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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 2.1887

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Koepp, Friedrich: Giganten in Waffenrüstung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36645#0284

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Warum soHte die Vasenmalerei und die Kunst überhaupt ihre gute alte
Überlieferung aufgegeben haben, wenn diese der anderen, welcher man Concessio-
nen machte, gleichberechtigt gewesen wäre? Wenn die Vorstellung von den ge-
wappneten Giganten und jene andere von Alters neben einander bestanden hätten,
und zwar so, dafs die zweite die weitaus verbreitetere gewesen wäre, wie unbe-
greiflich wäre es dann, dafs diese zweite Vorstellung so spät und dann noch so
schüchtern in der Kunst auftritt, und der Künstler, der frei nach ihr hätte schaffen
sollen, wenn ihm denn, sonderbar genug in dieser späten Zeit, die Vorbilder fehl-
ten, sich mit den alten Rüstungen der anderen Tradition noch lange herumschleppt!
Woher aber stammen die gewappneten Giganten, wenn nicht aus einer
Überlieferung des Mythos? Die Antwort wird der Leser schon errathen haben: die
ältesten Darstellungen der Gigantomachie sollen sie uns mit aller Deutlichkeit geben.
Von dem höchst alterthümlichcn Pinax aus Elcusis, dessen Fragmente zum
Thcii in der Ay. 1885 T. IX. 12. 12a abgebildet sind^, sagt Mayer (S. 284):
»Noch nicht einmal die gewöhnlichsten Formen desUnterliegens sind für die Gigan-
ten verwendet, sondern es wird mit dem uralten Schema zweier bei einer Leiche sich
gegenüberstehenden Krieger operirt, eine recht unpassende Verwcrthung heroischer
Motive.« Auf der Vase von Gäre (d/A. <Z. Z VI. \ II. tav. y8) sehen wir Zeus als
Hopliten mit dem Schwert und, freilich schlangenumsäumtem, Schild, über der
Leiche des Agasthenes gegen Hippialtes und Hyperbios kämpfen. Auch im Giebel-
feld des Schatzhauses der Megarer wird eine Lanze seine Waffe gewesen sein, nicht
der Blitz (Mayer S. 28y).
Bedarf es noch eines Wortes um zu zeigen, dafs die älteste Kunst in der
That, als ihr die Aufgabe gestellt ward die Gigantomachie zu schildern, die für die
Heroenkämpfe erfundenen Typen auf die Götterschlacht übertragen hat? Oder glaubt
Jemand, dafs je eine Überlieferung des Mythos den Zeus mit Schwert und Speer
statt mit seiner eigensten Waffe, dem Blitz, gegen die Giganten kämpfen iiefs?
Aber nicht Zeus allein mufste dem alten Schema sich anpassen. Hera selbst
trägt einen Helm (Mayer S. 328ff.), Poseidon legt den Panzer an; auch ihm
den Helm aufzusetzen hinderte, wie Mayer (S. 318) richtig bemerkt, von vornherein
die den Hintergrund deckende Insel, welche schon in jener alten Zeit eine so grofse
Rolle gespielt haben mufs, dafs man sie nicht wegzulassen wagte — auch ein Be-
weis dafür, wie wenig Ähnlichkeit die Schilderungen der alten Gesänge mit den
einförmigen Kämpfen der Kunstwerke gehabt haben müssen. Auch Dionysos er-
scheint auf den älteren Darstellungen gewappnet. Ares unterschied sich ja ohnehin
nicht von einem sterblichen Helden. Wenn man so selbst die Götter anfangs von
Helden der Ilias kaum unterschied, konnte man noch weniger Bedenken tragen,
ihre Gegner einfach als gewappnete Männer darzustellen. Dafs man dann dem Zeus
früher seinen Blitz zurückgab als den Giganten die ihnen nach der Dichtung zu-
kommenden Waffen ist nicht wunderbar. Die Götter stellte die Kunst in hundert

Die von Studniczka, Jahrbuch I S. 92, 19 beschriebenen zwei weiteren Fragmente sind noch
nicht publicirt.
 
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