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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 6.1833

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3. Heft
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Nachrichten von Büchern
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https://doi.org/10.11588/diglit.42038#0312

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21. Nachrichten von Büchern.

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Fressen, Durchschlagen, Drahtziehen, Röhrenziehen, Walzen u. s. w.; sogar rom An-
fertigen der Fadennudeln: ferner vom Copiren mit veränderten Dimensionen, z. B. mit
dem Storchschnabel, das Drehen der Rosetten, die zur Verzierung dienen, das Copiren
der Prägestempel nach kleinen Dimensionen durch eine Spiralbewegung, das Schrau-
henschneiden u. s. w. Der Erfindung des Uhrmachers Go na rd in Paris wird Er-
wähnung gethan , der vor einigen Jahren eine Methode erfunden halte, yon einer und
derselben Kupferplatte Abdrücke von verschiedenen Dimensionen zu machen ; die so-
wohl kleiner als gröfser als das Original sind. Ferner findet man eine Notiz über die
neue Methode des Herrn B a t e s, von Medaillen abzugravireo, und der Verfasser giebt
Gelegenheit, die Vortrefflichkeit derselben aus dem Titelblatte zu entnehmen, das durch
einen Kopf von Roger Baco geziert ist, der nach einer in München geschlagenen
Medaille abgravirt worden. Man kann den beinah plastischen Darstellungen, welche
diese Manier liefert, seine Bewunderung nicht versagen. Endlich wird der von einem
Ingenieuroffizier zu Miin ch en erfundenen, höchst bewundernswerten Methode erwähnt,
Gespinste nach beliebigen Mustern unmittelbar durch Elsenraupen anfertigen zu lassen.
Pieferent fügt hinzu, dafs der Hauptmann von Heben st reit Erfinder dieses Verfah-
rens ist, das in den Münchener Denkschriften von 1817—1818 beschrieben worden;
er selbst hatte früher Gelegenheit, eine aus der Matte dieser Thiere gewebte Mont-
golfiere zu sehen, die ohne Naht 2| Fufs hoch war und 2fFufs im Durchmesser hatte;
unten wurde sie durch einen schmalen Fischbeinstreifen auseinander gehalten, und er-
hob sich an die Decke des Zimmers, wenn man nur einen Fidibus, oder einen Thee-
löffel voll Weingeist darunter anzündete. Der Quadr.atfufs von diesem Gespinnst wiegt
nur 0,036 preufs. Grän. Mit dem zwölften Kapitel schliefst der erste Abschnitt; es
enthält die Methode, die man beim Besuchen von Manufacturen und Fabriken anwen-
den müsse, um sowohl über die commerziellen Verhältnisse, als über die Fabrlkalions-
methode die wichtigsten Notizen zu erlangen. Es wird besonders empfohlen, sich vor-
her ein Schema über alle dahin bezügliche Fragen zu entwerfen , um die Antworten
kurz und unvermerkt in die gehörige Rubrik eintragen zu können, weil das Schrei-
ben nicht allein in vielen Fabriken ungern gesehen werde, sondern auch der unmittel-
baren Beobachtung hinderlich sei. Man könne die Skizze dieser Fragen, welche
hei den meisten Manufacturen sich gleich blieben, und die der Verfasser alle aufzählt,
drucken und in Form eines Taschenbuches zusammen binden lassen; man würde erstau-
nen über die Masse von Nachrichten, welche man, schon bei einer kurzen Untersuchung,
auf diese Weise erlangen könne. Er erwähnt noch einiger Vorsichtsmaßregeln, die
man hierbei beobachten müsse; besonders sei es wichtig, sich den Bücken der Arbeiter
zu entziehen, wenn man die Zeit, die sie über eine Arbeit brauchen, heurtheilen wolle,
da sie sich viel mehr anstrengen, wenn sie wissen, dafs man seine Aufmerksamkeit auf
sie richte. Oft lasse sich auch aus den wiederholten Schlägen, die gewisse Operationen er-
fordern, selbst au feer halb des Gebäudes, die Thätigkeit der Arbeiter heurtheilen. Wir sehen
hieraus, dafs dieses Kapitel besonders die Aufmerksamkeit reisender Techniker verdient.
Der zweite Abschnitt, bei weitem der umfassendste, enthält Bemerkungen über das Fabrik-
wesen, in Bezug auf Pihat- und Nationalökonomie. Hier sind die Grundsätze erörtert, die bei der
Bestimmung des Preises, bei der Theilung der Arbeit, bei der Anlage von Maschinen und Fabriken
überhaupt, vorwallen müssen; auch ist von dem Verhältnisse der Fabrikherre« und Arbeiter unter
sich, und zu dem Publikum die Bede; endlich wird die Wirkung der Taxen und Beschränkungen
von Seiten der Regierung, so .wie der Ausfuhr der Maschinen zur Sprache gebracht, und durch die
schlagendsten Beispiele erläutert. Endlich schliefst das Werk mit einer Abhandlung über die Aus-
sichten , welche sich für Fabriken und Manufacturen eröffnen, wenn sie in Verbindung mit der
Wissenschaft bleiben.
Alle diese Gegenstände, die von so wichtigem Interesse sind, hat Herr Babbage mit äufscr-
stem Scharfsinn behandelt, und in der gedrängtesten Kürze einen überaus reichen Inhalt dargeboten.
Fast auf jeder Seite findet man neue und geistreiche Appei^us über Gegenstände, die jede Classe
von Lesern auf das Unmittelbarste berühren, weil sie dem Kreise des läglichen Bedürfnisses angebo-
ren, Hier zeigt es sich, was aus der alltäglichsten practiscben Erfahrung werden könne, wenn sie
durch einen philosophischen Geist getragen wird , der seihst in dem Gemeinsten eine höhere Rich-
tung offenhart und die chaotischen Massen, die in beständiger Wechselwirkung zu einander stehen,
um einen gemeinschaftlichen Miltelpunct zu ordnen versteht,
Potsdam den 20sten December 1832. M. W. Jacobi.
 
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