Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0245

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
RAIBACH

213

Weder die eine noch die andere Meinung ist zutreffend. Seiner ganzen Anlage
und Mauertechnik nach war das Mühlhäuser Schlösschen (Fig. 1 1 r) ein mittelalt-
riger Wehrbau, eine kleine Wasserburg von der Gattung der sogen. Burgstadel,
und wird den Breubergern als südliche Passsperre in ähnlicher Weise gedient haben,
wie gen West, an der Wendung des Mümlingthales, die ehedem befestigte Propstei
zu Höchst und gen Ost das Thalschlösschen am Neustädter Hof. Die Aussen-
wehr des Mühlhäuser Schlösschens beschränkte sich auf einen Wassergraben, von
welchem in dem unsicheren, durchfeuchteten Wiesenplane ringsum deutliche Spuren
bemerkbar sind. Die Plananlage des Gebäudes bildet ein Rechteck von nur 12 m
Länge und 7 m Breite. Auf der Westfront sind die aus Bruchsteinen errichteten
Hochwände in zwei Geschossen erhalten, die von wenigen ungegliederten Licht-
öffnungen durchbrochen sind. Die drei
übrigen Seiten des Mauerumschlüsses
sind bis zum Sockel abgetragen. An der
Südwestecke springt ein die alte Heer-
strasse beherrschender Thurm vor, der
mit den anstossenden Gebäudetheilen
nur wenig im Mauerverband steht. Das
Innere des mit Schiessscharten ver-
sehenen Thurmes enthält Spuren einer
Wendelstiege. An der Aussenseite und
längs der benachbarten Gebäudeflucht
sind Ueberreste von altem Wandbe-
wurf mit bemalter Quadrirung in rothen
Strichlagen sichtbar, ein im Stadium
der Spätrenaissance mit Vorliebe ge-
pflegter Gebäudeanstrich, so dass die
Annahme nicht unbegründet erscheint,
das Mühlhäuser Schlösschen habe bis weit in's vorige Jahrhundert hinein einem
Breuberger Dienstmann als Burgsess gedient.

Zur Gemeinde Raibreitenbach gehört der nördlich davon, unweit der Mümling ge- Hof Amheiten,

röm. u. mittelaltr.

legene Hof Amheiten, i. J. 1500 urkundlich Arnheiden der Hoff genannt. An Wüstungen
dieser Oertlichkeit oder in ihrer unmittelbaren Nähe lag eine römische Niederlassung,
über welche ein auf der Bibliothek zu Leyden im Original und auf der Hofbibliothek zu
Darmstadt in Facsimile-Nachbildung befindlicher gezeichneter und kolorirter Aus-
grabungsplan nähere Kunde enthält. Nach einer der erklärenden Beischriften, die zwar
undatirt sind, aber nach der Schriftform dem 17. Jahrhundert anzugehören scheinen,
ist »arfyaibett« als Oertlichkeit der Niederlassung beglaubigt und ein Graf Ludwig
von Löwenstein als Urheber der Ausgrabung anzunehmen. Auffallend ist die That-
sache, dass manche der auf dem Plane abgebildeten Funde mit auf Burg Breuberg
vorhandenen römischen Alterthümern Zug um Zug übereinstimmen, wesshalb die
Annahme eines Identitätsverhältnisses nicht ohne weiteres abzulehnen sein dürfte.

Indess, die bewährten alten Forscher J. J. Winkelmann und Daniel Schneider be-
richten mit solcher Bestimmtheit über eine ganze Reihe von im Jahre 1543 auf

Fig. Iii. Raibach.

Mühlhäuser Schlösschen ; Ansicht und Grundriss.
1/J00 w. Gr.
 
Annotationen