BOPPARD.
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5.
Die unter dieser Nummer gegebene Abbildung wurde von dem nunmehr verstorbenen
Zeichner dieses Werkes angeblich aus Boppard mitgebracht, stammt aber nach sorgfaltiger
Nachforschung nicht daher. Sie war bezeichnet als eiserner Thürbeschlag durchbrochener
Arbeit. Der Bildschmuck zeigt in der Mitte ein Gesicht, dessen Mund durch zwei Stäbe,
welche die Handgriffe bilden, aufgesperrt wird. Rund herum befinden sich in Rankenwerk
die Kreuzigung, der wiederkehrende Heiland, die Symbole der vier Evangelisten und zwei
Profeten mit Schriftbändern.9
Reichensperger, vermischte Sehr. p. 420. Rhein. Antiqu. 524. Die daselbst 536 erwähn-
ten "Wappen sind nicht zu verwechseln mit denen an den Chorstiihlen selbst.
9. Folgende Kunstwerke in Boppard verdienen einen Vermerk:
1) Im Mittelschiffe der Pfarrkirche unter dem Gewölbe ein grosses hölzernes Triumphal-
kreuz. 13. Jahrh. Ein spätgothisches silbernes Rauchfass im Burgenstil. Eine spät-
gothische silber-vergoldete Monstranz. Goth. Thüren mit Eisenbeschlägen und Löwen-
köpfen an den Paramentenschränken im Chor (Krüger, Taf. III.); ähnliche besassen
früher auch die Portale.
2) In der Carmeliterkirche eine neuerdings dort eingemauerte altchristliche Grabschrift.
(Kreisblatt von St. Goar, Nr. 46 v. 1862 und Annal. d. Yer. f. Nassauische Alter-
thumsk. VII. 2. p. 36); an der südl. Chorwand ein dreisitziger Celebrantenstuhl
von Holzschnitzwerk mit kunstvollem durchbrochenem architect. Baldachin, reichem
Laubwerk und einigen phantast. Figuren, welcher nächst demjenigen zu Kempen
(Taf. XXIII. 1) der bedeutendste im Rheinlande sein dürfte. Oberhalb der Sitze
sieht man die 3 Wappen der Stifter aus den Familien der Braunshorn, Schöneck und
Beyer. 15. Jahrh.; im Chor an der Südseite der Gräbst, in g. Fig. des 1393 gest.
Conrad Kolb v. Boppard, tüchtig aber roh; ebendas. an der Nordseite Marmorepitaph
der Frau Margarethe v. Eitz, f 1500, welches oben die Dreieinigkeit nach Dürer,
unten die Verstorbene mit ihrem Sohne Georg, dem Errichter des Denkmals, zeigt.
Inschrift!, bez. Arbeit d. Loyen Hering v. Eichstädt von 1519; ebendas. Epitaph an
der Süds, in Sandsteinrelief des Joh. v. Eitz, f 1547, und seiner Gemahlin, *j" 1544:
Oben die Taufe Christi, unten 2 Engel mit dem Haupte Joh. d. T., seitlich die Ver-
storbenen. VortreffL Renaissance. Die Inschriften der beiden letzten Grabm. p. 534
ff. der 2. Abth. d. 5. B. d. rhein. Antiquarms; im Schiff Gräbst, des 1483 f
Wilhelm v. Schwalbach und seiner Frau Anna v. Leyen und des 1497 f Siegfried v,
Schwalbach, Sohnes des Vorigen. Gute Handwerksm. A. Im Innern der Kirche
bleiben dann noch zu erwähnen die im Achteck angelegte einf. d. 15. Jahrh. an-
gehörende Steinkanzel mit gemalten Heiligen in den Kleeblattfüllungen, eine gute
aber verschmierte Muttergottes des 16. Jahrh. an einem Pfeiler unter der Orgel, ein
Kreuz von 1465 im Nordschiff ohne Werth u. eine handwerksmässige Pieta des
15. Jahrh. Aussen neben der nördl. Chortreppe eine Muttergottes des 14. Jahrh.
mit vortreffl. Hinterwand in aufgelegtem Holzschnitzwerk. Schöner goth. Eisen-
beschlag an der Sacristeithüre. In der Wand des Kreuzganges befindet sich der
Grabstein des sogenannten Prior Hein, ganze Figur unter goth. Baldachin in ver-
tieften Contouren auf einer Sandsteinplatte. Die Umschrift als Beleg für das Alter
des Carmiliterordens in Deutschland angezogen, zuletzt bei Marx, Gesch. d. Erzstiftes
Trier IL 2. p. 488 und auf 1113 datirt, muss schon nach der goth. Architectur
200 Jahre später gesetzt werden u. dürfte es schwer sein den Namen: „Pater Hein"
aus der Inschrift heraus zu lesen.
