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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0106
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102

METTLACH.

Stadtsiegeln.85 Wir sehen in diesem Werke ebenso wie in der Kreuztafel von St. Mathias
eine Schöpfung, die zwar noch unter dem formellen Einflüsse des byzantinischen Typus
steht — wie ihn das Gefalt der Gewänder, die flache Behandlung des Reliefs, die Sitte der ver-
deckten Hände beim Petrus bekundet — aber zugleich schon durchaus den selbstständig erwachten
derben Geist der deutschen Kunst vom Ende des 12. Jahrhunderts ausspricht. Wie es in der Natur
einer beginnenden Kunst liegt, bleibt die Technik zurück hinter der grossartigen Conception,
die sich ganz besonders in der erhabenen Erregtheit der Figur des Heilandes zeigt.86

METTLACH.

Mediolacum, Dorf an der Saar, führt seinen nachweislichen Ursprung auf die angeblich
von dem h. Luitwin, einem austrasischen Herzog und spätem Erzbischof von Trier Ende des
7. Jahrh. gegründete Benedictiner-Abtei zurück, welche nach den Bestimmungen des Stifters
Eigenthum der trierer Erzbischöfe verblieb. Abt Hezzel errichtete gegen das Jahr 1000 die
jetzt noch vorhandene, nach dem Motiv der karolinischen Marienkirche zu Aachen gebaute
achteckige Marien- oder Luitwin's-Kapelle.1

Taf. LXIII.
1,1a —lb.

Kreuzreliquientafel in der katholischen Pfarrkirche zu Mettlach in Form eines Flügel-
altars, 141" hoch, 22" breit und in der Dicke. Dieselbe ist gleich derjenigen der
St. Mathiaskirche in Trier (Taf. LX1I, 1) eine in der gleichen Werkstatt entstandene Nach-
ahmung des von Heinrich von Uelmen aus Konstantinopel mitgebrachten Kreuzreliquiars zu
Limburg. Diese gleiche Werkstatt der Mettlacher und Trierer Tafel bekundet sofort die
typische Aehnlichkeit der Rückseiten. Hier (1 a) finden wir wie dort (Taf. LXII, 1 e)
eine gravirte vergoldete Kupferplatte, auf welcher in gleicher Umrahmung, Stellung, Art und
Gefalt der Gewandung, in der Mitte der segnende Heiland, umgeben von den Sym-
bolen der vier Evangelisten, und oben wie unten die Wohlthäter der Abtei in Halbfiguren
erscheinen.2 0 be n in der Mitte die Trierer dem 10. Jahrh. angehörigen Bischöfe Rupert(us)
epc. und Ekcbert(us) epc, ersterer als Wiederhersteller des Klosters mit einem Kirchenmodell^
letzterer mit Buch und Stab ; diesen zur Seite links die Aebte Folcold(us) Abbs,3 das Bild eines

85. Yergl. p. 90, Anmerk. 51.

86. Wyttenbach, Forsch, über die röm. Alterth. 2. Aufl. 1841. Abbildungen theilweise mit
irrigen Bemerkungen bei Förster, Caumont u. Didron u. s. w.

1. Beyer u. Eltester, Urkundenbuch II p. CLXXX. Interessante Architekturreste der abge-
brochenen romanischen Klosterkirche besitzt der jetzige Inhaber des Klosters Herr Boch-
Buschmann.

2. Dass die typische Aehnlichkeit im Allgemeinen, Abweichungen im Einzelnen nicht aus-
schliesst ist selbstverständlich, so stehen z. B. die Füsse des Heilandes hier auf dem
Regenbogen, hingegen bei der Mathiastafel auf dem Thronschemel, fehlen hier die Sterne
u. Yerzierungen des Hintergrundes u. s. w.

3. Folcold lebte um 1050. Losma ist Losheim und kommt im Güterverzeichniss von Mett-
lach bei Beyer II p. 338 vor.
 
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