasch verläuft, fixiren wir durch
Momentphotographie und können dann dieselben in be-
liebig langsamer Folge unserer Anschauung vorführen. Die
Leistungen von Anschütz, die Analyse des Vogelflugs durch
Marey, die Momentbilder von fliegenden Projectilen sammt den
eingeleiteten Luftbewegungen, sind passende Beispiele und
erläutern das Princip der Zeitvergrösserung, welches in
diesen Fällen zur Anwendung kommt.
Hat man mit periodischen Bewegungen zu thun, so
kann man die sogenannte stroboscopische Methode an-
wenden, welche ebenfalls auf dem Princip der Zeitvergrösserung
beruht und selbstverständlich auch Verwerthung der Photo-
graphie zulässt. Die Bewegungen einer schwingenden Stimm-
gabel (r (Fig. 28) von z. B. 100 Schwingungen per Secunde
lassen sich wegen der zu grossen Geschwindigkeit nicht direct
beobachten. Blicken wir aber auf die Gabel durch eine roti-
rende Scheibe S, welche 100 Spalten per Secunde vor dem
Auge vorbeiführt, so sehen wir die Gabel immer nach Ablauf
einer Schwingung, immer in derselben Phase, also scheinbar
 
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