3) In den Wänden des ehemaligen Capitelsaales, jetzigen Billardzimmers des zur Kalt-
wasseranstalt umgewandelten Klosters Marienberg, befinden sich 4 Grabsteine mit
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Die unter dieser Nummer gegebene Abbildung wurde von dem nunmehr verstorbenen
Zeichner dieses Werkes angeblich aus Boppard mitgebracht, stammt aber nach sorgfaltiger
Nachforschung nicht daher. Sie war bezeichnet als eiserner Thürbeschlag durchbrochener
Arbeit. Der Bildschmuck zeigt in der Mitte ein Gesicht, dessen Mund durch zwei Stäbe,
welche die Handgriffe bilden, aufgesperrt wird. Rund herum befinden sich in Rankenwerk
die Kreuzigung, der wiederkehrende Heiland, die Symbole der vier Evangelisten und zwei
Profeten mit Schriftbändern.9
Reichensperger, vermischte Sehr. p. 420. Rhein. Antiqu. 524. Die daselbst 536 erwähn-
ten "Wappen sind nicht zu verwechseln mit denen an den Chorstiihlen selbst.
9. Folgende Kunstwerke in Boppard verdienen einen Vermerk:
1) Im Mittelschiffe der Pfarrkirche unter dem Gewölbe ein grosses hölzernes Triumphal-
kreuz. 13. Jahrh. Ein spätgothisches silbernes Rauchfass im Burgenstil. Eine spät-
gothische silber-vergoldete Monstranz. Goth. Thüren mit Eisenbeschlägen und Löwen-
köpfen an den Paramentenschränken im Chor (Krüger, Taf. III.); ähnliche besassen
früher auch die Portale.
2) In der Carmeliterkirche eine neuerdings dort eingemauerte altchristliche Grabschrift.
(Kreisblatt von St. Goar, Nr. 46 v. 1862 und Annal. d. Yer. f. Nassauische Alter-
thumsk. VII. 2. p. 36); an der südl. Chorwand ein dreisitziger Celebrantenstuhl
von Holzschnitzwerk mit kunstvollem durchbrochenem architect. Baldachin, reichem
Laubwerk und einigen phantast. Figuren, welcher nächst demjenigen zu Kempen
(Taf. XXIII. 1) der bedeutendste im Rheinlande sein dürfte. Oberhalb der Sitze
sieht man die 3 Wappen der Stifter aus den Familien der Braunshorn, Schöneck und
Beyer. 15. Jahrh.; im Chor an der Südseite der Gräbst, in g. Fig. des 1393 gest.
Conrad Kolb v. Boppard, tüchtig aber roh; ebendas. an der Nordseite Marmorepitaph
der Frau Margarethe v. Eitz, f 1500, welches oben die Dreieinigkeit nach Dürer,
unten die Verstorbene mit ihrem Sohne Georg, dem Errichter des Denkmals, zeigt.
Inschrift!, bez. Arbeit d. Loyen Hering v. Eichstädt von 1519; ebendas. Epitaph an
der Süds, in Sandsteinrelief des Joh. v. Eitz, f 1547, und seiner Gemahlin, *j" 1544:
Oben die Taufe Christi, unten 2 Engel mit dem Haupte Joh. d. T., seitlich die Ver-
storbenen. VortreffL Renaissance. Die Inschriften der beiden letzten Grabm. p. 534
ff. der 2. Abth. d. 5. B. d. rhein. Antiquarms; im Schiff Gräbst, des 1483 f
Wilhelm v. Schwalbach und seiner Frau Anna v. Leyen und des 1497 f Siegfried v,
Schwalbach, Sohnes des Vorigen. Gute Handwerksm. A. Im Innern der Kirche
bleiben dann noch zu erwähnen die im Achteck angelegte einf. d. 15. Jahrh. an-
gehörende Steinkanzel mit gemalten Heiligen in den Kleeblattfüllungen, eine gute
aber verschmierte Muttergottes des 16. Jahrh. an einem Pfeiler unter der Orgel, ein
Kreuz von 1465 im Nordschiff ohne Werth u. eine handwerksmässige Pieta des
15. Jahrh. Aussen neben der nördl. Chortreppe eine Muttergottes des 14. Jahrh.
mit vortreffl. Hinterwand in aufgelegtem Holzschnitzwerk. Schöner goth. Eisen-
beschlag an der Sacristeithüre. In der Wand des Kreuzganges befindet sich der
Grabstein des sogenannten Prior Hein, ganze Figur unter goth. Baldachin in ver-
tieften Contouren auf einer Sandsteinplatte. Die Umschrift als Beleg für das Alter
des Carmiliterordens in Deutschland angezogen, zuletzt bei Marx, Gesch. d. Erzstiftes
Trier IL 2. p. 488 und auf 1113 datirt, muss schon nach der goth. Architectur
200 Jahre später gesetzt werden u. dürfte es schwer sein den Namen: „Pater Hein"
aus der Inschrift heraus zu lesen.
3) In den Wänden des ehemaligen Capitelsaales, jetzigen Billardzimmers des zur Kalt-
wasseranstalt umgewandelten Klosters Marienberg, befinden sich 4 Grabsteine mit