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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Gercke, Alfred: Apollon der Galliersieger
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0278

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kannte: mit theatralischem Pathos schreitet der Gott dahin, nur der ausdrucks-
volle Mund und die zitternden Nasenflügel verraten dem aufmerksamen Beobachter
eine innere Erregung, aber das feste Auge und die fast faltenlose Stirn lassen, neben
der gesamten siegesfreudigen Haltung, keinen Zweifel darüber aufkommen, dafs der
Künstler den Eindruck des Furchtbaren und Grausenerregenden eben nicht hervor-
rufen wollte. Dasselbe gilt auch von dem Ausdrucke des freilich strenger model-
lierten Steinhäuserschen Kopfes. Es ist daher der Satz »dafs das ganze Pathos dieses
Apollotypus auf das vollständigste mit der Erklärung des Typus als Aigisschüttlers
in Einklang steht« geradezu umzudrehen: zu der gesamten Erscheinung der vati-
kanischen Statue wie ihres Vorbildes pafst ein Gorgoneion nicht. Mag man sich ein
solches auch aus dünnem Metall gebildet denken, massig fallen dennoch seine Falten
von der Hand hernieder, und parallel neben den Falten des herabhangenden Mantels
würden sie einen unerträglichen und störenden Eindruck hervorrufen.
Die Stroganoffsche Bronze hat das ganze Unheil angerichtet: sie hält in der
Linken den Rest eines Felles oder Tuches, welcher mit dem Mantel des Gottes
nichts zu thun hat. Ob das Fell einer Aigis weggebrochen ist, ob die Haut des
Marsyas etwa von dem Gotte gehalten wurde, kann man nicht entscheiden, bevor
die Bronze einmal gründlich gereinigt wird'k Aber wie das Urteil demnächst auch
ausfallen wird, jedenfalls ist der Verfertiger derselben seine eigenen Wege gegangen
und hat schlimmsten Falls sich zur Unzeit jener Iliasstelle erinnert: nach seinem
Machwerke das Kunstwerk vom Belvedere beurteilen wollen heifst einem grofsen
Künstler Unrecht thun.
Berlin. Alfred Gercke.

A Kieseritzky Arch. Zeit. XU 1883, 36.

0 Vgl. Kieseritzky S. 34.
 
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