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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Dümmler, Georg Ferdinand: Vasen aus Tanagra und Verwandtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0031

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Vorbilder, welche den in Olympia vorkommenden Typen nahestehen, wie der kre-
tische Bronceschild (Mittheilungen X S. 66), in das Italisch-etrurische und über Este
Felsina in das alpine Kunsthandwerk gedrungen zu sein, wo er überall häufig ist.
Die nächste Analogie jedoch zu dem Tanagräer Gefäfs bildet der Goldschmuck aus
Athen Archäologische Zeitung 1884 Taf. X 2.
Auch das zweite der aus Tanagra stammenden Gefäfse findet in der be-
sprochenen Classe für seine einfache Ornamentik Analogien, in Form und Farbe
ähnelt es, wohl zufällig, der Aristonothosvase.
Über den Ursprung dieses Stiles hat man sich noch nicht einigen können.
Helbig, welcher zuerst näher auf dies Problem einging (Italiker in der Poebene
S. 84ff.), nannte diese Gefäfse, nach einem der beiden Hauptfundorte in Italien auf
die Mutterstadt zurückschliefsend, chalkidische. Dagegen hat Furtwängler (Archäol.
Zeitg. i88ß S. ißßf.) Einspruch erhoben und schlägt dafür den Namen »protokorin-
thische Gefäfse« vor, da dieselben mit den späteren korinthischen durch zahlreiche
Übergangsstufen eng verknüpft seien. Diese Benennung ist aber nur unter zwei
Voraussetzungen weniger willkürlich als die Helbigs, erstlich der Voraussetzung,
dafs der korinthische Stil sich aus Furtwänglers protokorinthischem entwickelt habe,
während er ebenso gut als ein fertiger in denselben eingedrungen sein kann, zweitens
dafs der korinthische Stil mit Recht seinen Namen führt. Das Vorkommen korin-
thischer Inschriften auf Gefäfsen dieses Stiles beweist doch weiter nichts, als dafs
zur Zeit des Dodwellschen Gefäfses, also etwa in der ersten Hälfte des sechsten
Jahrhunderts, dieser Stil unter andern auch in Korinth der herrschende war. Er
kann in Korinth aber erst nach der Gründung von Syrakus (/ß4) aufgekommen sein,
da die ältesten Gräber der ihn noch nicht kennen. Wo ungefähr
sein Ursprung zu suchen sei, zeigen uns die Sarkophage von Klazomenä und die
rhodischen Vasen.
Aus den Fundumständen in Italien erhellt nur soviel: Ende des 8ten Jahr-
hunderts, als Cumä^ und Syrakus gegründet wurden, herrschte in Korinth und in
Chalkis derselbe Stil. Die Fundorte derselben Gefäfsclasse an einzelnen Punkten
Griechenlands liegen meist zwischen diesen beiden Culturcentren und ordnen sich
dem einen so gut wie dem andern unter. Zu den von Helbig und Furtwängler
a. a. O. genannten Stätten kommen neu hinzu Tanagra, Tiryns und Eleusis, wo
verwandte Scherben in sehr alten Schichten gefunden wurden.
Die relative Chronologie des Stiles läfst sich mit annähernder Sicherheit
bestimmen. Verdrängt wird er sein im siebenten Jahrhundert durch den sogenannten
korinthischen (H7777. 18// T. UZ) V), wenn sich auch einzelne Ausläufer neben diesem
bis ins fünfte Jahrhundert behaupten (vgl. AhUsA jerwz 1882 p. 295); die An-
fänge sind gleichzeitig mit denen des Dipylonstiles. Dafür sprechen die Fund-
umstände in Tiryns und Ägina. In Ägina finden sich zahlreiche Scherben in dem
Schuttwall, welcher die geringen Reste des alten Tempels beim heutigen Hauptort
umgibt. Dort ist eine Vertiefung an der Westseite dieses Walles und hier findet

2) S. Helbig Das Homerische Epos S. 321.
 
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