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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Conze, Alexander: Bronzestatuette eines Hermes
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0145

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BRONZESTATUETTE EINES HERMES.
(T.f. 9.)
Sr. Excellcnz der kais. deutsche Botschafter in Constantinopel, Herr v. Rado-
witz, gestattet uns eine Bronzestatuette seines Besitzes der wissenschaftlichen Be-
nutzung und der Freude an dem kleinen Kunstwerke allgemeiner zugänglich zu
machen, indem wir sie in einer nach dem Originale genommenen Heliographie auf
Tafel 9 abbilden.
Die Figur ist ein Geringes über 2$ Centimeter hoch. Sie ist bis auf den
fehlenden linken Fufs und andre jetzt fehlende Zusätze, über welche sogleich das
Nähere angegeben werden soll, vortrefflich erhalten und durchweg mit schönster
Patina versehen; zwei abgeschabte Stellen am rechten Beine und einige ähnliche
kleine Verletzungen am rechten Arm und an den Haaren sind ganz unerheblich.
Die Augäpfel sind von Silber eingesetzt, die Pupillen in ihnen durch scharfe
runde Einbohrungen hergestellt, die nicht nothwendig mit irgend einer andern Masse
ausgeftillt gewesen zu sein brauchen. Offenbar waren aufserdem noch andre Theile
von Silber ein- und angesetzt, zunächst die Tippen und die Brustwarzen, aus denen
das Silber herausgebrochen ist, nicht ohne Verletzung der feinen Form. Aufserdem
ist unverkennbar, dafs die Figur eine Chlamys und Sandalen trug, die gewifs auch
aus Silber, vielleicht mit Vergoldung, angesetzt waren. Von der Befestigung des
vordersten Punktes der Chlamys, wo etwa die Spange sich befand, rührt ein läng-
licher flacher Einschnitt auf dem Brustbeine her; von da ab zieht
sich jederseits nach den Schultern hinauf und über die Schultern
hin eine pastose Oxydirung, welche sich sehr deutlich von der
sonstigen glatten Patina absetzt; dieselbe Art der Oxydirung zeigt
sich mehr oder weniger zusammenhängend auf dem ganzen Rücken
bis über das Kreuz hinab und auf die Glutaeen hin, wo sie zwei
einigermafsen scharf begrenzte abgerundete Flächen bildet. Dieser
Zustand läfst keinen Zweifel darüber, dafs eine vorn genestelte,
hinten herabhängende Chlamys, die für die Ephebcngestalt passende
Tracht, der Bronze aus besonderen Stoffe, wahrscheinlich, wie ge-
sagt, edlerem Metalle, angefügt war. Ihr unterer Umrifs ist auf
der Brust über den Warzen zu den Schultern hinauf leicht vorge-
ritzt. Dieses Mäntelchen verdeckte dann auch ein im Rücken in
sonst störender Weise eingeschnittenes, hochgestellt-oblonges Doch, wie wir es an
Terrakotten zu sehen gewohnt sind; bessere Kenner der Technik mögen entscheiden,
 
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