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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0200

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MICHELSTADT

Die Relieffiguren des Schenken Hans von Erbach und seiner Gemahlin
Magdalena zieren zwei getrennte, nebeneinander gereihte Grabplatten. Die rechte
Hand des Ritters ist auf die Brust gelegt und trägt einen Rosenkranz; die Linke
hält das Schwert. Die Rüstung hat manches Uebereinstimmende mit derjenigen
des Schenken Ott, nur ist der Schallerhelm ohne Kamm und minder ausladend.
Zwei Wappenschilde zeigen das Erbacher Dreigestirn. — Frau Magdalena trägt
einen faltenreichen Mantel; Schleier und Kinnbinde umhüllen das Haupt; die zum
Gebet vereinigten Hände sind von einem Rosenkranz umschlungen; über der Figur

O O 7 O

schweben die Wappen der Häuser Erbach und Stoffel. Die Grabmäler sind von
nachstehenden Inschriften umzogen, an denen die Abweichung im Gebrauch
römischer und arabischer Zahlzeichen bei annähernd gleicher Zeitstellung der beiden
Gedenksteine beachtenswerth ist:

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In der Reihenfolge der Grabmäler steht dasjenige des Schenken Valentin
auf der Wende zwischen Gothik und Renaissance. Die Figur des Verstorbenen
trägt einen verkleinerten Schallerhelm; an der gerieften Plattenrüstung sind die
Stosskragen der Schultern und die Kniekacheln von ungewöhnlicher Grösse. Bein-

O O

schienen fehlen; Flandschuhe und abgestumpfte Fussbekleidung zeigen schuppen-
förmige Behandlung. Vom Gürtel Illingen Dolch und Schwert, auf deren Griffen
die Hände ruhen. Auch hier erscheinen in den oberen Ecken des Denksteines
Wappenschilde der Familien Erbach und Stoffel. Aus Meisterhänden ist das Werk
nicht hervorgegangen. Die Inschrift hat folgende Fassung:

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Alle übrigen an der Hochwand des nördlichen Seitenschiffes aufgestellten
Grabplatten stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert; sie sind hinsichtlich ihrer
plastischen Ausstattung nur ornamentalen, nicht figürlichen Inhalts und mit wenigen
Ausnahmen ohne hohen Kunstwerth.

Unter den Grabmonumenten gothischen Stiles ist das Kenotaph der beiden
Schenken Philipp von Erbach f 1456 und Georg von Erbach f 1481 die
hervorragendste künstlerische Leistung. (Fig. 91 und b im Grundriss.) Das Denkmal
besteht aus buntem Sandstein und umschliesst einen Arkadenpfeiler des Hochschiffes
fast zur Hälfte in der Weise, dass die Fläche, von welcher die ritterlichen Figuren
der Schenken sich abheben, gerundet erscheint, während Sockel und Bekrönung
bald nach aussen vortretend, bald nach innen eingezogen sich darstellen. Die
Sockelleiste ist durch eine Schmiege mit dem unteren Inschriftenfries verbunden,
worauf dann eine Hohlkehle mit Wasserschlagsims zum Statuenpodium über-
leitet. An den Seiten wird das Denkmal durch schmale Rundstäbe be-
 
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