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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Robert, Pierre Charles: Beiträge zur Erklärung des Pergamenischen Telephos-Frieses, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0273

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nischen Reiches, wie es die dankbare Grofsmuth der Römer nach der Schiacht bei
Magnesia gestaltet hatte; Haimos der Thraker, Hcloros und Aktaios die Skythen
sind die mythischen Repräsentanten der europäischen Unterthanen der Attaliden,
und das zwar freundschaftliche aber doch etwas kühle Verhäitnifs des Tlepolemos
zu Telephos giebt treffend die Stellung von Rhodos und Pergamon während und
nach dem Kriege mit Antiochos wieder. In diesem Ideenkreisc wird man auch
die Erklärung für die charakteristischste der neugeschaffenen Figuren, die Hiera, zu
suchen haben. Das poetische Vorbild für dieselbe ist ja unverkennbar die Pen-
thesileia der Aithiopis, aber auch mit der Helena wird sie bei Philostrat, gewifs im
Anschlufs an die pergamenische Quelle, verglichen. Der Name (Epa, der sich nach
Köhler's freundlicher Mittheilung auch auf einer attischen Inschrift findet, steht
neben 'Epm wie Khsrr/j neben KAt-E und ist Kurzform eines doppelstämmigen
Namens, wie Ispmv von 'EpoxiGp oder 'EpEvoyo?. Wie aber lautete der Vollname?
Vielleicht ist es gestattet an Hierapolis zu erinnern, als an eine der gleichfalls nach
Magnesia zu dem pergamenischen Reiche hinzugekommenen Städte, wenn ich gleich
nicht anzugeben vermag, warum gerade sie von der Sage in dieser Weise bevorzugt
wurde. Hiera wäre dann die Eponyme von Hierapolis. Sie wird zur Heldin der
Kaikosschlacht, sie wird zur Gattin des Telephos und tritt als solche an Stelle
der trojanischen Königstochter Astyoche, die bei den LogographeiV sicher nach
dem Vorgang des Epos^ als Gemahlin des Telephos und Mutter des Eurypylos
erscheint. Da die pergamenische Sage den Eurypylos nicht brauchen kann, mufs
auch Astyoche beseitigt werden. Statt Eurypylos sind in der hellenistischen Sage
schon frühe Teuthras und Tyrrhenos die Söhne des Telephos h
Noch auf einer Anzahl gröfserer und kleinerer Bruchstücke sind Reste von
Kampfscenen erhalten; dafs ein Theil derselben zur Kaikosschlacht gehört, läfst
sich von vorn herein vermuthen und für einzelne auch wahrscheinlich machen, aber
nur durch den erst in einem späteren Stadium der Untersuchung zu erbringenden
Nachweis, dafs dieselben zu keinem anderen Theile des Frieses gehört haben kön-
nen. Wir verlassen also vorläufig die das Mannesalter des Telephos veranschau-
lichenden Scenen und werden uns in einem folgenden Abschnitt zu den Darstel-
lungen aus seinem Jünglingsalter wenden.
(Fortsetzung folgt.)
Berlin. C Robert.

?) Akusilaos in Schol. Odyss. A. 519, vgl. Apollo-
dor III 12,3.
9 Die Bestechung durch den goldnen Weinstock,
von welchem ein Fragment der kleinen Ilias
handelt (Schol. Eur. Troad. 821, Orestes 1392),
hat diese Verschwägerung zur Voraussetzung;

pides, mit gegen Troia zu Felde zu ziehen.
9) So schon bei Lykophron v. 1248 in dem viel
umstrittenen Abschnitt, dessen Echtheit nach
meinem Dafürhalten jetzt durch U. von Wila-
mowitz de Lycophronis Alexandra (A^A ^<rA<?A AfA
CytyA. 1883) endgültig erwiesen ist.


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