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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Heydemann, Heinrich: Seilenos vor Midas
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0124

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SEILENOS VOR MIDAS.
In der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft Band 40,
S. 549ff. hat Kuhnert über »Midas in Sage und Kunst« eingehend gehandelt. Es
sei mir gestattet, die erhaltenen Kunstdarstellungen, welche sich, abgesehen von
dem Midaskopf auf Münzen von Prymnessos\ vorläufig nur auf bemalten Vasen
vorgefunden haben und sämmtlich die Lage in der vom Satyrdrama ausgebildeten
Fassung vorführen, hier genauer und vollständiger zusammenzustellen, zugleich mit
Mittheilung einer bisher nicht veröffentlichten Zeichnung aus meinen Mappen.
Die Hauptscene der Sage, die Vorführung des gefangenen Silen vor dem
König Midas, findet sich dreimal. Am figurenreichsten erscheint sie auf einem
leider noch unedierten schwarzfigurigen Gefäfse aus Vulci, dessen jetziger Verbleib
wenigstens mir unbekannt ist (De Witte dhäV. no. 261 = dhZ
no. 10). Gefesselt und von zwei bewaffneten Wächtern begleitet steht Seilenos vor
dem sitzenden König, hinter welchem noch eine Frau" und zwei Doryphoroi zu-
gegen sind.
Die anderen beiden Vasenbilder, je nur vier Figuren zeigend, sind dagegen
rothhgurig und werden in London und Palermo aufbewahrt.
Auf der Vase des British Museum, welche in Chiusi ausgegraben und
deren Zeichnung etwa um ßoo vor Chr. gefertigt sein mag (abgebildet ohne die
Inschriften Abz/M/z' <A//' AjA 1844 Tav. H; vgl. Arch. Anzeig. 1851 S. 39 g und
A* /W A72V II p. 226), steht Silen gebunden vor dem thronenden Midas
(MuH?), den lange Eselsohren und ein Kopftuch charakterisieren; hinter dem Gefan-
genen ein phrygisch gekleideter Wächter (über ihm xAoc), hinter dem König eine
Dienerin im Chitoniskos mit Fächer 9 welcher der hochtönende Name Europa
beigeschrieben ist (Eopmjyja).
Ein wenig älter ist das anmuthigflott gezeichnete Vasenbild aus Agrigent
in Palermo (AA. AA' A-sZ. IV 10; vgl. Arch. Ztg. 18/1 S. 46 und Zehntes Hall.
Progr. S. 22, c): ein Wächter führt den gebundenen Seilenos vor den langohrigen
thronenden Midas, welcher begrüfsend die Rechte vorstreckt. Hinter dem Wächter
entfernt sich umblickend und auf Seilen weisend eine Frau, die am wahrschein-
lichsten als eine Bacchantin zu erklären sein wird, welche bei der Gefangennahme
des Seilen zugegen war und ihn bis zum König begleitet.

9 Abg. A737?;?/?' AzrZ. 1847 Tav. 77$ = Münch.
Akad. Sitzungsber. 1880 I. Taf. I 10.
*) Nach de Witte x77za;73?k — etwa
ein schlecht gezeichneter Fächer, wie Kuhnert
mutnrafst und demnach eine Dienerin des Midas

gezeichneter Thyrsos, und wäre die Frau dann
eine Baccha, welche den Seilen begleitet hat?
9 Vgl. dazu u. A. den Schirmträger auf der Busiris-
darstellung Siebentes Hall. Progr. II 2.
 
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