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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

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Spitaler, Rudolf: Die Lichtvertheilung auf der Erdoberfläche
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https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0430

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Die Lichtvertheilung auf der Erdoberfläche.

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indem eine Zeit lang die Sonne gar nicht über den Horizont
heraufkommt.
Sobald aber die Sonne in diesen Gegenden über dem
Horizonte heraufgerückt ist, dann geht sie auch den ganzen
Tag nicht unter, sondern weilt während des ganzen arctischen
Sommers über demselben.
Betrachten wir aber den Verlauf der Lichtcurven über
die verschiedenen Breitenkreise in den einzelnen Monaten; so
sieht man, dass das Maximum der täglichen Lichtwirkung
vom Aequator, wo es vom September bis März geweilt hat,
wenn wir die südliche Hemisphäre ausser Acht lassen, all-
mählich gegen Norden rückt und im Juni seinen höchsten
Stand bei 30° Breite erreicht, entsprechend der langen Tages-
dauer um diese Zeit in dieser Breite. Am Pole und den be-
nachbarten Breitenkreisen erkennt man einerseits am Fehlen
der Curve den Polarwinter ohne Sonnenstrahlung, andererseits
an der Abnormität der Curven die 24 ständige Lichtwirkung
der Sonne im Sommer.
Es ist aber wohl zu beachten, dass diese Zahlen für die
direete Sonnenstrahlung bei ganz heiterem Himmel gelten.
In Wirklichkeit wird ein Theil der Strahlung, welcher der
Erdoberfläche durch die. Absorption in der Atmosphäre ent-
zogen wird, derselben wieder durch das zerstreute Lieht er-
setzt. Feine in der Atmosphäre schwebende Theilchen, wie
kleinste Wassertropfen, Staub u. dgl. reflectiren und zerstreuen
das Licht und machen dadurch die Atmosphäre selbst zu einer
Lichtquelle, die zumal in höheren Breiten von grösster Wichtig-
keit werden kann.
Auch feine Wolken, besonders dann, wenn sie wie Re-
flectoren günstig der Sonne gegenüberstehen, können die Licht-
wirkung ganz erheblich erhöhen.
Nach Bunsen und Roscoe ist die chemische Wirkung des
zerstreuten Tageslichtes so gross wie die direete Strahlung
der Sonne bei einer Höhe von 19°. Es ist leider bei den
meteorologischen Beobachtungen noch nicht die Einrichtung
getroffen, die optische Helligkeit des Himmels und der directen
Strahlung unter verschiedenen Breiten zu bestimmen, so dass
wir hierin noch auf sehr spärliche Daten beschränkt sind,
die sich nur auf die chemische Lichtwirkung beschränken.
Wir verdanken diese Thaten, wie schon oben angedeutet,
Bunsen und Roscoe.1) Aus ihren directen Messungen der

t) Siehe hierüber Eder, Handbuch der Photographie, I. Band. Halle,
1882, sowie Hann, Handbuch der Klimatologie. Stuttgart. 1883.
 
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