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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0073
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PFALZEL. 69

Herkunft des Clausener Altars besitzen wir einen ausdrücklichen Beweis, indem eine gleich-
zeitige Chronik unsern Altar eine tabula pulcherrima ex Brabantia allata nennt, welche der
Prior Johannes von Endhoven stiftete.4

PFALZEL,

Palatiolum, ein fränkischer Königshof an der Mosel unweit Trier, woselbst Ende des
VIJ. Jahrb. ein adeliges Damenstift angeblich von Adela, der Tochter Königs Dagoberts II.
errichtet wurde.1 Hier verweilte der heil. Bonifacius auf seinem Zuge zur Bekehrung der
Friesen. Erzbischof Poppo verwandelte in Folge schlechter Zucht das Frauenkloster in ein
männliches Collegialstift2, das bis zur französischen Invasion fortbestand. Erzbischof Adalbero,
der 1140 hier residirte, erneute die Befestigung von Burg und Ort, welcher in den fol-
genden Jahrhunderten häutig die Residenz der Trierer Erzbischöfe war. 1552 wurde
Pfalzel vom Markgrafen Albrecht von Brandenburg eingenommen und verbrannt, und aber-
mals 1675 und 1689 von den Franzosen zerstört.

11.

Romanisches Processionalkreuz des 12. Jahrhunderts, 21^ Zoll hoch, von Eichenholz
und vorne mit einer Bekleidung von Kupferplatten, welche gravirt, vergoldet und mit Kupfer-
emaillen geschmückt sind.3 Der Körper des Heilandes ist gegossen, vergoldet und lose
aufgelegt. Am Fusse des Kreuzesstammes sieht man die symbolische Figur Adams, über
dem Haupt des Erlösers die Hand Gottes, an den Kreuzenden die Symbole der 4 Evange-
listen in vergoldeten Figuren. Zu letzteren ist zu bemerken, dass der Engelkopf des Mat-
thäus gleich der Christusfigur reliefarlig erhöht erscheint. Der Kreuzesstamm imitirt leben-
des Holz, ist in der Mitte von dunkelgrüner, zu beiden Seiten von hellgrüner Farbe und hat
einen gelben Rand, die übrigen Flächen zeigen auf dunkelblauem Grunde bunte Ornamente

4. Marx, Gesch. des Erzstiftes Trier IV. pag. 272. Achnlichen, wenn auch spätem und mittel-
mässigern Altar der Kreuzigung mit dem Stammbau Christi u. s. w. besitzt die Kirche zu
Merl. Kugl. 270. In der Pfarrkirche zu Clausen befinden sich ausserdem 1) In der Vor-
halle Grabstein in g. Fig. des Philipp von Ottenesch t 1535. Vortreffliche Individualisi-
rung in der Weise Holbeins vergl. Kugl. hl. Sehr. II. p. 2G8. 2) Der Grabstein des
Gottfried von Esch, Bruder des Vorigen u. Wohlthäters der Kirche, deckte ehemals dessen
Grab in der Mitte der letzteren, und ist jetzt in der rechten Seitenmauer vor dem Annen-
altar aufgestellt: Handwerksm. Figur im Harnisch. 3) Schöne Chorstühle mit Masswerk
u. Blattverzierungen vom Ende des 15. Jahrh. zu beiden Seiten des Chores. 4) Zahlreiche
Lichthalter von Schmiedeeisen aus dem 16. u. 17. Jahrhundert.

1. Kraus p. 124 im XLII. Jahrb. d. Vereins v. Alterthumsfr. Barsch, Eifiia illustrata III
2. 1. pag. 482. Beyer und Eltester II. CLXXXIII. Marx IV p. 407. Ladner in den
Mittheil, des hist.-archäol. Vereins I. 75.

2. (-est. Trev. Pertz Mon. 17 0.

3. Zwei ähnliche Kreuze befinden sich im Schatz des Kölner Doms und im Rittersaale des
Schlosses Braunfels. Meine Abbildung des Pfalzer Kreuzes verdanke ich der Güte des
Hrn. Dr. Ladner in Trier.
 
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