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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Schumann, Paul: Jubiläumsausstellung bei Ernst Arnold in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0061

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David Friedrich, Oldach usw. an bis auf Thoma,
Menzel, Trübner usw., alle deutschen Künstler
umfaßte, die im modernen Sinne gute Kunst
geliefert haben. Auch Anton Graff und dem
neu entdeckten Ferdinand von Rayski waren
besondere wertvolle Ausstellungen gewidmet.
Nicht minder erfolgreich zog die Galerie Ar-
nold die moderne graphische Kunst, sowohl
die deutsche, wie vor allem die englische in
den Kreis ihrer Bestrebungen, die nach dieser
Richtung in den köstlichen graphischen Büchern
des neugegründeten Arnoldschen Verlags einen
weithin reichenden Ausdruck fand. An 15000
Bände sind von diesen schon in die Welt ge-
gangen.

Die hervorragende Bedeutung, die die Kunst-
handlung Ernst Arnold durch diese von Be-
geisterung, Idealismus und Energie getragene
Betätigung Ludwig Gutbiers für Dresden und
weit darüber erlangt hat, wird erneut erhärtet
durch die Jubiläumsausstellung, die jetzt in
allen Räumen der Galerie Arnold dargeboten
wird. Als „Kunst der Gegenwart" schließt sie
sich an die erwähnte Deutsche Jahrhundert-
Ausstellung an und wird in der Hauptsache
bestritten durch die Berliner Künstler, die zur
Galerie Arnold seit Jahren in Beziehung stehen.
An hundert größtenteils hervorragende Werke
der Malerei und Plastik hat Ludwig Gutbier
persönlich in den Berliner Ateliers mit siche-
rem Blick für Qualität ausgesucht, im voll-
gepackten Lastauto nach Dresden gebracht und
hier mit dem erlesenen Geschmack aufgestellt,
den wir seit Jahrzehnten an ihm kennen. Ein
Unternehmen ersten Ranges ist so zustande
gekommen, das — wir dürfen das ohne Über-
treibung sagen — die Berliner akademische Aus-
stellung dieses Jahres noch übertrifft. Aus die-
ser selbst sind nur ganz wenige Werke in die
Dresdener Ausstellung übergegangen. Größten-
teils handelt es sich um die neuesten Werke
der vertretenen Künstler. So sehen wir von

Max Liebermann außer der prachtvollen Haar-
lemer Allee von 1906 sein jüngstes Bild „Auf
der Gartenbank", von Lovis Corinth neben dem
überaus lebendigen Bildnis „Pasternack" zwei
prächtige Stilleben, von Slevogt die wie im
Fluge erhaschte Impression eines Einzugs, von
Pechstein ein mit kräftiger Klarheit durchge-
führtes Figurenbild „Bei der Toilette". Neben
ihm sind auch die übrigen Mitglieder der
Brücke — so Schmitt-Rottluff mit einem präch-
tigen roten Blumenstrauß und einem mehr Farbe
als Gegenstand aufweisenden Bauernhaus, Heckel
mit einer Rheinlandschaft bei Säckingen —,
bezeichnend vertreten. Heinrich Hübners weit-
räumige Seebilder von Travemünde sind eben-
so glänzende Leistungen wie Hofers Landschaft
mit Viadukt, Partikels Frühlingslandschaft, ein
Strandbild von Heckendorf und Beckmanns
eigenartig aufgefaßte, in kräftige Gegensätze von
Licht und Schatten gesetzte Szene „Mars und
Venus", und Röhrichts melancholische Schnee-
landschaft. Auch Purrmann, Moll, Pascin, Orlik,
Krauskopf, Kohlhoff, Plontke, Otto Müller, Char-
lotte Berend, Carlie Sohn, von Ausländern Cha-
gall und Münch haben Werke beigesteuert, die
den wohlgeschlossenen Charakter der Ausstel-
lung bestimmen halfen. Von dem Dresdener
Kokoschka, der jetzt nach Wien geht, rührt
ein ganz vorzügliches, farbig wohlausgegliche-
nes Gemälde her, zu dem Dresden mit der Elbe
und der Brücke die Motive geliefert hat; von
demselben ein leuchtendes Farbenkonzert, be-
titelt „Mutter und Kind". Die Plastik ist nicht
minder glänzend vertreten durch Kolbes lebens-
große stehende weibliche Figur in Bronze, durch
Fioris große Kniende in Terrakotta, sowie eine
Fülle plastischer Kleinkunst von Gaul, August
Kraus, Rene Sintenis. Im ganzen eine Aus-
stellung, die dem Ruhmeskranz der Galerie Ar-
nold ein neues glänzendes Blatt einflicht. Möge
der frische Wagemut, der sie geschaffen hat,
seinen Lohn finden. Paul Schumann

C. EBBINGHAUS ^^■fcl'- MEDAILLE

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