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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

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Vogel, Hermann Wilhelm: Ueber photographische Sonnenfinsternissbeobachtungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0475

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426 Ueber photographische Sonnenfinsternissbeobachtungen.

tischen Folgerungen bestätigt. Immerhin erscheinen mir die
Karelin’schen Mondbilder noch nicht ausreichend scharf.
Wenn es aber gilt längere Expositionszeiten anzuwenden,
so bleibt doch nur das Uhrwerk. Eier würde ich aber statt
des zu bewegenden Apparates lieber einen zu bewegenden
Spiegel Vorschlägen, der das Sonnenbild nach einer festen
Eichtung reflectirt, kurzum einen Heliostaten. Dieser hat
nicht den fünfzigsten Theil des Gewichts eines Fernrohrs mit
Stativ etc. Der Transport eines solchen ist somit selbst in
unwirthlichen Gegenden eine leichte Sache und lassen sich
dann photographische Arrangements mit leichter Mühe treffen.
In dieser Weise hatte ich mich für Russland equipirt.
Der Heliostat warf die Sonnenstrahlen auf die Linse eines
Kometensuchers und dieser lieferte im Hauptbrennpunkt ein
Sonnenbild von 6,525 Durchmseser (etwa 2/3 so gross als das
Jannsen’sche).
Gilt es, dieses direct aufzunehmen, so bringt man eine
Camera am Ocularende an, womöglich mit Schiebekassette.
Das Gesammtgewicht einer solchen Ausrüstung incl. Ver-
packung beträgt etwa 30 Kilo.
Wichtiger nun als die Aufnahme der Gestalt der Corona
ist die Aufnahme ihres Spectrums. Hier ist nun eine je nach
der Dispersion mehr oder weniger lange Exposition nöthig
und dann ist Uhrwerk, resp. Heliostat unentbehrlich1). Auch
hier ist aber dieselbe einfache Vorrichtung verwendbar. Die
Spiegelreflexion bann allerdings einen Lichtverlust herbeiführen,
der bis zu 50 Proe. geht. Man behält aber bei Anwendung
einer hinreichend grossen Linse noch eine genügende Licht-
stärke, wie ich im Sept.-Heft I der photogr. Mittheilungen
gezeigt habe. Zur Aufnahme des Spectrums dient dann ein
Speetrograph, auf dessen Spalt man das Sonnenbild wirft.
Ich benutzte den in meinem Buche: Die Photographie farbiger
Gegenstände etc. beschriebenen. Derselbe erhöhte freilich mein
Gepäck um 20 kg; dasselbe blieb aber im Gewicht noch weit
hinter dem Gepäck meiner astronomischen ßeisecollegen zurück.
Dass man bei Spectralaufnahmen farbenempfindliche Platten
verwendet, halte ich jetzt für eine Sache, die sieh von selbst

0 Man kann annehraon, dass die Helligkeit des Spectrums im Ver-
hältniss zur Zerstreuung abnimmt. Ist z. B. der Spalt V20 Millimeter
gross, das Spectrum 100 Millimeter lang, so ist die Helligkeitsverminderung
durch die Dispersion = 1/20 •’ 100 = 2000. Nimmt man demnach für die
Corona wie oben 1/14 Secunde als Expositionszeit, so würde man für das
Spectrum derselben 2000 X Vl4 = 143 Secunden nöthig haben. Die Rech-
nung wird freilich anders, falls durch Zerstreuung nicht ein kontinuir-
liohes sondern ein Linienspectrum entsteht.
 
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