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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0059
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OBEKWESEL. 55

OBERWESEL.

Ursprünglich römische Militärstation (Vosavia) 1 , aus welcher frühzeitig ein Königshof,
und auf der südlichen Höhe die Reichsburg Schönberg hervorging. Letztere war Anfang
des 13. Jahrhunderts schon mehreren Reichsministerialen gehörig, ersterer zu einer in thurm-
reichem Mauerringe prangenden Stadt angewachsen, die bis zum 14. Jahrhundert beim Reiche
verblieb.2 Unter den vier Kirchen enthalten die in hoher Lage prächtig thronende Martins-
kirche wie die untere ehemalige Stiftskirche zu unsrer lieben Frau, beide dem 14. Jahrh.
entstammend, eine ganze Reihe vortrefflicher Kunstwerke meist jenes Jahrhunderts.

von Solms mit der Umschrift: Anno domini MCCCCLIX ipsa die sixti obiit magnus
generosus Bernhardns com es Solmtz et dominus in Mintzeberg. Eequiescat in pace.
Amen. Ueber der knieenden Figur und unter dem Baldachin befindet sich eine Dar-
stellung der Verkündigung, bei welcher die segnende Halbfigur Gott-Vaters erscheint.
Höhe des Ganzen ungefähr 9|-'. Vortreffliche Arbeit in rothem Sandstein.

2) Mittelmässiger spätgothischer kleiner Schnitzaltar mit einigen Darstellungen aus dem
Leben der Maria unter dem JNonnenchore an der südlichen "Wand der Kirche.

3) Zwei spätgothische Madonnenstatuen von Holz.

4) Aus der Kirche herrührend, befinden sich im Bittersaale zu Braunfels zwei frühgo-
thische, einfache, silbervergoldete Kelche; ein dem 12ten Jahrh. angehöriges, rohes,
ehemaliges Processionskreuz mit einer dem Kreuz zu Pfalzel (Taf. LIV. Unähnlichen
emaillirten Vorderseite; ein silbernes Weihrauchschiffchen, dessen Behälter von Buchs-
baum mit geschnitzten Eenaissancefiguren geschmückt ist.

Nach Fiorillo, Geschichte d. z. Künste, I. p. 438, befand sich früherhin zu Altenberg
ein goldner Kelch mit der Inschrift: Gertrudis filia B. Elisabeth me fecit. Denselben
führt auch folgendes, p. 296 der Thuringia sacra (Frankfurt 1737) entnommenes Schatz-
verzeichniss auf:

S. Reliquiae et Antiquitates, quae in Altenberga adhuc habentur.

I. Brachium argenteum deauratum, in quo inclusa est magna particula ossis de Bra-
chio S. Elisabethae. (Derselbe befindet sich jetzt in der Schlosscapelle zu Sayn.
Vergl. p. 36. Anm. 6.)
II. Magnus annulus aureus cum rubre lapide, quem Ludovicus Landgravius Hassiae
S. Elisabethae in desponsatione dedit.

III. Toga nuptialis S. Elisabethae, ex rubro holoserico, seu sammet, in qua insigne
Hassicum, duo leones aureis filis per totum intexti sunt, hinc et inde lapidibus
ornata.

IV. Cantarus argenteus amphoram continens ex quo S. Elisabetha Marpurgi in hospi-
tali a se aedificato pauperibus elfudit et inseruiuit, in cuius pede haec est in-
scriptio: Cantarus S. Elisabeth MCCXXXVII. (Die Inschrift befindet sich wie
vermerkt auf dem Deckel.)

V. Pars togae inferioris S. Elisabethae ex diseiplina sibi dato, sanguine adhuc conspersa.

VI. Magnus calix deauratus B. Gertrudis, in cuius pede haec inscriptio est: Gertrudis
filia B. Elisabeth me fecit.

Item alia minora plura, quae omnibus periculosis temporibus mirabiliter sunt conservata.

1. Schmidt, Römerstrassen im XXXI. Jahrbuch d. Vereins v. Alterth.-Fr. im Rheinlande,
p. 138 und 160.

2. Beyer und Eltester, Urkundenbuch, I. p. 58, Nr. 52; II. p. CXXIII. Stramberg, rhein.
Antiqu. II. 7. p. 298 und 617. Marx, Gesch. d. Erzstifts Trier II. 2. p. 117.
 
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