KREIS ERBACH
Brcilecker Weiterhin rechts vom Burgthor lugt ein bärtiges Menschenhaupt mit vor-
gestreckter Zunge aus dem Maüerzug hervor. (Fig. 26, Schlussvignette.) Die Skulptur
hat der Volksphantasie Anlass zur Sage vom Breilecker am Breiberg gegeben.
Darin trifft die Mähr das Richtige, dass sie die Groteske als ein Zeichen der
Verhöhnung gegen den eindringenden Feind auffasst. An zahlreichen Stadt- und
Festungsthoren, wie beispielsweise zu Mainz, Würzburg, Basel, kommen ähnliche
Gebilde vor. Im Uebrigen gibt sich der volksthümliohe Breilecker, besonders
im Stil der geschupp!en Beckenhaube, als ein Werk der Renaissance zu erkennen
und zeigt so verwandte Züge mit der weiter unten zu erwähnenden Figur an der
Zeughausruine, dass der seltsame Kopf wohl von dort her an seine jetzige Stelle
gekommen sein mag.
Thorhalle Gleichwie am Aussenwerk, so hat sich auch am inneren Burgeinlass das mit
schweren Fisenbändern beschlagene, massive Holzthor nebst Schlupfpförtchen aus
dem 16. Jahrhundert erhalten. Innerhalb der geräumigen, tonnengewölbten Thorhalle
sieht man Ueberreste des Mechanismus zur Handhabung der verschwundenen
Zugbrücke, ferner einen Wellbaum für Hebung und Senkung des Fallgatters, das
hier nicht von oben herabgelassen, sondern, da der Thorbau von einem Wohn-
geschoss überragt ist, aus der Tiefe emporgehoben wurde. — An den Langwänden
der Halle befindet sich einerseits eine Wachtnische, anderseits eine Brunnenverzierung
mit bärtigem Mascaronhaupt und der Inschrift: ST. B. 1743. Daneben
führt eine Spitzbogenthüre in die ehemalige, jetzt verbaute Wachtstube;
an einem Fensterposten nach der Grabenseite steht das Steinmetzzeichen:
Spitzbogig und von derber Struktur ist auch die innere Oeffnung der Thor-
halle, so dass man den Eindruck empfängt, als sei das jetzige Renaissance-
Bunrthor unter Benützung von Einzeltheilen eines älteren irothischen Bauwerkes
OO O
entstanden.
Grundriss Beim Eintritt in den grossräumigen Schlosshof umgibt den Beschauer eine
Baugruppe von überraschender Mannigfaltigkeit des Grundrisses. (Fig. 8.) Man
unterscheidet sofort zwei Sondergruppen: die modernen Schlossgebäude mit durch-
gängigem Slilgepräge der Renaissance, und den Kern einer älteren Burganlage,
worin Romanik und Gothik neben Renaissance - Einwirkungen das Uebergewicht
behaupten.
Alte Burg Wenden wir uns, der historischen Entwickelung gemäss, vorerst der mittel-
altrigen Sondergruppe zu, der Dynastenburg der alten Breuberger und ihrer
nächsten Nachfolger. Auf einer leicht ansteigenden Bodenerhöhung, mit Spuren
des ehemaligen, fast gänzlich eingeebneten Wehrgrabens an der Schlosshofseite,
sehen wir einen machtvollen Bergfried von Gebäuden umringt, zu denen ein monu-
Romanischer mentaler Thorbau im Vordergrund den Zugang öffnet. (Fig. 9.) In der Struktur wie
Thorbau _ , _
in den Einzelformen gibt sich der Bau als ein vorzügliches Werk romanischen Stiles
aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu erkennen. An den Seiten der im
Viereck gestalteten Fassade streben Dreiviertel-Säulen mit Akanthus-Kapitälen empor;
die Säulenbasamente sind theils vermauert, theils zertrümmeit. Der zwischen dem
Säulenpaar sich ausspannende Bogen der Thorfahrt hat eine Scheitelhöhe von 4 m
bei einer Breite von 2,50 m, und zeigt an den Wandungen eine Doppelgliederung
3'-
Brcilecker Weiterhin rechts vom Burgthor lugt ein bärtiges Menschenhaupt mit vor-
gestreckter Zunge aus dem Maüerzug hervor. (Fig. 26, Schlussvignette.) Die Skulptur
hat der Volksphantasie Anlass zur Sage vom Breilecker am Breiberg gegeben.
