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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0050
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4(i

REMAGEN.

Martinus geweihte Kirche, die 1117 schon antiquissima genannt wird und in demselben
Jahre unter die AKlei Siegburg gelangle. Letztere gründete für den Chordienst eine Prop-
stei dazu.2 In Folge der Uebertragung des Hauptes des h. Apollinaris im Jahre 1164
hierhin nahm die Martins-Kirche den Namen des h. Apollinaris an. Die Pfarrkirche wurde
gemäss einer an der Aussenwand des Chores befindlichen Inschrift in Folge eines Neubaues
im Jahre 1246 geweiht.3

8.

Romanisches Portal zu Remagen, 10' 11" hoch, 9' lichte Bogenweite, hergestellt
aus Trachitsteinen des Siebengebirges, und nunmehr in eine moderne Hofmaucr des Pfarr-
hauses eingefügt. Bei der Betrachtung dieses Portales sind besonders zwei bisher niemals
berücksichtigte Momente ins Auge zu fassen:

1) dass die neben dem Thorbogen regellos eingemauerten sculptirten Steine als Neben-
pforte in der Weise reconstruirt werden müssen, wie dies zuerst in bauverständiger
Weise von Hundeshagen4 und darnach von uns geschehen ist. Den zwingenden
Beweis für die Richtigkeit dieser Reconstruction ergeben die beiden durch letztere
zur Erscheinung tretenden Ecksäulen der Thürwandungen, wie die ausgesparten
Einfügungen und Gesimsleisten am Thürsturze.5

%) Dass einige der vier Säulenbasen noch deutliche Eck-
blätter in der primitiven Pflockform beistehender Abbildung
zeigen.6

Aus letzterer Wahrnehmung gewinnen wir den sichern An-
halt, das Remagener Thor keinenfalls früher als in das Ende des
Ilten Jahrhunderts setzen zu dürfen. Fügen wir dem hinzu,
dass die im Thal liegende, ursprünglich romanische Pfarrkirche
vor 1246 einen gothischen Umbau erfuhr und in diesem Jahre
neu geweiht wurde, so stellen sich keine Bedenken der nahe liegenden

2. Lacomblet, Urkundenbuch, I. 284.

3. Kinkel, die Ahr; p. 182. Binterim und Mooren, Erzdiöcese, I. p. 141.

4. Yormaliges Portal des Pallastes Sconilare zu Remagen. Nach den Besten wiederherge-
stellt von B. Hundeshagen 1824. C. Collard sc. Bonn bei Habicht. Nach diesem Blatte
hat die Sayner Hütte ein Eisenrelief hergestellt. Obgleich der Thorbogen in seinem
jetzigen Aufbau nur einen glatten Schlussstein hat, so fügten wir nach Hundeshagen deren
drei ein, weil die Weite des Bogens dies verlangt.

5. Simrocks Bemerkung (deutsche Mythologie, 2te Aufl., p. 532), dass er auf dem Berge
weitere Fragmente des Portals habe umherliegen sehen, hat uns zu einer sorgfältigen
Nachsuchung veranlasst. Wir fanden im Garten daselbst ausser vielen spätem Fragmenten
indess nur vier sculptirte Capitelle gleicher Zeit und Arbeit. Von diesen zeigen zwei
die Wiederholung des geflügelten Drachen mit dem Zweig im Maule vom dritten Pfeiler
und die beiden gegenüberstehenden Vögel vom Thorbogen, welche hier einen Zweig im
Maule halten. Zum Portale können diese Capitelle indess nicht gehört haben, da ihre Di-
mensionen ganz verschieden sind.

6. Von zwei Säulenbasen sind die Eckblätter abgeschlagen. Dass Braun in seiner Schrift:
das Portal zu ltemagen; Bonn, 1859; weder den ersten noch den zweiten Punkt erkannte,
 
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