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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Studniczka, Franz: Die bemalten Deckziegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0083

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sind, kann sich davon mit Hilfe eines gröfseren giebelförmig zurechtgelegten Buches
überzeugen.
So scheint es mir denn kaum zweifelhaft, dals Birch und Furtwängler (zu
H und 7?) im Rechte waren, wenn sie das Gerät für einen Firstdeckziegel erklärten.
Welcher Art aber die Giebelbauten waren, denen sie angehörten, das liels sich
leider bisher nicht feststellen. Zwar in den Bereich der Gräberarchitektur weist
schon die Verzierung mit kleinen Figuren, welche die Anbringung in mehr als
Manneshöhe ausschliefst. Auch sind AZ— 0 in Gräbern jenseits des Ilissos gefun-
den. Schlecht passen hingegen die auf der Akropolis ausgegrabenen Bruchstücke
No. / — n dazu, ohne dafs ich sie als entscheidenden Beweis für aufsersepulcrale
Verwendung anführen möchte, da auf der Akropolis auch Fragmente von Grab-
lekythen und Prothesisvasen zu Tage kommen, eine Tatsache, die noch ihrer
Erklärung harrt. — Giebelförmig eingedeckte Ziegelgräber an welche Furt-
wängler denkt, könnten wol eine ähnliche Firstdeckung haben, wie sie auch italische
Steingräber nachbilden aber schwerlich eine so zierlich bemalte und so zerbrech-
liche, da sie, meines Wissens, mit Erde bedeckt wurden. Auch sind AZ und TV
nach Angabe des zuverlässigen Kunsthändlers, von dem sie die archäologische
Gesellschaft erworben hat, nebeneinanderliegend in einem schmalen flachgedeckten
Ziegelgrabe gefunden. Ferner wäre es immerhin sonderbar, dals niemals eines von
den vorauszusetzenden fünf oder mehreren Zwischengliedern zu Tage kam. Endlich
eignet sich offenbar das geschlossene Ende mit dem vorgelegten Kopfe schlecht
zum Akroter. Einen einleuchtenden Vorschlag weifs ich aber nicht zu machen, nur
darauf möchte ich hinweisen, wie sehr unsere Imbrices an die Tonverkleidungen
erinnern, mit denen, wie uns das schöne Winckelmannsprogramm der Olympia-
Architekten gelehrt hat, das Holzgebälk der ältesten dorischen Bauten verkleidet
wurde. Wie diese haben auch jene in den feuchten Ton gemachte Bohrlöcher,
welche zur Befestigung auf einer hölzernen Unterlage dienen konnten, Z?UZ)D am
Mündungsrande, meist zwei im Scheitel desselben, W am geschlossenen Ende,
beiderseits des Kopfes. Den Holzgiebel, für welchen diese Firstziegel bestimmt
wären, dächte ich mir nicht stärker, als die Länge der Unterkanten an den Ziegeln,
also als Bekrönung eines Aufbaus nach Art der Stelennaiske. Das aufgebogene
Ende könnte natürlich nicht offen bleiben; es wäre durch ein Akroter in Form
eines Zweidrittelkreises verschlossen, wie es an den Grabmälern auf bunten Lekythen
des fünften Jahrhunderts nicht selten ist. Der Imbrex wäre demnach ähnlich
angebracht, wie der im Allgemeinen gleichgestaltete rückwärtige Fortsatz der
Mittelakroterien auf Marmorstelen. Die Verwendung solcher eingedeckter Holzstelen
vermag ich freilich nicht nachzuweisen.
Athen, April 1886.
Franz Studniczka.

Wie Stackeiberg, Gräber der Hellenen T. y, iß.
 
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