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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

DOI Artikel:
Loeschcke, Georg: Archaische Niobidenvase: (hierzu Antike Denkmäler I, Taf. 22)
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0289

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ARCHAISCHE NIOBIDENVASE.
Die auf der oben angeführten Tafel herausgegebene Vase sah ich 187/
bald nach ihrer Auffindung im in Corneto. Sie hat eine Höhe
von 0,ß8 und machte nach meiner Erinnerung im Original einen etwas alter-
tümlicheren Eindruck als auf der Abbildung, indem die Firnifsfarbe bräunlicher, der
Thongrund weniger rot war. Unverkennbar gehört die Vase zu jener Gruppe
schlanker Amphoren mit mehreren Bildstreifen, alternirendem Palmetten-Fotosorna-
ment am Hals und Strahlen am Fufsende, die man früher als »tyrrhenische« be-
zeichnete und als deren bekanntestes Exemplar die berliner Vase mit der Darstellung
der Athenageburt (Furtw. 1704) gelten darf.
Auf die beiden untersten Bildstreifen mit den üblichen streng symmetrisch
gruppirten Tieren, folgt ein schmales Muster, das aus drei versetzt untereinander
gestellten Punktreihen besteht. Dies Ornament findet sich öfters auf Vasen dieser
Gattung z. B. T&w. TV/' AU. I 26, 10, Inghirami V. F. IV 301, Gerhard A. V. B.
95,96, Berlin, Furtw. 1708 1710h und mufs als Rudiment der schachbrettartigen
Muster des geometrischen Stils angesehen werden. Im Schmuck der »protokorinthi-
schemU und frühest attischen^ Gefäfse scheint das Schachbrettband noch eine
grölsere Rolle gespielt zu haben, über die »tyrrhenischen« Vasen hinaus läfst es
sich aber nicht continuirlich verfolgen: die Fufsstrahlen und der Mäander sind
hinfort die einzigen überlebenden Zeugen der geometrischen Dccorationsweise.
Die Rückseite des Schulterbilds nehmen vier berittene nach rechts spren-
gende Jünglinge ein, deren vorderster nach seinen Gefährten zurückblickt, eine so
überaus verbreitete Darstellung, dafs sie keinerlei Erklärung fordern würde, wenn
nicht gerade die Häufigkeit der Reiterzüge auf korinthischen, chalkidischen und
attischen Vasen die Frage wachriefe: aus welchen Gründen man diese Darstellung
so sehr bevorzugt habe.
Zum gröfsten Teil mufs man diese Tatsache gewifs aus dem Interesse des
VI. Jahrhunderts an der i-rr-oirpotpG und aus der Bequemlichkeit der Vasenmaler
erklären, die bei den Reiterzügen die Möglichkeit hatten durch Wiederholung der-
selben Figur ein sinnvolles Ganze von beliebiger Fänge herzustellen. Eine weitere
Umschau über älteste schwarzfigurige Vasendecorationen regt aber die Frage an,
ob nicht noch andere Gründe beigetragen haben die Darstellung von Reitern zum
Vasenschmuck besonders geeignet erscheinen zu lassen.

9 Z. B. Arch. Zeit. 1883 S. 162, Arch. Jahrb. II 9 Arch. Zeit. 1882 Tat. 10 (Schüssel aus Aegina),
Taf. 2, 2. Arch. Jahrb. II S. 55 (Phaleronvase).

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