Darin trifft die Mähr das Richtige, dass sie die Groteske als ein Zeichen der
Verhöhnung gegen den eindringenden Feind auffasst. An zahlreichen Stadt- und
Festungsthoren, wie beispielsweise zu Mainz, Würzburg, Basel, kommen ähnliche
Gebilde vor. Im Uebrigen gibt sich der volksthümliohe Breilecker, besonders
im Stil der geschupp!en Beckenhaube, als ein Werk der Renaissance zu erkennen
und zeigt so verwandte Züge mit der weiter unten zu erwähnenden Figur an der
Zeughausruine, dass der seltsame Kopf wohl von dort her an seine jetzige Stelle
gekommen sein mag.
Thorhalle Gleichwie am Aussenwerk, so hat sich auch am inneren Burgeinlass das mit
schweren Fisenbändern beschlagene, massive Holzthor nebst Schlupfpförtchen aus
dem 16. Jahrhundert erhalten. Innerhalb der geräumigen, tonnengewölbten Thorhalle
sieht man Ueberreste des Mechanismus zur Handhabung der verschwundenen
Zugbrücke, ferner einen Wellbaum für Hebung und Senkung des Fallgatters, das
hier nicht von oben herabgelassen, sondern, da der Thorbau von einem Wohn-
geschoss überragt ist, aus der Tiefe emporgehoben wurde. — An den Langwänden
der Halle befindet sich einerseits eine Wachtnische, anderseits eine Brunnenverzierung
mit bärtigem Mascaronhaupt und der Inschrift: ST. B. 1743. Daneben
führt eine Spitzbogenthüre in die ehemalige, jetzt verbaute Wachtstube;
an einem Fensterposten nach der Grabenseite steht das Steinmetzzeichen:
Spitzbogig und von derber Struktur ist auch die innere Oeffnung der Thor-
halle, so dass man den Eindruck empfängt, als sei das jetzige Renaissance-
Bunrthor unter Benützung von Einzeltheilen eines älteren irothischen Bauwerkes
OO O
entstanden.
Grundriss Beim Eintritt in den grossräumigen Schlosshof umgibt den Beschauer eine
Baugruppe von überraschender Mannigfaltigkeit des Grundrisses. (Fig. 8.) Man
unterscheidet sofort zwei Sondergruppen: die modernen Schlossgebäude mit durch-
gängigem Slilgepräge der Renaissance, und den Kern einer älteren Burganlage,
worin Romanik und Gothik neben Renaissance - Einwirkungen das Uebergewicht
behaupten.
Alte Burg Wenden wir uns, der historischen Entwickelung gemäss, vorerst der mittel-
altrigen Sondergruppe zu, der Dynastenburg der alten Breuberger und ihrer
nächsten Nachfolger. Auf einer leicht ansteigenden Bodenerhöhung, mit Spuren
des ehemaligen, fast gänzlich eingeebneten Wehrgrabens an der Schlosshofseite,
sehen wir einen machtvollen Bergfried von Gebäuden umringt, zu denen ein monu-
Romanischer mentaler Thorbau im Vordergrund den Zugang öffnet. (Fig. 9.) In der Struktur wie
Thorbau _ , _
in den Einzelformen gibt sich der Bau als ein vorzügliches Werk romanischen Stiles
aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu erkennen. An den Seiten der im
Viereck gestalteten Fassade streben Dreiviertel-Säulen mit Akanthus-Kapitälen empor;
die Säulenbasamente sind theils vermauert, theils zertrümmeit. Der zwischen dem
Säulenpaar sich ausspannende Bogen der Thorfahrt hat eine Scheitelhöhe von 4 m
bei einer Breite von 2,50 m, und zeigt an den Wandungen eine Doppelgliederung
3'-