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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Boehlau, Johannes: Frühattische Vasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0046

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i. Dreihenklige Kanne der Sammlg. d. Arch. Gesellsch. zu Athen (no. 2696).
H. o.$2$. Gefunden »sv hscet AvctXctioc Toä uHoo 14c stc 600a«.
Abgebildet auf Tafel ß im Mafsstabe von die Form auf Tafel 4. Die Technik
ist die der Dipylonvasen: brauner Firnifs auf dem eigentümlichen, schönen hellen
Thongrunde ohne Anwendung von Gravierung oder aufgesetzten Farben. — Für
den gesammten Aufbau lassen sich die der geometrischen Keramik eigenen schlanken
Gefäfse mit hohem Flalse vergleichen (Conze, Z. Gesch. d. Anfänge gr. Kunst T. 11a.
V ia, besonders auch die schlanke berliner Kanne Furtwängler Taf. V no. 4/). Diese
Form sowie auch den hohen Rückenhenkel kennt der mykenische Stil nicht, die
Verbindung der drei Henkel aber ist eine Entlehnung aus diesem (vgl. Furtwängler
u. Löschcke, Myk. Vasen T. XTIV. no. ß/— 40). Das beweisen am besten die geo-
metrisch dekorierten Hydrien XwM/f 18/2 t. W9, die durch ihre gedrückte Form,
und Samml. d. Arch. Ges. no. $86 (Collignon no. 48; T. I. no. 9), die aufserdem
noch durch die plastisch angegebenen Brustwarzen auf mykenische Vorbilder
hinweisen. Ein weiteres Beispiel der drei Henkel an geometrisch gestalteten Kannen
giebt das kleine Gefäfs auf dem Deckel der Vase von Curium (Cesnola-Stern T. 68);
unsere Kanne und diese wären also die ersten Vorläufer der späteren HydriafornH.
Etwas verschieden ist no. 10 unserer Gruppe. Zu den aufgelegten, modellierten
Kanten an Henkeln, Mündung und Schulter liefern geometrische Vasen mit Schlangen
auf den Henkeln die nächsten Analogien, vgl. Samml. d. Arch. Ges. 2448. 284$.
Berlin 2940 (abgeb. Jahrbuch I S. iß5).
Betrachten wir die Dekoration, so ist die Anordnung derselben in breiten
und schmalen Streifen um das Gefäfs herum ebenso wie die Benutzung der freien
Halsfläche zur Anbringung eines quadratisch eingefafsten Bildes ganz im Sinne der
älteren Kunst, letztere sogar specihsch geometrisch. Gegen die charakteristischen
Eigentümlichkeiten des geometrischen Stiles aber verstöfst der Mangel einer verti-
kalen Teilung wenigstens des Haupt-Streifens und der Wechsel der Darstellung auf
Vorder- und Rückseite, die auf geometrischen Vasen teils aus Stoffarmut teils nach
Stilprincipien meist gleich verziert werden. Hier bieten die rhodischen Gefäfse die
nächste Parallele, die durchgehends die Vertikalteilung verschmähen. Auch die
mykenische Keramik kennt keine Vertikalteilung bis auf eine gewisse Klasse, die
aber auch durch ihre Muster als unter geometrischem Einflüsse stehend nachge-
wiesen ist, vgl. Myk. Vasen, Text S. XII.
Weder stilistisch noch inhaltlich fällt die Darstellung des Halsbildes aus
dem geometrischen Kreise heraus: ein Chor von sechs Männern unter Anführung
3) Beachtenswert erscheint die Art der Henkel-
Stütze der Kanne, die von den im geometrischen
Stile und späterhin (z. B. bei den Kantharen)
üblichen verschieden ist: ein bis fast zur oberen
Biegung des Henkels zwischen diesem und dem
Halse stehen gebliebener Steg mit zwei Vertikal-
reihen von je sieben runden Oeffnungen. Es
gewinnt in gröfserem Zusammenhänge Gewicht,

dafs wir dieselbe Form der Stütze bei schwarzfigu-
rigen Prothesisamphoren wiederfinden: Sammlg.
d. Arch. Gesellsch. zu Athen no. 84; Berlin
1887, wo die Löcher nur nicht wirklich durch-
gebohrt, sondern durch weifse ausgefüllte Kreise
angedeutet sind. Es ist dies ein kleines, aber
bezeichnendes Zeugnifs für die zähe Tradition
 
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