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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0056
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52 WETZLAR.

Der Dichter dieses Verses hat sich indessen geirrt; denn die unlere , vom gehörnten Teufel
mit heiden Armen umfasste Figur ist durch vollkommenen Bart als eine männliche charak-
terisirt und dürften beide wol den Gegensatz zu der Muttergottes mit dem Jesusknaben bil-
den. Eine symbolische Bedeutung liegt auch wol den Bestien, aus deren Mäulern das die
obere Thüreinfassung umkränzende Blattornament entspringt, rechts ein Bär, links ein Molch,
wie jenen Thiergestalten zu Grunde , die ehemals wol zu vier, jetzt zu zweien auf den
die Blenden abtheilenden Säulen stehen. Obgleich man in der verwitterten Gestalt der letz-
tern eine Aehnlichkeit mit Affe und Bär finden kann, so glauben wir doch, dass die aus der
Anlage erkennbare Vierzahl dieser Figuren wie die Schriftrollen in den Vorderpfoten der
Bestie links, den Schluss auf die Symbole der vier Evangelisten gestatten. Die vier in den
Blenden stehenden Heiligen stellen dar, Jacobus den Aeltern mit der Muschel, Maria
Magdalena in den Händen die Salbenbüchse haltend, zu ihren Füssen den gehörnten Teufel,
Catharina gekrönt und auf dem Nacken eines gekrönten Herrschers stehend, und Pe-
trus, dessen Linke abgebrochen ist. Die Architectur des Portals gehört noch dem roma-
nischen Stile an , während die Figuren schon frühgermanisch, indess von sehr roher Arbeit
sind, wie letzteres ein Blick auf den untern Theil des Obergewandes der Muttergottes erhärtet.5

3.

Südportal des Thurmes am Dome zu Wetzlar. Im obern Theile des Bogenfeldes zeigt
der thronende Heiland seine Wundmale, verehrt von Maria, Johannes dem Täufer und drei
Engeln; im untern Theile befinden sich zwölf Nischen für nicht mehr vorhandene Statuetten.
Am Mittelpfeiler des Portals steht eine gut gewandete Madonnenstatue mit dem Kinde, dessen
Kopf nunmehr fehlt. Unter den vier männlichen Figuren in den Blenden sind Johannes und
Andreas erkennbar. An den Wandflächen der jederseits vorspringenden Pfeiler setzten sich
die Bilderreihen dieser Figuren fort, von denen jetzt nur noch Jacobus der Aeltere rechts
vorfindlieh erscheint. In der zweiten Etage des Thurmes stehen über diesem Portale auf
Consolen und unter Baldachinen Christus, die Wundmale zeigend, Johannes und Maria da-
neben, und zwei Engel6 zu äusserst. Die obern Figuren gehören dem löten, die untern
dem 14ten Jahrhundert an.

4.

Westportal des Domes zu Wetzlar zwischen den Thürmen. Zu obersl im Bogenfelde
erblickt man die Krönung Mariä mit zwei musicirenden Engeln zur Seite, und einem dritten
krönenden Engel in der Höhe; darunter die Anbetung der h. drei Könige.7 In den Archi-
volten erscheinen in der äussern Reihe rechts vom Beschauer die klugen Jungfrauen mit
emporgehaltenen, links die thörichten mit gesenkten Lampen ; in der zweiten innern Reihe
die durch ihre Kopfbedeckungen charakterisirten Propheten. Die Schlusssteine beider Bogen

5. Am ersten westlichen Strebepfeiler befindet sich auf einer figurirten Console die Gestalt
eines kleinen knieenden Pilgers, welche jedoch zum Portale keine weitere Beziehung zu
haben scheint.

6. Einer derselben fehlt jetzt.

7. Für die Costümkunde sind die geknöpften Aermel eines der drei Könige bemerkenswert!!.
 
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