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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Hauser, Friedrich: Zur Tübinger Bronze, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0107

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ZUR TÜBINGER BRONZE.
Die Auffassung der Tux'schen Statuette^ als Wagenlenker hat sich, wie es
scheint, überall eingebürgert; sie erhielt sich auch nachdem man die bestimmte
Deutung auf Amphiaraos oder Baton aufgegeben hatte. Aber der Grund, aus dem
Grüneisen ^ eine mythische Erklärung forderte, läfst sich -— vorausgesetzt, dafs wir
wirklich einen Wagenlenker vor uns haben — nicht so leicht bei Seite schieben.
»Die Kopfbedeckung der Figur, als eine kriegerische erwiesen, läfst keine andere
Erklärung zu, als dafs wir uns einen Elelden zu denken haben.« Der Helm ver-
bietet, in dieser Statuette das Weihgeschenk eines beliebigen Siegers im Wagen-
rennen zu erblicken; nur in kriegerischen Scenen finden wir Wagenlenker mit
Helmen; Wettfahrer bedecken ihren Kopf entweder gar nicht, wie es meistens auf
Vasenbildern dargestellt ist, oder sie tragen eine Mütze oder einen Hut, so wie es
die Votiv-Figuren von Olympia zeigend
Auch die Stellung pafst nicht so gut für einen Wagenlenker als man wohl
glaubt. Auf einem so unruhigen Boden, wie es der Wagenstuhl ist, müssen die
Füfse möglichst weit auseinander gesetzt werden, um einen festen Stand zu ge-
währen. So sind auch an der im Jahrbuche I, S. i/ß abgebildeten Statuette,
ebenso wie an den Bronzen von Olympia, die Füfse weiter von einander entfernt,
als die Kniee. — Friederichs^ nennt die Haltung des linken Arms gezwungen.
Was ihm auffiel, war vermuthlich die wagrechte Haltung des linken Oberarms,
welche für sich selbst Anstrengung erfordert und dadurch dem Unterarm und der
Hand die Kraft entzieht.
Wenn wir die Darstellungen von Gespannen auf Vasenbildern überblicken,
so hnden wir eine ähnliche Armhaltung nur dann, wenn das Gespann in perspek-
tivischer Verkürzung dargestellt ist, nie in der Profilansicht, in welcher gerade diese
Stellung am deutlichsten hervortreten müfste. Daraus geht hervor, dafs die Vasen-
maler bei den Wagenlenkern, welche mit ihrem Gespann in Dreiviertel-Stellung
gegeben sind, den Arm nicht in der natürlichen Fage zeichnen, sondern diese will-
kürlich ändern, um einer perspektivischen Verkürzung des Arms aus dem Wege zu
gehen. Noch ungeschickter wird die Haltung, wenn die Ansicht der Figur von
vorne genommen ist, wie bei der Selene auf einer Schale in Berlinä Unsere An-
sicht, dafs sich der erhobene Arm bei Wagenlenkern nur aus Darstellungschwierig-
1) Jahrbuch :S86 Ttl. 9. Schwabe S. 163 ff. Schwabe, a. a. O. S. 171 Anm. 19, mit Recht zu-
2) Die altgriechische Bronze. S.-A. S. 41. rückgewiesen.
3) Furtwängler, Bronzefunde S. 30. ^ Furtwängler no. 2293. Zugänglich abgebildet in
4) Bausteine no.49; den Zusatz von Wolters, no. 90, Roscher's Lexikon S. 1277 (als Eos),
welcher dieser Beobachtung widerspricht, hat
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