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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Esswein, Hermann: Caspar David Friedrich
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0006

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C. D. FRIEDRICH

MONDAUFGANG AM MEER

CASPAR DAVID FRIEDRICH*)

Kinn man dem trefflichen Buche \\ . \\ olf-
radls, das den Meilter Iriedrich mitgefchick-
ter Hand auf feine wahren und richtigen Grund-
lagen zurückfuhrt, noch etwas hinzufetzen? Ich
glaube kaum. Nehmen ließe Qch ihm allenfalls
etwas von der Ausführlichkeit mancher Bild-
analysen, aber die gehören nun einmal zum mo-
dern-wüTenfchaftfichen Apparat eines derart
grundlegenden \\ erkes, und wer die dem fchön
ausgeftatteten Bande reichlich beigegebenen An-
fcha'ulichkeiten in feiner \\ eile nutzt, dem
fchadet zum minderten nicht das Unanfchauhche
einer Analyfe, die weder dem Kunfigenießer
noch fchfießlich auch diefem Kunftforfcher die
Hauptfache ift.

Es ilt ein künftlerifch-geiftiger Gefamtkom-
plex, den der Autor vor uns aufftellt, Cafpar
David Friedrich in feiner Zeit, in jenem er-
fchütternden, von den hochgefpannten Strömen
der Romantik durchzuckten Intervall zwifchen

*) Zu dem Werke: NVilli YVolfradt, Caspar David Friedrich
und die Landl'chaft der Romantik. Mit 93 Abbildungen.
Im Mauritius-Verlag, Berlin 1924.

der revolutionär-napoleonifchen Weltwende
und jener befcheidenen Konfohdierung und
Erholung, die da heißt Biedermeier.
Man hat über dies Gebiet bürgerlichen Klein-
lebens hinweg den Meilter, den die Jahrhun-
dertausitellung von 1906 wieder entdeckte, zu
einem \ orläufer der Moderne, der impreflio-
nifhTchen Moderne machen wollen. Man bezog
feinen Ewigkeilsgehalt auf die Erfchütterimg
durch das damals aktuell Xeue, Erregende, Be-
fremdende. \\ olfradt widerlegt diefen Grund-
irrtmn und zeigt uns, daß das Fremde an Fried-
rich aus anderer \\ urzel kam als die L ber-
rafchungen der Impreffioniltenzeit, in deren
Geilt allenfalls Friedrichs Tatfachenfinn, die
herbe, rationell ftatifche, klaffifche Formulierung
feines romantifchen \\ efens modern war.
Friedrich ein Romantiker? So treulich uns der
Autor die allgemein-geiftigen Zufammenhänge
des Künftlers mit diefer eigentlich ohne bild-
nerifches Korrelat gebliebenen geiftesgefchicht-
lichen Epoche aufzeigt, fo fern fteht Friedrich
doch auch wieder dem, was den Geilt der roman-

Die Kunst für Alle. XXXX. i. Oktober 1924

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