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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0107
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METTLACH. ]Q3

mit einer Zinnenmauer umgebenen, unterwärts Losma benannten Hauses tragend, und Rutwic(us)
abs mit dem Abtstabe, Restaurator loci benannt;4 rechts Johs abas5 und ein unbenannter
Cieriker, welche gemeinsam einen mit einem Zinnenthor versehenen, ein Haus umschliessenden
Mauerring tragen, also wol einen neuen Klosterbau veranlassten oder ähnlich dem Abte
Folcold als Scbenker einer Villa auftreten. Unten entsprechen diesen Clerikern vier Ehe-
paare, welche ihre Geschenke in Gestalt von Mauerkreisen mit Thoren darreichen, nämlich
Gerwin'(us) etCunza, die Eltern des h. Luitwin mit der Schenkung Obeliilgä (Ebelingen),
dann Stephan'(us) u. Bernowida; ferner UdoComes u. seine Ehegattin Matgunt,
zuletzt Folmar'(us) et Berta, die urkundlich 995 auftritt, mit den Schenkungen vonUdera
(Oudern), Gedsceit, Walamuns~t (Walmünster) u. Rodena (Roden). Als Geschenkgeber des
Schreins treten dann noch zu Füssen des Heilandes, das im Schreine bewahrte Doppelkreuz
emporhaltend, Benedict(us) custos u. Wilhelmus Cler(icus) auf. Ersterer dürfte dem Anfange
des 13. Jahrhunderts angehören, da unter dem Abte Johann um 1220, also in der Zeit, der
wir die Entstehung des Kunstwerkes zuschreiben müssen, urkundlich ein Benedictus Custos
lebte.6 — Entsprechend der Rückwand des Mittelfeldes sind auf den Rück- oder vielmehr
Aussen-Seiten der Flügel in denselben Gravuren oben die Verkündigung, unten die Anbetung
der 3 Könige in charakteristischer Bewegung dargestellt. — Betrachten wir das Innere des
aufgeschlagenen Reliquiars, so begegnet uns in der Mitte das eingelegte und herausnehmbare
mit vergoldetem Silber bekleidete Partikelkreuz. Dasselbe ist auf der Rückwand rundum filigranirt,
an den Dickseiten von demselben getriebenen Blattornamente, welches den Innenrahmen um-
randet, verziert, oben mit reichem geblümtem und von Edelsteinen durchsetztem Filigran einge-
fasst und in der für die Sichtbarkeit der Reliquie offen gelassenen Mittelfläche von einem
spätem in Charnieren befestigten cordonnirten Kreuz verdeckt, an dem der Gekreuzigte
in kleiner, alter, nach rechts ausgebogener Bildung und übereinander geschlagenen Füssen
erscheint. In 12 Cassetten unter und 8 solchen über den untern Kreuzarmen befinden sich

4. Buotwig war der erste Abt, den Erzbischof Eupert nach "Wiederherstellung des Klosters
einsetzte.

5. Abt Jobannes lebte Anfangs des 13. Jahrhunderts und schenkte nach einer Notiz in einem
Yerzeichniss der Aebte dem Kloster „la terre de Berns."

6. In No. 80 u. 81 des Chartulars v. 1488 im Besitze des Herrn Boch-Buschmann. In der Mit-
theilung von Cohansen's bei Quast u Otte, Zeitschr. f. ehr. Archäol. I p. 230 ff., in
Avelcher das kleine Denkmal überhaupt seine erste Besprechung und dessen Bückseite die
erste abbildliche Veröffentlichung fand, wird in dem letzten Cieriker, der mit dem Abte
Johannes zusammengestellt ist, eine zweite Darstellung des Wilhelmus clericus vermuthet
und die hier fehlende Namen sbezeichnung damit begründet, dass der bescheidene Künstler
sich nicht zweimal habe nennen wollen. — Beiläufig sei hier eines Boericus v. Bizzendorf
erwähnt, der 1126 ein bedeutendes Vermächtniss zur Anfertigung eines Beliquiars machte-
in der Pfarrkirche zu Mettlach findet man ausserdem zwei in Silberblech getriebene Arme
mit Beliquien aus dem XV. Jahrh.; einen kesseiförmigen 5" u. 6;/ messenden Becher von
Cocosnuss auf drei silbernen Adlerfängen u. mit silbernen Bändern, auf welchen sich die
Inschrift befindet; In hoc vasculo beatus Lutwinus archi-epus Trev. bibere solebat f qui
fuit fundator hujus monasterii.
 
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