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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Winter, Franz: Zur altattischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0230

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ZUR ALTATTISCHEN KUNST.
(Taf. 13. 14.)
Die Kenntnifs der älteren griechischen Kunst hat durch die Ausgrabungen,
welche die griechische Regierung seit einigen Jahren auf der Burg von Athen ver-
anstaltet, eine unerwartet grofse Bereicherung erfahren. Wenn Brunn vor elf Jahren
nur vier statuarische Werke attischer Herkunft namhaft machen konnte \ auf welche
er seine berühmte Charakteristik der altattischen Kunst gründete, so hat sich jetzt
das Material nahezu um das Zehnfache vermehrt. Aber die Schwierigkeiten, welche
sich an die Frage nach dem Entwickelungsgange der altattischen Kunst knüpfen,
sind eher gewachsen, als verringert. Aus zahlreichen Inschriften, welchen sich die
stilistische Verschiedenheit der gefundenen Sculpturen als gleichwertiges Zeugnifs
anreiht, wissen wir jetzt, dafs die Thätigkeit, welche die fremden Künstler von den
Inseln um die Mitte des sechsten Jahrhunderts in Athen entwickelten, eine sehr
weite Ausdehnung angenommen hatte, eine viel weitere, als die dürftigen litterari-
schen Nachrichten ahnen liefsen. Erst wenn es gelungen sein wird, unter der Masse
dieser Werke bestimmte Arbeiten derjenigen Künstler wieder herauszufinden'*, deren
Namen die Inschriften nennen, wird es möglich werden, auch von dem Charakter
der einheimischen attischen Kunst ein festeres Bild zu gewinnen und bis zu einem
gewissen Grade zu entscheiden, was und wie viel sie von der fremden Kunst em-
pfangen hat. Ebenso unzweifelhaft aber, als fremde Einwirkungen, deren Stärke
Brunn wohl etwas zu gering angeschlagen haH, für ihre Entwickelung von entschei-
dender Bedeutung waren, hat sich die attische Kunst sehr bald zu einer selbststän-
digen, unabhängigen Stellung durchgerungen. Der Typus der Parthenonfiguren ist
auf attischem Boden erwachsen.
Wann der Aufschwung erfolgte und wie er sich gestaltete, ist bisher nicht
festgestellt, doch liefern die neuen Funde Anhaltspunkte zur Lösung dieser Frage.
Die auf Tafel iß und 14. abgebildeten weiblichen Köpfe, deren hervorragendes
Interesse die nochmalige Veröffentlichung rechtfertigt^, geben die Erklärung.
Der jüngere Kopf (Taf. 14.), aus parischem Marmor gearbeitet, ist bei den
an der Ostseite des Parthenon im Jahre 1882 vorgenommenen Ausgrabungen im
alten kimonischen Bauschutt gefunden^ und gehörte also zu einem derjenigen Bild-

') Archäologische Zeitung XXXIV 1876 S. 27.
3) Eine Statue des Antenor hat inzwischen Studniczka
nachgewiesen, Jahrbuch 1887 S. 13$ ff.
. Mitteilungen des archäologischen Institutes in
Athen 1883 S. 93.
Taf. XIII. XIV veröffentlicht, der ältere (Taf. 13)

auch in der TV'/prEpi; dp/aLoboyrz.'/j 1883 Taf. 6.
In beiden Abbildungen ist der Kopf zu weit nach
hinten geneigt, wodurch der Eindruck stark
beeinträchtigt wird.
4) Vgl. die Beschreibung in der 'Eyyj.spF dpyyuj-
XeyrzY] 1883 S. 44 n. 26.
 
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