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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0063
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BOPPARD. 59

3.

Grabstein des h. Goar, welcher bis 1660 4 in der Crypta der Stiftskirche über dem
Grabe des Heiligen stand und zu dieser Zeit in die jetzige katholische Kirche übertragen
wurde. Derselbe ist in stark hervortretendem Relief gearbeitet und 6J' hoch. Die Dar-
stellung zeigt den Heiligen in stehender Figur, er tritt auf die nackte Gestalt des Teufels,
hält in der Linken das Modell seiner kleinen Kapelle und scheint in der Rechten (nach
einigen erkennbaren Spuren) einen Pilgerstab gehalten zu haben. Von vier zu den Seiten
schwebenden Engeln tragen die zwei untern den Verstorbenen empor, während die beiden
obern den Baldachin über seinem Haupte halten. Frühgermanischer Stil. Neu bemalt. 5

BOPPARD.

Die Stadt Boppard ist hervorgegangen aus dem befestigten römischen Etappenorte
ßaudobrica an der römischen Rheinstrasse 1 und war im Mittelaller Sitz einer Curtis regia,
welche Otto II. seiner Gemahlin Theophanu 972 schenkte, 2 Otto III. fundirte eine Propslei
hierselbst. Noch jetzt theilt sich das Stadtgebiet in die Unter-, Mittel- und Ober-Stadt,
nach den Gebieten des in der Unterstadt liegenden Königshofes, des die Mittelstadt umfassen-
den-rechteckigen Castrums,3 und der den Kern der Oberstadt bildenden k. Vogtei - Burg

4. Grebel, Geschichte von St. Goar, p. 23. Dielhelm erwähnt noch in der 2. Aufl.. s. rh.
Antiqu. v. 1776 des Grabsteines als in der Crypta der Stiftskirche befindlich.

5. In der Stiftskirche zu St. Goar befinden sich ausserdem noch:

1) Eine vortrefflich gearbeitete, der auf Taf. LXIII. 3 entsprechende, im Sechseck an-
gelegte gothische Steinkanzel. An den 6 Wänden derselben sind die sitzenden Ge-
stalten des Heilandes, der Evangelisten und des h. Goar angebracht. Zu Füssen des
Letztern kniet eine kleine Figur, welche, gemäss dem zugefügten, mit Hammer und
Winkel geschmückten Wappenschilde, den Künstler darzustellen scheint.

2) Weiblicher Grabstein ohne Inschrift in der Westwand. 14. Jahrh. Ganze Figur.
In den obern Ecken zwei Wappenschilde, das eine mit einem Stern, das andere mit
einem Löwen. Gute Arbeit.

3) Grabstein des 1350 gestorbenen inschriftlich bezeichneten Grafen Diether von Katzen-
ellenbogen, Abtes von Prüm.

4) In einer Seitencapelle in reicher Renaissance vom Ende des 16. Jahrh. meist in
Marmor ausgeführt, die Grabmäler des Landgrafen Philipp II. des Jung. v. Hessen
(f 1583) und seiner Gemahlin.

5) Beste eines ähnlichen gut gearbeiteten Grabes befinden sich leider zerstreut auf
dem Archiv-Gewölbe.

6) Beste v. Glasmalereien des 14. Jahrh. im Chor u. südl. S. S.

7) Sculptirte bemerkenswerthe Schluss- u. Kragsteine.

8) Auf der Kirchhofmauer ist ein von Pfalzfeld a. d. Hundsrücken herrührender kleiner
rother Sandsteinobelisk aufgestellt, der jederseitig ein menschl. Gesicht mit be-
deutungslosen Ornamenten zeigt und für gallo-römisch gehalten wird. Abbildung
in Dielhelm's rhein. Antiqu. v. 1776. Vergl. Jahrb. II. p. 149.

1. Schmidt, Pömerstrassen p. 163. Als Ort genannt 820 bei Beyer u. Eltestcr I. 52.

2. Beyer und Eltester, I. p. 262.

3. Der gegenwärtige Chronist v. Boppard W. Schlad hat sich das Verdienst erworben, eine
genaue Karte des Mauerringes des Castrums herzustellen.

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