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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Sittl, Karl: Der Hesiodische Schild des Herakles
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Belger, Christian: Zur Bronzestatue eines Faustkämpfers in Rom: (Antike Denkmäler I, 1887, Taf. 4)
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0204

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Vielleicht scheint meine Untersuchung denen, welche von Deiters' Zerklei-
nerung des »Schildes« wissen, auf unsicherem Boden zu ruhen; ich mufs mich hier
mit der Versicherung begnügen, dafs aufser jenen Homerversen (15/—$9) keine an-
dere gröfsere Interpolation beweisbar ist als V. 19.9—$ß. 2ßß—ß/. 261—6ß; diese
haben aber bezeichnender Weise nicht den geringsten archäologischen Wert.
München.
Karl Sittl.

ZUR BRONZESTATUE EINES FAUSTKAMPFERS
IN ROM.
(Anlike Denkmäler I, 1887, Tat. 4.)
So sehr man mit der beigegebenen Deutung der Statue als der eines Faust-
kämpfers in Ruhe nach eben ausgefochtenem Kampfe einverstanden sein mufs, so
wenig einleuchtend erscheint mir eine Einzelheit in der Auffassung des Motivs.
Es heifst: »Der Mund erscheint zum Sprechen geöffnet, der Mann scheint mit einer
Person, die man sich neben ihm zu denken hat, sei es mit einem Gegner, sei es
mit einem Kampfrichter zu hadern. Nase und Ohren sind von Faustschlägen breit-
gedrückt; die im Vergleich mit der Unterlippe etwas zurückstehende Oberlippe
läfst darauf schliefsen, dafs die oberen Vorderzähne ausgeschlagen sind«.
Zunächst ist, wenigstens nach der Abbildung, die Nase nicht »breit« ge-
drückt, sondern scheint vom Nasenbein an einen Verlust an Masse erlitten zu haben;
richtiger wäre gesagt: eingedrückt. Damit aber ist ein Zweifel gehoben, welcher
sich aufdrängt, wenn man diesen völlig ruhig dasitzenden, sicher ermüdeten Mann
sich hadernd vorstellen soll. Das würde wol ohne Gesten nicht abgegangen sein.
Auch scheint nicht nur die Oberlippe zurückzustehen, sondern der ganze Unter-
kiefer ist etwas vorgeschoben: eine Mundhaltung, wie man sie an Personen beob-
achten kann, welche am Stockschnupfen leiden.
Wir schliefsen daraus, dafs das Motiv unserer Kämpferstatue völlig in sich
abgeschlossen ist: die Nase ist dem Faustkämpfer bedenklich eingedrückt, er kann
etweder nur schwer oder gar nicht durch sie atmen, muss also notwendig den
Mund öffnen, um seiner Lunge Luft zuzuführen.

Christian Beiger.
 
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