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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0108
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PACHTEN. ST. WENDEL

ähnlich wie in den Behältnissen von Limburg und S.Mathias Reliquien. Kleine Thüren, aufweichen
in deutscher Kupferemaille in blauen weissumrandelen Feldern, vergoldete, gravirte und in den
Gravuren ncht eingeriebene Figuren angebracht sind, und zwar zwischen den Kreuzarmen zwei
knieende*, wie auf der Mathiastafel Rauchfässer schwingende Engel, darüber die Halbfiguren der
Sonne als emporschauender Jüngling mit einem Flammenbündel und des Mondes als eine sich
verhüllende, die Sichel in verdeckter Hand tragende Frau, S. Maria, S. Johannes der Täufer,
S. Agatha, S. Dyonysus epc. und die 12 Apostel, verschliessen die kleinen Behälter. —
Hoch getriebene Gestalten des Scs. Petr. apls u. Scs Lutwin von vergoldetem Kupfer füllen
die innern Flügel. Umrandet werden letztere sammt der Mitteltafel nach Innen von einer mit bunten
Glasflüssen versetzten, aus dem bisherigen Filigran weiter entwickelten blumenartigen Zier-
leiste, nach Aussen von einem ciselirten Blattornamente, wie es ähnlich an dem Andreasreli-
quiar (Taf. LVII.l) und an der Mathiaslafel vorkommt. Die gravirte Bekleidung der Rahmendicke
(1 b) deutet schon auf gothische Ornamentation. Die Arbeit ist derb und charakteristisch,
indessen später und weniger sorgfältig als diejenige der Mathiastafel.

PACHTEN.

Pfarrdorf im Kreise Sarlouis.

2.

Thürsturz aus rothem Sandstein der im Kirchthurme befindlichen inneren Thüre mit der
Reliefdarstellung eines Mannes, der sich durch Vorhalten von Kreuz und Evangelienbuch
gegen einen Centauren und einen Drachen, welcher letztere, wie der noch im Rachen ersichtliche
Kopfbezeigt, so eben einen andern Menschen verschlang, zu schützen sucht. Man würde an und
für sich ohne Weiteres diese rohe symbolische Darstellung des Kampfes des Christenthums
gegen Unglauben und Laster in frühromanische Zeit setzen, ersieht aber aus der nachweis-
lichen Entstehungszeit im 14. Jahrhundert, dass hier entweder der Fall eines bewussten
Archaismus oder langer Nachdauer älterer Anschauungen vorliegt.1

ST. WENDEL,

eine auf römischem Boden1 befindliche kleine Stadt, welche Namen und Entstehung auf den
h. Wendelinus zurückführt, um dessen Grab sich seit dem 8. Jahrhundert eine Ortschaft
bildete, die in zunehmender Bedeutung im 14. Jahrhundert Balduin v. Trier für sein Erz-
stift gewann.2

3.

Im Sechseck angelegte, ungefähr 9' hohe, gothische Steinkanzel aus dem 15. Jahrh.

1. Jahresber. f. n. Forsch. II p. 100; Reichensperger Schriften p. 83. Anmerk.

1. Erster Bericht des Vereins f. Erforschung und Sammlung v. Alterthümern in dem Kr
St. Wendel u. Ottweiler. 1838.

2. J. Bettingen, Gesch. der Stadt und des Amtes St. Wendel. 1865. Hontheim, Prodrom.!. 370 u. s.w.
 
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