DOI Artikel:
Roh, Franz: Kay Nebel und die Wendung in der Malerei
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0016
KAY NEBEL
ENDISCHE HIRSCHE
KAY NEBEL UND DIE WENDUNG IN DER MALEREI
Wer den \ erlauf moderner Kunli be-
obachte! und die Fähigkeit befitzt, ge-
genwärtigem Leben genau l'o wie den allen
Kunftabläufen in gelaflenem Befchauen und als
gerechter Hiftöriker gegenüberzutreten, dem
wird nicht entgangen lein, dal! wir wieder an
einer Wende liehen. Die Bewegung, wie fie in
Frankreich Ichon etwa 1890 einfetzte mit van
Gogh und Gauguin, übrigens Ichon damals be-
gleitet von einem theorelifcben Programm, gehl
leit 1920 ihrem Ende entgegen, folehr Ge auch
wie jede gelchichlliehe Phale, ein — vielleicht
lehr politives — Nachlehen erfahren wird. Die
ablaufende Epoche kann bezeichnet werden
als die des Expreffionismus, der auf mög-
lichfte Abfolutheit der Form drängte, von dieler
aus die Objekte radikal bezwingen, bald l'ogar
austilgen wollte. \uch halle eine mörderifche
Dynamik eingefetzt, die Formen untereinander
in gewalligen Kampf und Taumel bringend
und das getarnte Leben als Vulkanismus lieh
widerfprechender Strebungen und Kräfte ver-
liebend. Als mächtige Nahform war alle Er
fcheinung groß in den \ ordergrund des Bild
räum es gedrängt worden. Seil etwa 1920 ift in
faft allen Ländern Europaseine Gegenbewegung
fichtbar geworden. Sie fucht flatt brandender
D\ namik. feftigende, gehaltene Statik des Bild-
gefüges zu gewinnen. Sie will zu den abftrak
ten Formen eine fcharfe Gegenftändlichkeit zu-
rückerobern, ja ins Miniaturhafte übeiTteigern.
ohne das Großgefüge des Bildganzen im Stich
zu lallen. Sie will lerner das Nahbild mit dem
Auslaß in einen wieder realer genommenen
Raum verbinden.
Als Vertreter diefer Richtung fei hier Kay
Nebel eingeführt. Er ift wie alle Führer dieler
neuen Möglichkeit durch den Expreffionismus
hindurchgegangen, den er nun aber mit der
Magie der Gegenftändlichkeit zu verbinden
fucht. Nebel ift einer der jungen Profefforen
der KalTeler Akademie. Wieweit lieh leine
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ENDISCHE HIRSCHE
KAY NEBEL UND DIE WENDUNG IN DER MALEREI
Wer den \ erlauf moderner Kunli be-
obachte! und die Fähigkeit befitzt, ge-
genwärtigem Leben genau l'o wie den allen
Kunftabläufen in gelaflenem Befchauen und als
gerechter Hiftöriker gegenüberzutreten, dem
wird nicht entgangen lein, dal! wir wieder an
einer Wende liehen. Die Bewegung, wie fie in
Frankreich Ichon etwa 1890 einfetzte mit van
Gogh und Gauguin, übrigens Ichon damals be-
gleitet von einem theorelifcben Programm, gehl
leit 1920 ihrem Ende entgegen, folehr Ge auch
wie jede gelchichlliehe Phale, ein — vielleicht
lehr politives — Nachlehen erfahren wird. Die
ablaufende Epoche kann bezeichnet werden
als die des Expreffionismus, der auf mög-
lichfte Abfolutheit der Form drängte, von dieler
aus die Objekte radikal bezwingen, bald l'ogar
austilgen wollte. \uch halle eine mörderifche
Dynamik eingefetzt, die Formen untereinander
in gewalligen Kampf und Taumel bringend
und das getarnte Leben als Vulkanismus lieh
widerfprechender Strebungen und Kräfte ver-
liebend. Als mächtige Nahform war alle Er
fcheinung groß in den \ ordergrund des Bild
räum es gedrängt worden. Seil etwa 1920 ift in
faft allen Ländern Europaseine Gegenbewegung
fichtbar geworden. Sie fucht flatt brandender
D\ namik. feftigende, gehaltene Statik des Bild-
gefüges zu gewinnen. Sie will zu den abftrak
ten Formen eine fcharfe Gegenftändlichkeit zu-
rückerobern, ja ins Miniaturhafte übeiTteigern.
ohne das Großgefüge des Bildganzen im Stich
zu lallen. Sie will lerner das Nahbild mit dem
Auslaß in einen wieder realer genommenen
Raum verbinden.
Als Vertreter diefer Richtung fei hier Kay
Nebel eingeführt. Er ift wie alle Führer dieler
neuen Möglichkeit durch den Expreffionismus
hindurchgegangen, den er nun aber mit der
Magie der Gegenftändlichkeit zu verbinden
fucht. Nebel ift einer der jungen Profefforen
der KalTeler Akademie. Wieweit lieh leine
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