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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0076
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72 TRIER.

Auch die Bedeutung, welche Trier neben Mainz als ältestes Bisthum in Deutschland
für die Verbreitung des Christenthums in Norddeutschland erlangte, hat eine legendarische
Form angenommen: die Apostelschüler Eucharius, Maternus und Valerius vom heil. Petrus
zur Einführung des Christenthums nach Gallien gesendet, sollen die ersten Bischöfe von
Trier geworden sein.9 Alles was wir an Nachrichten und monumentalen Zeugnissen aus dem
ersten Jahrtausend hesitzen, lässt keinen Zweifel, dass das bischöfliche Trier mit seinen
grossartigen geistlichen Stiftungen von ungleich grösserer Wichtigkeit für die kulturhisto-
rische Entwicklung Deutschlands, als seine übrigen Schwestern war.10 Wie frühzeitig das
christliche Rom,11 umgaben auch Trier ausserhalb bedeutende Gotteshäuser. Unter den-
selben ragen hervor:

1) S. Mathias. Die angeblich im Jahre 70 p. Chr. vom heil. Eucharius gegründete
gleichnamige Benedictinerabtei, deren hohes Alter ein altchristliches Coemeterium bezeugt.12
Vom Erzbischof Egbert wurde dieselbe umgebaut und 978 der Bau einer Maternuskirche zu-
gefügt und sie seit dem 12. Jahrhundert in Folge der 1127 gefundenen Reliquien des Apostels
Mathias nach diesem benannt,1 3 1148 abermals umgebaut und vom Papst Eugen geweiht. Wei-
tere Umbauten fanden im 16. u. 18. Jahrh. statt.14 Berühmt ist das Kloster durch die

des Ver. v. Aiterthumsf. u. in Sehneemann's römischem Trier. 1852. Bedeutende Kesultate
versprechen noch die Ruinen eines röm. Pallastes am Moselufer bei S. Barbara, woselbst
die schönste bisher in Trier gefundene Sculptur, der Amazonentorso, zu Tage kam, und
von welchen noch Ortelius in seinem Itinerarium per Belgic. einen hoch emporragenden
Theil abbildete.

9. Browerus et Masenius: Antiquität, et Annal. Trevirens. Lüttich 1670. I, p. 482. Hont-
heim: Prodromus Histor. Trevirensis. 1757. II p. 747. Act. SS. Ian. II, 917. Gesta Pon-
tificum Tungrensium, Traiectensium et Leodiensium bei Chapeville. 1612. I p. 9. Otto
von Freisingen: Annalen III, 15. Eine Geschichte des Apostelschülers Maternus aus einer
alten Handschrift der Canonie Corpus Christi, abgeschrieben vom Notar "Wilken, in Gelen,
farrag. XXV, 103 ff. Ygl. Walch, de Materno uno u. Friedrich, Kirchengesch. Deutschi. I
421. — Ennen, Gesch. v. Köln I, 60.
10. Aus römischer Zeit wird erwähnt, dass zur Zeit des Aufenthalts des hl. Athanasius
in Trier man mit dem Bauen einer grossen Kirche beschäftigt war und der Gottesdienst in der
noch unvollendeten Kirche gehalten wurde. (Athanas. Apolog. adv. imp. Constant. I 682 ed.
Paris. 1627.) Diese Stelle wurde ohne Berechtigung so verstanden, als ob es früher noch
keine Kirchen in Trier gegeben habe; Aquileja, welches Athanasius ebenso nennt, hatte
gewiss schon früher Gotteshäuser.

11. Vergl. Mittheil. d. histor.-archäol. Ter. zu Trier I p. 79.

12. Die erste Erwähnung bei Greg. Turon. d. vita Patr. c. 17 (Hontheim Podr. 417). Vergl.
Jahrb. d. Ver. v. Alterthumsfr. VII p. 81.

13. Jahrb. v. Hildesheim z. Jahre 1126 u. Marx, Gesch. d. Erzstifts Trier III 167. Nach
Brower I 531, Hontheim I 394 u. Beyer I 395 wurden 1053 die Gräber des Eucharius
u. Valerius hier gefunden. Des letztern Gebeine erhielt Heinrich III für Goslar. Die
Echtheit des Mathiasgrabes wird in Frage gestellt durch die Nachricht der Jahrb. v.
Pöhlde z. J. 1144, wonach Heinrich IL (f 1024) schon vor dessen Auffindung, Theile der
Gebeine des Apostels Mathias der Hauptkirche zu Goslar schenkte.

14. Schmidt IL Lief. s. Baudenkmale Triers.
 
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