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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Dümmler, Georg Ferdinand: Silberner Schmuck aus Cypern
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0106

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assyrische Gewandsäume mit figürlicher Weberei und Quastenbesatz'. Wenn auch
keine der beiden Hauptdarstellungen ebenso auf einem assyrischen Gewände denk-
bar wäre, der streng heraldische Charakter jener Webereien ist gewahrt. Dafs der
thierhaltende Dämon in dieser Form ächt kyprisch sei, beweist der Skarabaeus; er
ist wegen seiner Ruhe und Symmetrie hier bevorzugt vor dem ächt assyrischen
Schema des Mannes, welcher einen Löwen oder einen Greif bekämpft, das auf den
Silberschalen so beliebt ist.
Im Laufe der Untersuchung stellten sich mancherlei Berührungen mit andern
nichtkyprischen Gruppen ältester Kunstindustrie heraus. Es ist lehrreich, hier einige
verwandte, aber abweichende Lösungen desselben Problems innerhalb dieser Gruppen
zu beobachten. Das Problem ist, einen nahezu quadratischen Raum mit einer
Gruppe derart zu füllen, dafs aus derselben eine Hauptperson herrschend hervortritt.
Diese Forderung wird auf unserm Gürtel (i) erfüllt durch den thiertragenden Dämon,
auf dem rhodischen Goldschmuck tritt an seine Stelle die persische Artemis (2),
auf Gold- und Elfenbeinschmuck des Typus Regulini-Galassi erscheint ein stehender
Mann zwischen zwei aufrecht stehenden Löwen''g ebenso auf dem von Furtwängler
publicierten Goldschmuck aus Korinth Arch. Zeitg. 1884 Taf. 8, $ und / (ß). Ein
Mann, welcher zwei fabelhafte Ungeheuer bändigt, kommt auf Inselsteinen vor,
z. B. Milchhöfer Anfänge S. (4). Alle diese Typen sind Brechungen assyrischer
Vorbilder. Am nächsten steht denselben im Stil der Dämon des kyprischen Gürtels,
aber unassyrisch ist bei allen vier Typen die strenge Symmetrie, bei 2 überdies die
Wandelung des Geschlechts, bei ß und 4 die leichte oder fehlende Bekleidung des
Mannes. Wenn 1 eine kyprische Umformung des assyrischen Typus ist, so scheinen
2, ß, 4 vorderasiatische Weiterbildungen zu sein aus nachmykenischer Epoche.
Wie mit dem kyprischen Kunsthandwerk, so sind jene Gruppen auch unter einander
durch mannigfache Fäden verknüpft; es steht zu hoffen, dals wir die Entstehungs-
orte dieser Stilarten einst nicht allzu weit von einander werden fixieren können.
Wir müssen uns nur immer gegenwärtig halten, dafs nicht alles ungriechische, das
nicht direct ägyptisch oder assyrisch ist, deshalb gleich phönikisch sein mufs. Die
ziemlich talentlose phönikische Kunstindustrie ist nur eine von den zahlreichen
Brechungen der beiden grofsen Culturen des Orients. Selbst die kyprische Kunst
wird man vorsichtiger als eine besondre Mischkunst behandeln und nicht ohne
weiteres als Mafsstab für das Kunstvermögen der Phöniker benutzen.
Halle, April 188/. Ferdinand Dümmler.

') Die Fransen sind allerdings auch ein ägyptisches
Gewandmotiv, doch sind die ägyptischen Fransen,
Fransen durch Knoten zu Troddeln zu verei-
nigen ist speciell assyrische Sitte,
q I 82, 83, II 106. Auf dem
Goldschmuck I y6, 1—4 erscheint zwischen zwei
 
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